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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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ermittelt wird, steht darauf. Aber keine Besucher zum Beispiel.«
    »Waren denn gestern Nacht Besucher auf Ihrem Bergwerk?«, erkundigte sich Brischinsky.
    »Normalerweise sind nachts und vor allem am Sonntag nie Fremde da. Aber ich muss mich selbstverständlich erst erkundigen, bevor ich Ihnen eine abschließende Auskunft geben kann.«
    »Und sonst kann keiner anfahren, ohne registriert zu werden?«
    »Wenn er sich an die Vorschriften hält, nicht.«
    »Und wenn er sich nicht dran hält?«, warf Baumann ein.
    »Na ja, theoretisch wäre es schon möglich, dass jemand ohne Zeiterfassung anfährt, aber…«
    »Nur theoretisch?«, hakte Brischinsky nach. »Oder auch praktisch?«
    »Wenn Sie so fragen, auch praktisch. Wenn ein Bergmann das Arbeitszeiterfassungssystem bewusst umgehen will, kann er das natürlich. Aber warum sollte das jemand machen?«
    »Da fällt mir schnell ein Grund ein«, sinnierte der Hauptkommissar. »Was meinst du?« Er sah sich nach Baumann um. Einen Moment lang blickte Brischinsky seinen Assistenten verblüfft an und fing dann an zu lachen. »Wie siehst du denn aus? Willst du Michael Jackson Konkurrenz machen?«
    »Ha, ha, ha. Wirklich sehr komisch. Ich hab das Zeug nicht runterbekommen, das ist ja wie Teer.«
     
    »Fettkohle«, warf Humper ein. »Die ist Wasser abweisend.
    Wirklich nicht einfach zu entfernen. Hatten Sie denn keine Augensalbe in Ihrer Kabine?«
    »Augensalbe? Da lag was, das ich für Hautcreme gehalten habe.«
    »Das war sie. In den Umkleidekabinen liegen immer Salbe und Watte. Die Salbe tragen Sie auf die Watte auf und reinigen sich dann damit vorsichtig die Lidränder. Die Salbe ist augenverträglich. Sonst bekommen Sie die Kohle erst nach Tagen ab.« Humper grinste. »Und so lange wollen Sie doch wohl nicht so rumlaufen?«
    »Nein, will ich nicht.« Baumann machte kehrt. »Das hätte man mir ja auch vorher sagen können«, brummte er leicht verstimmt.
    »Herr Brischinsky«, fragte Humper den Hauptkommissar.
    »Wer verständigt eigentlich die Angehörigen des Toten?
    Normalerweise…«
    »… übernehmen wir das«, unterbrach der Polizist den Personaldirektor. »Aber erst möchte ich mit, wie heißen die beiden…?«
    »Kusche und Frühsee.«
    »Richtig. Mit Kusche und Frühsee sprechen. Und mit Herrn Krytcak. Vorher möchte ich aber noch einen Blick auf die private Kleidung des Toten werfen. Das ist doch sicher möglich, oder?«
    »Natürlich.«
    Der Hauptkommissar folgte Humper in den Weißbereich der Mannschaftskaue, in dem die Bergleute ihre Straßenkleidung während der Arbeitszeit aufbewahrten.
    »Weißkaue?«, fragte Brischinsky. »Warum heißt die so?«
    »Zur Abgrenzung von der Schwarzkaue. Dort ziehen die Kollegen ihre Arbeitskleidung an. Zwischen beiden Kauen befinden sich die Duschen. So wird die Straßenkleidung nicht durch Kohlenstaub an der Arbeitskleidung verschmutzt«, erläuterte der Bergmann.
    »Aha.«
    Der Personalleiter fragte den Kauenwärter nach der Hakennummer des Toten. Der Bergmann suchte in einer langen Liste.
    »2435 ist seine Nummer. Aber wir müssen auf den Betriebsrat warten, ehe wir das Schloss aufbrechen dürfen.«
    »Auf den Betriebsrat?«, wunderte sich Brischinsky. »Was hat denn der damit zu tun?«
    »In allen personellen Angelegenheiten bestimmen bei uns Betriebsräte mit und daher möchten wir, dass ein Betriebsratsmitglied dabei ist, wenn wir die privaten Sachen eines Beschäftigten durchsuchen, auch wenn der verstorben ist.«
    »Sie durchsuchen gar nichts«, knurrte der Hauptkommissar.
    »Ich durchsuche. Und dafür brauche ich auch keinen Betriebsrat. Aber von mir aus…«
    Unmittelbar darauf erschienen zwei Bergleute, von denen einer eine große Stahlschere in der Hand trug.
    »Der Kollege links ist vom Betriebsrat«, raunte Humper dem Polizisten zu, als sich die beiden näherten.
    »Na und?«, meinte Brischinsky. »Können wir dann bitte?«
    Sie betraten die Weißkaue und der Beamte schaute sich überrascht um. So groß hatte er sich das nicht vorgestellt. In langen Reihen stand Spind neben Spind, so dass sich im rechten Winkel abgehende Gänge bildeten. Die Schränke waren wiederum in separate, verschließbare Fächer geteilt.
    Davor standen lange Bänke. An der Decke hingen in etwa fünf Metern Höhe an Ketten so etwas wie Kleiderbügel, an denen Körbe befestigt waren. Die Ketten endeten an einer Stahlplatte an der Längsseite jedes Ganges, wo sie durch Ösen, die nummeriert waren, geführt wurden. Diese Ösen waren mit

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