Zwergenkinder 3
wennichganzgenaudaraufachte,sogarihreHerzschläge,diesichwietausendTrommelnanhören.DerBodenzittertleicht,auchwenndieskeinZwergundkeinMenschzubemerkenvermag.EssindgewaltigeDingeimGange,Kräftewirken,vondenenichnochnichtimEinzelnenweiß,wemsiezuzuordnensind …«
Auf einmal verstummte Lirandil. Er gebot seinem Elbenpferd mit einem Gedanken zu halten und drehte sich im Sattel um, so als hätte er irgendetwas mit seinen feinen Sinnen erspürt. Er streckte sich, um die Nase in den kühlen Wind zu halten, der plötzlich aufgekommen war. Tief sog er die Luft ein.
»Schwefelgeruch?«, fragte Tomli. »Nicht dass ich irgendetwas riechen würde, aber da Ihr doch so eine feine Nase habt …«
»Still!«, flüsterte Lirandil, und seine Miene wirkte mit einem Mal angespannt.
Hauptmann Zolbin zügelte sein Drachenpferd, das laut knurrte, so als sei es überhaupt nicht damit einverstanden, anzuhalten. Es fletschte die Zähne und breitete die kleinen Flügel aus. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte der Hauptmann.
»Mir war, als hörte ich Wasser fließen, aber ich sehe hier nirgends einen Bach oder Fluss, von dem dieses Geräusch herrühren könnte.«
»Rugala wird von unterirdischen Wasserläufen durchzogen«, informierte ihn Zolbin. »Es gibt heiße Quellen, und manchmal schießen Wassergeister aus dem tiefsten Inneren der Erde an die Oberfläche.«
»Nun, ich habe mich schon daran gewöhnt, dass es hier fortwährend braust und brodelt«, erwiderte Lirandil. »Aber ich meinte, noch etwas anderes gehört zu haben.«
»Seid froh, dass es auf Rugala kaum Gras gibt«, entgegnete Zolbin spöttisch. »Sonst würdet Ihr es wahrscheinlich unablässig wachsen hören.«
Der Hauptmann spornte sein Drachenpferd wieder an. Schnaubend und fauchend lief es voran.
»Der mag uns nicht, was?«, meinte Tomli an Olba gewandt.
»Er bedauert offenbar noch immer, dass er uns nicht in seinen Kerker oder sonst irgendein finsteres Verlies stecken konnte, und man uns stattdessen bei Hof fürstlich bewirtet hat«, glaubte Olba.
»Wir sollten nachsichtig mit ihm sein«, fand Lirandil.
Tomli glaubte sich verhört zu haben. »Nachsichtig, werter Lirandil? Wieso denn das? Der Kerl ist einfach nur unfreundlich!«
»Ihm ist nicht wohl dabei, uns ins Binnenland zu führen. Vermutlich ist er gar nicht eingeweiht, aus welchem Grund wir diese Reise unternehmen«, war Lirandil überzeugt. »Ich glaube nicht, dass er weiß, dass König Wendur sich schon vor langer Zeit mit Bagalon überworfen hat, und der nächste König von Rugala deshalb möglicherweise ohne jede Magie regieren muss.«
»König Wendur könnte seinen Nachfolger doch selbst unterrichten«, überlegte Olba laut.
»Das scheint nicht so einfach zu sein«, vermutete Lirandil. »Bagalon verfügt über sehr viel größere Kräfte und ist Wendur auch an Wissen weit überlegen. Und Wendur weiß genau, dass sein Königreich dem Untergang geweiht ist, wenn sein Nachfolger nicht von einem besseren magischen Lehrer unterwiesen wird, als er selbst es wäre.«
In diesem Moment schoss in der Ferne ein Wasserstrahl aus einem der Berge. Dampfend zischte der Geysir zwischen den Felsen empor. Wie ein weißes Band hob er sich vom blauen Himmel ab und glitzerte. Ob dieses Glitzern auf die Magie eines Wassergeistes zurückzuführen war oder nur am Licht der Sonne lag, vermochten auch die Elben nicht zu erkennen.
Der Strahl durchbrach die wenigen weißen Wolken am Himmel und fiel dann in sich zusammen. Eine lang gezogene Säule aus weißem Dampf blieb in der Luft stehen und wurde schließlich vom leichten Wind langsam auseinandergetrieben. Wenig später schoss erneut Wasser aus dem Berg, noch heftiger und höher als zuvor.
Dieses Schauspiel wiederholte sich mehrmals – und die Drachen in den Hochtälern antworteten darauf mit immer zahlreicheren Rauchwolken. Diese änderten nach und nach ihre Farbe. Zunächst waren sie pechschwarz, wurden aber immer heller, bräunlich und grünlich, und der Schwefelgeruch, der vom Wind zu den Gefährten herübergetragen wurde, fiel nicht mehr nur den Elben auf.
Sie ritten noch ein Stück weiter und erreichten schließlich eine Ebene, auf der sogar Gräser wuchsen und einige Schafe weideten. Tomli drehte sich im Sattel um und sah, wie hinter ihnen ein Geysir aus dem Boden schoss, und zwar an einer Stelle, an der sie kurz zuvor erst vorbeigeritten waren.
Dieser Geysir war sehr viel kleiner als der vorherige, doch neben dem Fauchen und Pfeifen des Wassers war ein
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