Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01
Hilfe der Sandlinger hatten sie auch nicht in Anspruch genommen …
Man müsste sie fragen, wie sie das gemacht haben, ging es Tomli durch den Kopf.
Er beobachtete die beiden Elben eine ganze Weile, während sie sich Ara-Duun näherten und es dabei offenbar nicht einmal besonders eilig hatten.
Aber da Elben sehr langlebig waren, neigten sie zu bedachtem, sehr langsamem Vorgehen bei allem, was sie taten. Es kam für sie nicht so sehr darauf an, ob etwas heute, morgen, in zwei Jahren oder vielleicht erst in einem halben Jahrtausend erledigt wurde.
Tomli musste daran denken, dass Olba vorausgesagt hatte, dass sie beide und Arro sich bald wiedersehen würden und dass dieses erneute Treffen mit zwei Männern mit spitzen Ohren zu tun haben würde.
Ich bin gespannt, auf welche Weise sich Olbas Vorhersage erfüllen wird, dachte er.
»Das sieht schon viel besser aus!«, hörte Tomli auf einmal die Stimme von Meister Saradul hinter sich. Er war unbemerkt auf den Balkon getreten und sah seinem Lehrling offenbar schon eine ganze Weile lang dabei zu, wie dieser die magische Linse in einer gleichmäßigen Größe hielt. »Allerdings solltest du nicht nur auf die Magie der Linse achten.« Der Zaubermeister deutete auf eine Stelle am Boden, von der ein leichter Rauchfaden aufstieg. Die Linse bündelte das Sonnenlicht zu einem Strahl, und der verkohlte das Unkraut in den Fugen zwischen den Marmorsteinen.
Auch Tomli bemerkte mit einem Mal, dass es verbrannt roch. »Oh!«, entfuhr es ihm, und er erschrak derart heftig, dass ihm um ein Haar die magische Linse außer Kontrolle geraten wäre. Sie wuchs bedenklich an, aber eine rasch gemurmelte Formel machte dem ein Ende.
»Gegen Unkrautvernichtung habe ich nichts«, sagte Meister Saradul, »aber pass auf, dass nicht irgendetwas anderes verbrennt!«
Dann richtete er seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf die beiden Elben, die durch die Linse zu sehen waren.
»Was glaubt Ihr, was die hier wollen?«, fragte Tomli.
»Auf jeden Fall müssen sie einen sehr wichtigen Grund haben, da sie diese beschwerliche Reise auf sich genommen haben – und dazu noch hierher, obwohl doch Elben bei den Zwergen nicht sonderlich wohl gelitten sind.«
Tomli erzählte seinem Meister von Olbas Vorhersage. »Könnt Ihr mir vielleicht sagen, was das zu bedeuten hat, Meister?«
»Du, Arro und diese Straßengauklerin, die mit ihren billigen Tricks die Leute unterhält?«, fragte Saradul mit gerunzelter Stirn.
»Das sind keine Tricks«, widersprach Tomli.
»Ach, nein?«
»Sie kann wirklich in die Zukunft sehen.«
»Das würde ich an ihrer Stelle auch behaupten, müsste ich meinen Lebensunterhalt damit verdienen.« Meister Saradul schüttelte entschieden den Kopf und hob mahnend den Zeigefinger. »Höre nicht auf sie. Ihr drei habt nichts miteinander gemein.«
»Außer, dass wir alle drei unsere Eltern nicht kennen« , erklärte Tomli.
»Arro auch nicht?«, staunte Saradul.
»Yxli der Schmied hat ihn ebenso bei sich aufgenommen, wie Ihr es bei mir getan habt«, sagte Tomli. »Habt Ihr denn mit Meister Yxli nie darüber gesprochen?«
Saradul schüttelte den Kopf. »Nein, über solche Dinge unterhalten wir uns nicht. Zauberer wie ich sind bei altmodischen Zwergen wie Yxli nicht besonders angesehen, musst du wissen. Er macht zwar Geschäfte mit mir, und er fertigt mir meine Amulette und was ich sonst noch so brauche, aber im Grunde seines Herzens hält er Magie für etwas Unzwergenhaftes.«
»Wieso das denn?«
Saradul zuckte mit den Schultern. »Für ihn ist Magie eben Elbenzeug. Dabei ist das gar nicht wahr. Schon immer gab es Zwerge, die magisch begabt waren.«
Tomli wollte noch mehr darüber erfahren und nachfragen, da sagte Saradul auf einmal: »Die Elben dort draußen – sie sind weg!«
Tomli sah durch seine magische Linse. Tatsächlich, die beiden Elben waren nicht mehr zu sehen. Sie mussten die Zwergenstadt inzwischen erreicht haben …
Einige Zeit später erledigte Tomli auf dem Markt der Oberstadt ein paar Besorgungen für seinen Lehrmeister. Auf dem Rückweg traf er Olba am Eingang zum Gewölbe der Gaukler. In den letzten Tagen hatte er sie nicht mehr gesehen, und so freute er sich ganz besonders.
»Willst du auch eine Karte ziehen?«, fragte sie und hielt ihm die aufgefächerten Karten hin, die sie in der Hand hielt. »Ich sage dir, welche du gezogen hast, ohne dass ich hinschauen muss. Kostet allerdings eine Zwergenkupfermünze.« Sie deutete auf den kleinen Korb mit den Münzen, die sie
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