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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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Vorhängeschlössern gesichert.
    Eines der Schlösser knackte der Bergmann, der das Betriebsratsmitglied begleitete, mit der Stahlschere, befreite die Kette und ließ langsam einen Kleiderbügel von der Decke so weit herunter, bis er sich in Augenhöhe über dem Boden befand.
    Brischinsky untersuchte gründlich die Kleidung des Toten.
    »Ich finde keine Schlüssel, kein Geld; nichts, was man üblicherweise mit sich trägt. Sagen Sie, Herr Humper, könnten diese Sachen an anderer Stelle aufbewahrt werden?«
    »Natürlich«, erwiderte der Angesprochene, »im Wertfach.«
    »Klar, im Wertfach… Und wo ist dieses Wertfach, verdammt noch mal?«, blaffte Brischinsky unbeherrscht.
    »Direkt hinter Ihnen, Herr Hauptkommissar. Wir können es aber nur mit dem Zentralschlüssel öffnen, nicht mit dem von Schattler. Wir durften den Toten ja nicht anrühren«, antwortete Humper nicht ohne einen gewissen Vorwurf.
    »Dann öffnen Sie jetzt bitte.«
    »Wie Sie wünschen.« Der Betriebsdirektor für Personal-und Sozialfragen steckte einen Schlüssel in eines der Fächer des Spindes hinter ihnen und öffnete Fach Nummer 2435.
    Der Beamte griff hinein und fand einen Schlüsselbund, eine Armbanduhr, ein Feuerzeug, eine Packung Marlboro lights und eine Geldbörse, die außer einem Personalausweis, einem Führerschein, ausgestellt auf Heinz Schattler, und einem Fahrzeugschein für einen Opel mit dem amtlichen Kennzeichen HER-CN 87, dem Bild einer jungen Frau, etwas Münzgeld und einem Zehnmarkschein nichts enthielt.
    Der Hauptkommissar verstaute die magere Ausbeute mit Ausnahme des Schlüsselbundes in einer kleinen Plastiktüte.
    »Hm«, sagte er. »Hm. Sie haben doch einen Betriebsparkplatz, oder?«
     
    »Ja, an der Bochumer Straße, weiter unten.«
    »Haben Sie an Ihre Mitarbeiter feste Parkplätze vergeben oder muss ich da gleich Reihe für Reihe ablaufen, um den Wagen zu finden?«, wollte Brischinsky wissen.
    »Ich fürchte«, antwortete Humper, »Sie müssen suchen.
    Selbstverständlich…«, setzte er hinzu, als er den Gesichtsausdruck des Polizisten richtig interpretierte, »werden Ihnen einige unserer Mitarbeiter dabei behilflich sein.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Trotz der Unterstützung von drei jugendlichen Bergleuten dauerte es fast eine Viertelstunde, bis sie den Wagen fanden.
    Der blaue Opel Omega stand verschlossen am Ende des Parkplatzes. Brischinsky öffnete die Fahrertür und beugte sich in das Wageninnere. Da war nichts, was dort nicht hingehörte.
    Der Hauptkommissar schraubte seinen Körper wieder aus dem Fahrzeug heraus und sah im Kofferraum nach. Ebenfalls nichts Besonderes. Brischinsky machte die Beifahrertür auf und warf einen Blick in das Handschuhfach. Hier lag ein brauner DIN-A5-Briefumschlag.
    Der Polizist griff nach dem unbeschrifteten Umschlag und zog ein weißes, einmal geknicktes Stück Papier heraus. Er faltete es auseinander, las und runzelte die Stirn.
     
    6
    »Du hattest Recht, diese Karin Schattler ist einfach atemberaubend.« Rainer Esch saß in Cengiz Kayas Wohnzimmer, nippte an einem türkischen Mocca und verzog das Gesicht. »Der zieht dir ja die Schuhe aus. Zwei davon und dein Blutdruck schlägt Purzelbäume.«
    Sein Freund ignorierte die Kritik. »Sag ich doch. Die Frau hat einfach Klasse. Bist du mit ihr ins Geschäft gekommen?«
    Rainer nickte und schob sich eine Reval in den Mund.
    »Und das Honorar?«
    »Einhundertfünfzig.«
    »In der Stunde? Beachtlich!«
    »Am Tag.«
    »Dann wird es wohl noch etwas dauern mit der Finca auf Mallorca, oder? Wirft da dein Taxifahrerjob nicht mehr ab?«
    »Klappe, Cengiz.« Esch nahm einen zweiten Schluck aus der Moccatasse. »Mit einem Brandy wäre das Gesöff sogar genießbar«, beschwerte er sich. Als sein Freund nicht reagierte, fragte er: »Wie lange kennst du diese Frau eigentlich schon?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Reine Neugierde.«
    »Seit ich hier wohne. Gut zwei Jahre. Aber warum fragst du wirklich?«
    »Ich möchte mir ein Bild von meiner Mandantin machen.«
    »Du hast wohl zu viele Detektivgeschichten gelesen?«
    »Blödsinn. Was hat sie dir von der Bande Jugendlicher erzählt?«
     
    »Nicht viel mehr, als ich dir schon am Telefon sagte. Fast alle Kids sind noch nicht strafmündig, mit Ausnahme dieses älteren…«
    »Polle?«
    »Richtig. Sie drohten ihr damit, die Scheiben ihrer Bude einzuwerfen. Und dieser Polle hat sogar angedeutet, dass die Kids den ganzen Kiosk abfackeln könnten.«
    »Und wann hat sie dir davon

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