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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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ich das nicht gemeint«, sagte Karin Schattler,
    »rauchen Sie ruhig, wenn Sie möchten. Mich stört’s nicht.«
    »Danke.« Erleichtert steckte er sich eine Reval an. »Also, Frau Schattler, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich besitze einen Kiosk in Herne an der Mont-Cenis-Straße, Nummer 92, ganz in der Nähe der Wohnung Ihres Bekannten, Herrn Kaya. Herr Kaya ist mein Kunde, außerdem ist er ein Arbeitskollege meines Mannes.«
    »Ich weiß, hat er mir erzählt.«
    »Ach so. Gut. Der Kiosk ist nichts Besonderes, Bier, einige Spirituosen, Wasser, Cola und so, natürlich Zigaretten und Zeitschriften, Süßigkeiten, einige Lebensmittel, fast nur Konserven und so weiter. Sie kennen das ja. Der Umsatz ist recht zufrieden stellend, ich verdiene zwar kein Vermögen, aber die Bude wirft doch ganz schön was ab, mehr zumindest als das, was mein Mann vom Pütt im Monat mit nach Hause bringt.«
    Esch kalkulierte überschlägig den Nettolohn eines Hauers vom Pütt und war erstaunt. »Das ist nun nicht gerade wenig.
    Hätte ich nicht gedacht, Frau Schattler.«
    Sie lachte. »Tun die meisten nicht. Aber es gibt leider auch andere. Vor etwa einem halben Jahr fing das an. Da tauchten eines Nachmittags fünf, sechs Jugendliche bei mir am Büdchen auf. Alle topmodern gekleidet, das heißt, Hosen und Pullover mindestens sechs Nummern zu groß, so ‘ne Art Bomberjacken und Baseballmützen verkehrt auf dem Kopf. Der älteste der Gruppe war vielleicht fünfzehn, der jüngste etwa zwölf.
    Wortführer war der älteste, den alle ›Polle‹ nannten.«
    »Polle?«, unterbrach sie Esch. »Komischer Name.«
    »Fand ich auch. Die haben zunächst vor der Bude rumgemacht, so mit Machosprüchen, wahrscheinlich, um dem einzigen anwesenden Mädchen zu imponieren. Ich habe mir am Anfang nichts dabei gedacht. Pubertierende Jungs, das war mein Eindruck. Sie bestellten mehrere Cola und Eis. Polle bezahlte für alle. Dann gingen sie. Wenig später kehrte einer aus der Gruppe zurück und brachte die Pfandflaschen wieder.
    Er stellte sie auf den Tresen, eine behielt er allerdings in der Hand. Als ich ihn fragte, ob er die Flasche nicht auch abgeben wolle, antwortete er mir, dass er die noch brauche. Ich gab ihm das Pfandgeld zurück und wollte meine Scheibe gerade wieder schließen, als mir der Kleine sagte, dass er noch keine zwölf sei und damit nicht strafmündig. Ich verstand zunächst nicht, was das sollte. Dann sagte er mir, dass ihn Polle geschickt habe. Der habe noch Durst. Auf zwei Bier. Die solle er mitbringen. Auf meine Antwort, dass ich alkoholische Getränke nicht an Kinder verkaufen dürfe, nahm er die leere Colaflasche, schmiss sie in die Glasscheibe und meinte, ich solle mir das alles doch noch ganz genau überlegen. Die meisten von ihnen seien keine vierzehn Jahre alt. Und morgen würden sie wieder kommen. Danach lief er weg.«
    »Und sie kamen wieder«, vermutete Rainer.
    »Natürlich. Wieder mit Polle. Er hörte sich meine Vorwürfe in aller Ruhe an und meinte, ich müsse selbst wissen, was ich täte. Er jedenfalls habe die Kleinen nicht unter Kontrolle. Und wenn ich die Polizei informieren würde, könne es sein, dass die jüngeren, so wie sie es im Fernsehen täglich sähen, es mit Brandsätzen versuchen würden. Und ewig kaputte Scheiben seien ja nun auch sehr lästig. Da verstand ich. Seitdem kommen sie fast täglich. Zwei oder drei, aber auch zehn Kinder und Jugendliche. Geld wollten sie fast nie, meistens Getränke, Eis und Zigaretten. Es nimmt aber immer größere Ausmaße an. Und sie werden immer aufdringlicher und frecher. Mein Mann sagt, ich soll zur Polizei gehen. Aber die lassen die doch sofort wieder laufen. Und dann geht vielleicht tatsächlich meine Existenz in Flammen auf. Nein, das will ich nicht. Ich habe mir gedacht, Sie bringen in Erfahrung, wer die Kinder sind, und sprechen mit den Eltern. Das bringt doch sicher mehr.«
    Esch bezweifelte das, wollte aber seine potenzielle Auftraggeberin nicht abschrecken. Dafür war immer noch Zeit.
    Also sagte er: »Gut. Ich nehme den Auftrag an.«
     
    Er zögerte, weil er nicht die geringste Ahnung hatte, welcher Preis angemessen war. Im Geiste spulte er alle Philip
    Marlowe-Filme ab. Endlich hatte er es. »Einhundertfünfzig am Tag. Plus Spesen. Mein Honorar wird in jedem Fall fällig, unabhängig vom Erfolg. Wenn ich Erfolg habe, kostet Sie das zwanzig Prozent mehr. Zwei Tagessätze sofort.
    Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Karin Schattler zückte ihre

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