Zwergenkinder 3
weißt sehr wenig über die Drachen von Rugala«, erwiderte König Wendur zurückhaltend.
»Dann bringt mir mehr über sie bei, Majestät«, bat Tomli. »Ich bin ein gelehriger Schüler.«
»Wir sprechen später darüber«, entschied der König, und sein Tonfall machte deutlich, dass dieses Thema für ihn erst einmal beendet war.
Tomli wollte trotzdem noch einmal nachhaken, als Olba, die neben ihm saß, sich zu ihm beugte und ihm ins Ohr flüsterte: »Lass es! Er wird dir deine Fragen noch beantworten!«
»Hast du das gesehen?«, vergewisserte sich Tomli. »Hast du einen Blick in die Zukunft werfen können?«
»Denk nicht so viel nach, Tomli!«, entgegnete sie schroff, dann aber fügte sie hinzu: »Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht mithilfe seiner Magie unsere Gedanken zumindest teilweise lesen kann.«
Tomli wurde ganz mulmig, denn er spürte, dass der Blick des Königs noch immer auf ihn gerichtet war. Und für einen kurzen Moment glaubte er, es in dessen Augen erneut aufblitzen zu sehen.
Nach dem Mahl schickte König Wendur die Wächter und Diener aus dem Saal. Alle Türen schlossen sich hinter ihnen wie von Geisterhand.
Der König erhob sich von der nun abgeräumten Tafel und machte eine ausholende Handbewegung. Kurz darauf waren Fenster und Türen nicht mehr zu sehen, so als wären sie verschwunden. Dort, wo sie gewesen waren, war nur noch dickes Mauerwerk.
König Wendurs Geheimnis
M einen Respekt«, sagte Meister Saradul. »Das ist ein ganz ordentlicher Illusionszauber, mit dem sich Elben und Menschen sicherlich gut täuschen lassen. Mich könnt Ihr natürlich auf diese Weise nicht an der Nase herumführen. Aber dieser Bagalon, von dem Ihr die Magie erlernt habt, Majestät – seid Ihr sicher, dass Ihr damals nicht in Wahrheit einem Zwerg begegnet seid?«
»Ich bin mir ganz sicher, die Zauberkunst nicht von einem Zwerg erlernt zu haben«, erklärte Wendur lächelnd.
TomlisBlickfielaufeinauffälligesMöbelstück,daserwährenddesBankettsnichtbemerkthatte.EsglicheinerKommode,dieandenEckenmitgeschnitztenDrachenköpfenverziertwar.DarauflagnunHeblonsBuch.
»Ich habe mir erlaubt, das Buch während des Banketts vor den neugierigen Augen der Gäste zu verbergen«, erklärte Wendur und fügte hinzu: »Und auch vor den Euren, werter Zaubermeister.«
»IhrhattetfürwahreinenkundigenLehrer«,sagteLirandil.»UndIhrziehtihnsicher gelegentlichinFragenderMagiezurate.«
»Das ist leider nicht der Fall«, widersprach Wendur. »Wir stehen uns zurzeit eher feindlich gegenüber. Doch davon soll später noch die Rede sein.«
»Hat das vielleicht etwas mit einem Kampf zwischen einem Drachen und dem Wassergeist Rhialban zu tun?«, fragte Tomli.
Lirandil bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. Der Elb fürchtete offenbar, dass Tomlis Vorwitzigkeit den König verstimmen könnte.
Wendur runzelte die Stirn. »Du weißt davon? Offenbar übertrumpfst du deinen Zaubermeister bereits trotz deines jungen Alters.«
Meister Saraduls Miene wurde so finster, wie Tomli es selten zuvor gesehen hatte.
»Ohnein,ichkönntemichniemalsmitihmmessen«,versichertederZwergenjungeeilig.»AberderWassergeist,derEurenHafenverwüstethat,nahmVerbindungmitmirauf,wieichjabereitserwähnte.UnderbenutztedasBuchdesHeblon,ummireinenKampfzwischenihmundeinemdergroßenKeulendrachenvorAugenzuführen.Außerdemwarnteerdavor,zudieserInselzureisen.«
»Ja, ein Fluch aus der Vergangenheit«, murmelte König Wendur. »Ich habe diesen Raum magisch versiegelt, damit wir in aller Offenheit miteinander sprechen können, ohne dass etwas nach außen dringt. Denn das, was wir zu bereden haben, muss ein Geheimnis bleiben. Ein Geheimnis, in das ich Euch nur einweihe, weil ich inzwischen weiß, weshalb Ihr hier seid. Die Lektüre des Buches hat mir dabei sehr geholfen – und der eine oder andere Gedanke von Euch, den ich aufgeschnappt habe.«
»Mit Eurer Erlaubnis werde ich zuerst mein Eigentum wieder an mich nehmen«, sagte Saradul grimmig. »Und wagt es nicht, mich daran zu hindern.«
»Gewiss nicht. Verzeiht mir, dass ich es mir kurzfristig und zugegebenermaßen etwas eigenmächtig ausgeborgt habe. Dieser Heblon, der das Buch verfasste, hat darin sein Wissen über eine große Gefahr niedergelegt. Einen Weltenriss, der alle Länder und Geschöpfe verschlingen könnte. Und Ihr habt Euch aufgemacht, um dieses Unheil abzuwenden, wenn ich mich nicht täusche.«
»Dann wisst Ihr auch von den sieben Gegenständen, die wir finden müssen«, sagte Lirandil, während
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