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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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sicher. „Fühlt sich an wie ein Stein.“ Auch Zahrin tastete in die Dunkelheit: „Ja, ein Stein. Oder ein großer Felsbrocken. Jedenfalls etwas, an dem wir nicht vorbeikönnen.“
    Haggy kam näher heran und hielt das Elfenlicht empor. „Was nun? Da muss man doch irgendwie vorbeikommen. Ich meine, gut, der Alte hier drin fliegt einfach aus der Feste, wenn er raus will. Aber alle anderen?“ „Welche anderen?“, fragte Thrylas lachend und ergänzte: „Geister, Skelette, fliegende Augen … Ich weiß nicht, inwieweit die sich von einem Felsbrocken aufhalten lassen.“ „Doch, doch, Haggy hat recht, denke ich“, sprach Wynlana und kam näher. „Was er sagt, hat eine gewisse Logik. Vielleicht ein Rätsel.“ Otto sah sie verwundert an: „Du meinst, wir müssen etwas Bestimmtes sagen oder machen, und dann öffnet sich das Ding?“ „Ja, so in der Art“, bestätigte die Elfin.
    Mit Haggys Hilfe suchten sie den Felsbrocken nach Hinweisen ab. Tatsächlich fanden sie ein kleines, unebenes Loch, das ins Innere des Steines führte. „Soll ich mal reinschießen?“, fragte Haggy lächelnd in die Runde. „Besser nicht, denk an den Lärm“, erwiderte Otto.
    Tinchena kam heran und nahm ihre Tasche ab. „Was nun“, erkundigte sich Otto, „jetzt ist doch keine Zeit für eine Zwischenmahlzeit.“ „Nein, nein“, sagte Tinchena, „aber dies ist das Haus eines Dämons. Dämonen bekämpft man, zumindest die, ääh, kleineren, mit dämonischer Energie. Ich habe da so eine Ahnung.“ Sie nahm eine Stinkmorchel aus der Tasche und betrachtete sie. Dann glitt ihre Hand mit dem Pilz langsam in Richtung des Loches, doch gerade davor hielt sie inne. „Was ist?“, fragte Haggy. Tinchena steckte sich die Morchel in den Mund, raunzte ein „Köööstlich!“, nahm eine andere und warf diese hinein: „Die erste war nicht gut.“ „Aha, und deshalb isst du sie“, kommentierte Bong, doch Tinchena sah nun in das Loch hinein, wo sie freilich nichts erkennen konnte.
    „Merkt ihr das?“, fragte Zahrin mit konzentriertem Blick. Ein leichtes Zittern hatte den Gang erfasst. Erst ließ es nach, doch dann kam es wieder, jedoch stärker. Jetzt rumorte es deutlich im Gang. „Unter normalen Umständen würde ich jetzt zusehen, dass ich Land gewinne. Bevor das Ding hier zusammenbricht“, meinte Otto und sah sich besorgt um. Er blickte gerade zur Decke des Ganges, da riss der Boden auf. Das zügig entstehende Loch erfasste sie alle, und schreiend rutschten sie einen Gang hinab, der steil in die Tiefe führte.
    Wie auf einer Rutschbahn rauschten sie nach unten. Haggy versuchte, die Wände zu ertasten, doch sie waren zu schnell und die Wände zu eben, um irgendwo Halt zu finden. So entschied er sich, seine Arme stattdessen um sich zu schlingen, um so seinen Körper leidlich zu schützen. Die Kupferbüchse hielt er noch immer in den Händen.
    Die Schreie der anderen hatten nachgelassen. Auch sie versuchten, die Rutschpartie so geht es ging zu überstehen. Haggy wunderte sich darüber, wie lang dieser abfallende Gang war. Sie rutschten schon eine ganze Weile. Gerade kam ihm der Gedanke, ob er während des Rutschens wohl essen konnte, für den Fall, dass das noch andauerte. Doch dann erschien ihm der Gedanke abstrus. „So lang kann kein Gang sein, der in die Tiefe führt“, dachte er, „es sei denn, er führt direkt in die Unterwelt. Ach wo, Magie ist das. Reine, verfluchte Magie.“
    Der Gang endete, spie sie aus, und sie fielen zwei Menschenschritte tief auf felsigen, harten und doch eben geschlagenen Boden. Haggy war auf die Schulter gefallen und hielt sie sich noch, da sah er sich schon um und stellte beruhigt fest, dass auch alle anderen angekommen waren und mehr oder weniger heil zu sein schienen.
    Sie rappelten sich auf, klopften sich gegenseitig den Staub von den Kleidern und rafften jeweils ihre Sachen zusammen. „Seht nur, dort!“, rief Zahrin aufgeregt.
    Erst jetzt registrierte Haggy das weitere Umfeld.
    Sie standen am Anfang einer großen Halle. Hier, tief unten in der Feste, hatte jemand tatsächlich eine riesige Halle gebaut. Von den Wänden aus dunklem Stein leuchtete ein mattes Licht, ohne dass Haggy dessen Quelle hätte lokalisieren können. Dann fielen ihm die Fensteröffnungen auf, durch die er eindeutig nach draußen sehen konnte. Er hörte Zahrin staunend fragen: „Wie können wir abwärts nach oben gerutscht sein?“ Doch was ihn am meisten fesselte, war der Anblick dessen, was er am anderen Ende der Halle sah.

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