Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
Vom Netzwerk:
Grundstücke hat, braucht er nur noch eine Mehrheit im Gemeinderat für die Ausweisung des fraglichen Geländes als Bauland. Folge: Die Preise steigen. Ist dann der Golfplatz fertig, gehen die Grundstückspreise noch weiter nach oben.«
    »Und sein Gewinn ist umso höher, je billiger er einkauft.«
    »Wobei du ihm ja kräftig helfen wirst.«
    »So funktioniert Marktwirtschaft nun einmal«, verteidigte sich Rainer.
    Elke lachte laut auf. »Das aus deinen Mund, ich fasse es nicht. Ein übrig gebliebener Altlinker, der die 68er selbst nur vom Hörensagen kennt, mir aber trotzdem bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Vorträge über Orgasmusschwierigkeiten, repressive Sexualpolitik und den tendenziellen Fall der Profitrate hält, quatscht von Marktwirtschaft.«
    »Ich meine ja nur. Dezcweratsky will eben mit dem Bau von Villen viel Geld verdienen.«
    »Oder noch mehr mit Bordellen«, ergänzte Elke trocken.
     
    Als sie ins Achterdiek zurückgekehrt waren, drückte ihnen der Portier eine Nachricht in die Hand.
    Rainer nahm den Zettel entgegen und las ihn im Fahrstuhl. Er sah auf seine Uhr. Halb zwölf. »Schwiebus will mich sprechen.«
    »Wann? Jetzt?« Elke schloss die Zimmertür auf. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Per Telefon.«
    »Ach so.« Sie war beruhigt.
    »Er hat ausrichten lassen, es sei dringend. Es müsse heute sein. Egal wann. Ich möchte wissen, was der Kerl von mir will.« Esch riss die Schubladen seines Nachttisches auf und knallte sie wieder zu, kramte im Koffer zwischen seiner Unterwäsche und den Einzelsocken – ein ewiges Mysterium –, unterzog schließlich den Kleiderschrank einer hektischen Inspektion.
    Elke, die seinem Treiben mit spöttischer Belustigung zusah, fragte schließlich: »Suchst du das hier?« Dabei winkte sie mit dem Handy ihres Freundes.
    »Ja, sicher. Aber wo war…?«
    »In meiner Handtasche. Du hast es mir gegeben, bevor wir zum Essen gegangen sind.«
    Rainer unterließ eine Bemerkung, schnappte sich das Teil und tippte die Nummer ein, die Schwiebus an der Rezeption hinterlassen hatte.
    Nach nur zwei Ruftönen meldete sich der Makler mit einem knappen »Ja?«
    »Esch hier. Worum geht es?«
    »Können Sie reden?« Schwiebus sprach so leise, dass ihn Rainer kaum verstand.
    »Ja, sicher.«
    »Sind Sie allein?«
     
    »Nein, Frau Schlüter ist bei mir.«
    Eine Weile kam keine Antwort. Dann flüsterte Schwiebus:
    »Kann ich Ihnen vertrauen? Ihnen beiden?«
    Rainer gab seiner Freundin mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sie mithören sollte. Elke lehnte ihren Kopf an seinen.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Rainer zurück.
    »Sie als Anwälte sind doch verpflichtet, die Interessen Ihres Mandanten zu wahren?«
    »Sicher. Aber ich verstehe nicht…«
    »Würden Sie ein Mandat von mir annehmen?«
    »Von Ihnen? Natürlich. Aber was…«
    »Sie haben das Mandat.«
    »Schön. Um was geht es?«
    »Kennen Sie die Tennisplätze auf Juist?«
    »Nein.«
    »Ist nicht weit von Ihnen. Wenn Sie aus Ihrem Hotel kommen, halten Sie sich rechts und biegen dann in die Karl-Wagner-Straße ein. An deren Ende liegt die Tennisanlage. Sie können in fünfzehn Minuten da sein. Ich erwarte Sie. Allein.«
    Es knackte. Schwiebus hatte die Verbindung unterbrochen.
    Rainer sah Elke entgeistert an. »Spinnt der?«
    »Das hörte sich nicht so an. Ich hatte den Eindruck, dass er Angst hat. Seine Stimme klang so gehetzt.«
    »Ach Quatsch.« Rainer steckte sich mechanisch eine Reval an, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von Elke einbrachte.
    Sie hatten vereinbart, dass er im Hotelzimmer nicht rauchen würde. Sofort drückte er die Kippe wieder aus. »Der war besoffen.«
    »Hörte sich aber wirklich nicht danach an.«
    »Du meinst also, ich soll da hingehen. Um diese Zeit?«
    »Ich meine gar nichts. Das ist dein Mandant.«
     
    Der Anwalt dachte einen Moment nach. »Gut. Ich gehe. Du hast es so gewollt.« Er griff zum Mantel. »Halt das Bett warm.
    Ich bin gleich wieder zurück.«
    Je näher Esch den Tennisplätzen kam, desto dunkler wurde es. In kaum einem der Häuser brannte Licht. Lediglich der durch die immer wieder aufreißende Wolkendecke scheinende Vollmond ließ Rainer erahnen, wo er hintrat. Ganz wohl war ihm nicht in seiner Haut. Er irrte an einem Glascontainer vorbei auf ein dunkles Loch zu, das sich vor ihm ausbreitete: die Tennisplätze. Ratlos blieb Rainer stehen und steckte sich eine Zigarette an. Der Schein der Feuerzeugflamme blendete ihn für Sekunden. Er nahm einen tiefen Zug und

Weitere Kostenlose Bücher