Zweyer, Jan - Rainer Esch 01
Nee, das reicht noch gute fünfzig Kilometer.
Da kommen noch Tankstellen direkt an der Bahn. Das geht schneller.«
»Wenn wir liegen bleiben, ist der LKW auch weg. Nur so am Rande bemerkt.«
»Schwarzseher. Kenn ich mein Auto, oder kenn ich das nicht? Wir bleiben nicht liegen.«
»Wie du meinst. Ist ja dein Auto.«
Auch am Kamener Kreuz blieb der Tankwagen auf der A 2
und fuhr weiter Richtung Hannover. Der Deutsche zeigte auf das Hinweisschild, welches die Tankstelle Rhynern in fünf Kilometern anzeigte.
»Was hab ich dir gesagt. Locker.«
Einige Minuten später begann der Motor zu stottern.
»Scheiße. Verdammte Scheiße.«
Der Wagen rollte langsam aus und kam etwa einen Kilometer vor der Tankstelle auf dem Randstreifen zum Stehen.
»Gute fünfzig Kilometer, was?« Cengiz konnte sich vor Lachen kaum halten. »Kennst dich wirklich aus mit deinem Auto. Hast du wenigstens ‘nen Kanister dabei?«
Zerknirscht nickte Esch. »Hinten. Aber leer.«
»Na toll. Also gut. Ich hol Sprit. Mach wenigstens die Warnblinklampen an, und stell das Warndreieck auf. Bin gleich wieder da.« Kaya machte sich auf den Weg.
Leider erschien vor seiner Rückkehr die Autobahnpolizei.
Als die Beamten feststellten, daß banaler Benzinmangel den unfreiwilligen Stop verursacht hatte, war nicht nur der Tankwagen auf Nimmerwiedersehen verschwunden, sondern Rainer auch um einhundert Mark ärmer und sein Konto in Flensburg um einige Punkte reicher.
31
»Sagt mal, wird das jetzt nicht langsam zu gefährlich?«
Stefanie Westhoff war beunruhigt. »Sollten wir nicht besser zur Polizei gehen?«
Ihr Freund beschwichtigte. »Wir haben doch immer noch nichts Vernünftiges in der Hand. Wir kennen Verbindungen von Take off zu den beiden Firmen und haben gesehen, wie die Altöl umgepumpt haben. Wenn wir das gesehen haben.« Er betonte das Wort ›wenn‹. »Noch dazu habe ich meine Kamera vergessen. Wir können also nichts beweisen. Und für sich genommen, ist ja eigentlich auch nichts passiert. Die haben Öl umgepumpt und mit einem anderen Wagen abtransportiert.
Möglicherweise hatte der eine LKW einen Defekt, oder…«
»… keinen Sprit mehr«, unterbrach ihn Cengiz Kaya.
»Von mir aus auch das. Und was soll daran gefährlich gewesen sein? Wir haben wie kleine Jungs beim Indianerspielen im Gebüsch gehockt, uns naßregnen lassen und uns blendend unterhalten, stimmt doch, Cegiz?«
»Stimmt. Und dann sind wir gemütlich auf der Autobahn spazierengefahren, bis uns eine unerwartete technische Panne den Klauen kleiner grüner Männchen ausgeliefert hat.«
Esch schenkte Wein nach und schob sich eine Filterlose in den Mundwinkel. »Wir müssen uns überlegen, wie wir weitermachen. Ich jedenfalls möchte wissen, was dahintersteckt. Die Sache fängt langsam an, mir Spaß zu machen.«
»Du gehst ja auch keiner geregelten Arbeit nach und machst arbeitsfrei nach Belieben. Bei uns ist das nicht ganz so einfach«, meinte Kaya. »Trotzdem, jetzt haben wir schon so viel Zeit investiert…«
»Und Geld«, warf Stefanie ein.
»… da kommt es auf ein, zwei Tage mehr auch nicht mehr an. Wir sollten noch mal hinter dem Tankwagen herfahren.
Aber diesmal besser organisiert.«
»Na gut«, seufzte Stefanie, »hab ich eben zwei Helden zu Freunden. Einen deutschen und einen türkischen. Leider weiß ich nicht, was schlimmer ist. Das Problem bei Verfolgungsfahrten ist, daß der Wagen des Verfolgers dem Verfolgten nicht auffallen sollte. Vor allem auf weiten Strecken passiert das schnell. Deshalb sind die Verfolger meistens mit mehreren Fahrzeugen unterwegs und wechseln sich ab. Einer fährt einige Kilometer voraus, der andere hinterher. Dann läßt sich der erste vom verfolgten Fahrzeug überholen, an einer Tankstelle zum Beispiel. Kurze Zeit bleiben beide Wagen hinter ihrem Opfer, bis dann der zweite überholt und einige Kilometer voraus fährt. Und so weiter. So kommt es nicht so schnell zu einem Wiedererkennungseffekt.«
»Woher hast du denn das?« fragte Rainer entgeistert.
»Aus Krimis. Lesen bildet eben ungemein. Wenn wir, ich hoffe, ihr habt gehört, daß ich ›wir‹ gesagt habe, das also noch mal machen, dann mit mindestens zwei Autos. Sonst klappt das nie.«
»Wie verständigen wir uns denn? Wir haben keinen Funk«, stellte Esch fest.
»Hiermit.« Cengiz zog sein Handy aus der Tasche. »Einer von euch holt sich auch so ‘n Ding, das kriegt man in ein, zwei Stunden freigeschaltet, und wir rufen uns einfach gegenseitig an.«
»Okay. Ich
Weitere Kostenlose Bücher