Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
Vom Netzwerk:
Versicherung.« Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. »Wegen des Todes ihres Mannes.«
    »Lebensversicherung?«
    »Ja. Lebensversicherung.«
    »Halt ich überhaupt nix von. Brauchen Se mir erst gar nich mit kommen. Dat hab ich doch erst kürzlich inne Zeitung gelesen, dat mit die versteckten Gelders. Milliarden habt ihr euch da inne Tasche gesteckt. Und dat trotz die hohen Beiträge. Is nich in Ordnung, so wat.«
    Esch, der der Frau im Innern vollkommen Recht gab, sagte:
    »Geht mich ja eigentlich nichts an, aber sagen Sie, Frau…?«
    »Wischnewsky. Ruth Wischnewsky. Und wer sind Sie?«
    »Kaiser. Frau Wischnewsky, kennen Sie Frau Schattler gut?«
    »Wofür wollen Sie dat denn wissen?«
    »Ich meine, hat die ‘nen Hund? Ein Auto? Fährt die oft in Urlaub? Ist sie häufiger krank? Man kann doch für alles eine Versicherung verkaufen, verstehen Sie? Wenn ich etwas mehr über Ihre Nachbarin weiß, kann ich Frau Schattler auf sie zugeschnittene Pakete anbieten. Natürlich würde ich mich dann…«, Rainer senkte vertraulich seine Stimme und näherte sich seiner Gesprächspartnerin, »… bei der Aufteilung der Provision erkenntlich zeigen.«
    Ruth Wischnewsky beugte sich weit aus dem Fenster. »Sie meinen, dat ich… ährlich?«
    »Frau Wischnewsky, sehe ich so aus, als ob ich Sie belügen würde?«
    »Nee, dat eigentlich nich.«
    »Sehen Sie. Also, kommen wir ins Geschäft?«
    »Klar. Dat lass ich mir doch nich zweimal sagen. Wenn Se dann bei mir reinkommen möchten…?«
    Sechzig Minuten und drei Tassen Kaffee später kannte Rainer nicht nur die Familiengeschichte der Wischnewskys, sondern auch die aller anderen Nachbarn im Umkreis von einhundertfünfzig Metern.
    Er wusste, mit wem der Jürgen zwei Häuser weiter oben ein Verhältnis hatte, erfuhr, dass Mechthild von schräg gegenüber heimlich ihrer Vorliebe für Hochprozentiges frönte – »Herr Kaiser, dat müssen Se sich vorstellen, sogar im Keller hat die dat Zeug verbunkert« –, nahm teil am Streit der Müllers von Nummer 35 mit den Schmidts von 37 – »Dat is wegen dem Teich im Garten bei Müllers, da sind ma die Blagen von den Schmidts rein« –, erfreute sich an der Geburt der kleinen Jasmin im Nachbarhaus, empörte sich darüber, dass sogar Gewerkschaftsmitglieder Autos mit über 100 Pferdestärken fahren – »Der is im Betriebsrat und dann ‘nen Mercedes, oller Angeber« – und kam dahinter, dass Heinz Schattler Stammgast in einer Kneipe namens Teuto-Treff gewesen war und seine Frau häufiger, wenn ihr Mann auf Schicht war, Herrenbesuch erhalten hatte.
    »Dat, Herr Kaiser, is bestimmt, weil ihr Mann ja nie da war.
    Entweder auf Schicht oder inne Kneipe, ‘ne normale Frau kann dat doch nich mitmachen, oder?«
    Rainer beschloss, die Frage zu ignorieren, da er darauf ohnehin keine Antwort wusste. »Teuto-Treff, wo ist das denn?«, fragte er stattdessen neugierig.
    »Am Knie.«
    »Wo?«
    »Am Knie. Die Straße heißt so. Gar nich weit weg von hier.
    Wenn Se hier die Schreberstraße hochgehen, müssen Se nur rechts abbiegen und dann laufen Se direkt drauf zu.«
    »Und was war mit dem Herrenbesuch?«
    »Also, dat hat mich ja die Polizei auch schon gefracht. Man weiß ja nix Genaues, aber der sah schon ‘n bissken wie ‘n Ausländer aus.«
    Rainer zuckte erschrocken zusammen.
     
    Ruth Wischnewsky deutet die Reaktion Eschs falsch. »Ich mein, ich hab nix gegen die Ausländer. Wohnen ja auch viele hier inne Siedlung. Und die Männer sind ja fast alle ordentlich.
    Sind ja auch aufm Pütt. Wie mein Mann früher, als der noch lebte. Aber die Leber, wissen Se. Bei de Frauen, na ja. Also, dat mit dem Kopftuch… Auch inne größten Hitze. Aber geht mich ja nix an, oder? Bei denen zu Hause inne Türkei is et ja auch warm. Stimmt doch, oder? Ich hab wirklich nix gegen die. Ich geh auch immer beim Türken oben arme Castroper einkaufen. Der hat nämlich echt frische Ware, müssen Se wissen. Un dann immer so freundlich. Sonst geh ich ja ‘ mehr zu Kowalsky. Dat is da anne Schadeburg. Aber… na ja.«
    »Frau Wischnewsky, vielen Dank für den Kaffee. Ich muss jetzt…«
    »Wat? Wollen Se schon gehen?« Ruth Wischnewsky rückte auf der Küchenbank noch etwas näher an Rainer heran. »Wird doch gerade erst gemütlich…«
    »Ich muss wirklich.« Esch schraubte sich hastig hinter dem Tisch hervor und reichte seiner Gastgeberin die Hand. »Vielen Dank für den Kaffee. Und Ihre Auskünfte. Wenn es zu einem Abschluss kommt, dann…«
    »Denken Se an mich,

Weitere Kostenlose Bücher