Zwergenkinder 3
Hand leicht ihren Bauch.
»Lange Jahre habe ich Bagalons Zorn hingenommen«, fuhr Wendur fort. »Aber nun erwartet meine Gemahlin ein Kind, das eines Tages den Thron von Rugala besteigen soll. Doch ohne Magie wird unser Königreich schnell untergehen. Wenn der Nebelring nicht aufrechterhalten wird, werden die Wassergeister des Meeres irgendwann große Teile der Insel überschwemmen, oder die Insel wird durch kriegerische Seefahrer erobert.«
»Das bedeutet, Ihr müsst Euch mit Bagalon versöhnen, damit auch Euer Nachfolger die Magie erlernen kann«, stellte Olba fest.
»So ist es«, sagte Wendur. »Je eher, desto besser. Immer wieder habe ich in den letzten Jahren versucht, Verbindung zu Bagalon aufzunehmen. Aber sein Bann lässt mich nicht nahe genug an den Berg Kamlor heran, um ihm meine Gedanken zu schicken. Davon abgesehen, scheint er noch immer sehr wütend auf mich zu sein, denn wann immer ich mich auch nur den Ausläufern der Berge näherte, wurden mein Gefolge und ich von Drachen angegriffen, zweifellos auf seinen Befehl hin.«
»Ihr seid unsere letzte Hoffnung«, sagte Königin Dalra. »Glaubt mir, wir haben alles versucht. Wir haben Boten geschickt, und ich habe mich sogar persönlich zum Berg Kamlor aufgemacht. Mit einem großen Trupp Soldaten bin ich bis dorthin gelangt, was meinem Gemahl nicht mehr möglich ist. Dort rief ich Bagalon an, aber er zeigte sich nicht. Und zu den Höhlen gibt es nirgends einen Eingang, es sei denn, Bagalon will, dass man ihn findet.«
»Ich würde gern für Euch vermitteln«, meldete sich Ambaros großspurig zu Wort. »Verhandlungsgeschick ist eine Fähigkeit, die mir sozusagen in die Wiege gelegt wurde.«
»Vor allem ist jemand vonnöten, der den Geist Bagalons mit Magie zu erreichen vermag, um ihn aus seinem Berg zu locken«, sagte Wendur. »Teilt ihm mein aufrichtiges Bedauern mit und bietet ihm an, dass wir den Pakt zwischen den Königen von Rugala und dem Drachenhüter erneuern. Ich werde Euch Soldaten an die Seite stellen, die Euch durch mein Reich geleiten, soweit es ihnen möglich ist. Und Ihr sollt ein königliches Amulett erhalten, das Euch überall Autorität verschafft.«
König Wendur nahm das Amulett ab, das er bis dahin an einem dunklen Lederband um den Hals getragen hatte. Es war aus Gold und hatte die Form eines Adlers.
Der König warf es in die Höhe, und auf einmal bewegten sich die kleinen Flügel des Greifvogels. Er flog auf Tomli zu, stieß auf den Zwergenjungen herab, und das Lederband schlang sich um seinen Hals. Einen Augenblick später ruhte das Amulett auf Tomlis Brust.
»Gib es mir, Schüler«, sagte Saradul. »Ich nehme es.«
»Es hat ihn gewählt«, sagte König Wendur ungerührt, während er Tomli mit sehr ernstem Gesichtsausdruck ansah. »Verbirg es mit einem Illusionszauber.«
»Vor Bagalon? Den großen Magier kann man damit täuschen?«, wunderte sich Tomli.
»Nicht vor Bagalon. Ich bin überzeugt, dass er Euer aller Gedanken schon liest, wenn Ihr Euch nur dem Berg Kamlor nähert. Nein, für den Fall, dass Ihr den Hundereitern begegnet. Sie reagieren häufig aggressiv, wenn sie das Zeichen des Königs erblicken.«
»Und wie können wir Bagalon dazu bewegen, uns eine Drachenschuppe zu überlassen?«, fragte Tomli.
»Ihr werdet ihn darum bitten müssen«, antwortete ihm Königin Dalra. »So wie Ihr ihn darum bitten müsst, dass er meinem Gemahl verzeiht. Die Frage ist nur, ob er Euch anhören wird.«
Der Verfolger
A m nächsten Morgen brachen sie in aller Frühe auf. Hauptmann Zolbin und ein Trupp seiner Soldaten sollte die Gruppe zumindest bis zu den ersten Ausläufern des Gebirges begleiten.
Bevor sie jedoch losritten, bat der König Tomli noch einmal zu sich in den Thronsaal. Und zwar allein. Erneut schickte er die Wachen hinaus und versiegelte den Raum magisch.
Dann überreichte er Tomli eine Schriftrolle. Sie war nicht größer als ein dicker Zwergenfinger und trug ein Siegel aus Wachs.
»Was ist das?«, fragte Tomli.
»Auf diesem magischen Pergament steht eine Zauberformel in den Schriftzeichen der Rhagar. Mein Großvater schrieb sie einst nieder, um Bagalon, wenn nötig, aus seinem Berg rufen zu können.«
»Und diesen Zauber sollen wir anwenden?«, fragte Tomli etwas verdutzt.
»Nicht ihr – du , Tomli. Ich traue dir das eher zu als diesem alten Zwergengriesgram, den du deinen Lehrer nennst. Er könnte von dir
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