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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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fort.
    »Lass mich los oder ich schreie!«
    »Schrei doch.« Im selben Moment bereute Rainer, nicht versucht zu haben, Dennis dieses Vorhaben auszureden. Ein gellender Schrei in einer Tonlage, bei dem Glas zu zerspringen droht, hallte durch die Passage.
    Esch dachte an die Haltbarkeit seiner Trommelfelle und brüllte dem Schreihals ins Ohr: »Wenn du nicht augenblicklich damit aufhörst, kannst du noch deinen Kindern von den Prügeln erzählen, die du gleich erhalten wirst!« Und zu den erstaunt zu ihnen herüberschauenden Passanten sagte er entschuldigend: »Mein Enkel.« Was anderes fiel ihm auf die Schnelle nicht ein. »Ist wieder einmal weggelaufen.«
    Zu seiner Verblüffung hielt Dennis die Klappe und wehrte sich nicht mehr. Der Kleine sah ihn mit großen, dunklen Augen an und fragte: »Bist du von der Polizei?«
    Esch schüttelte den Kopf.
    »Schule?«
    »Auch nicht.«
    »Stadt?«
    »Nee.«
    »Was dann?«
    »Privatdetektiv.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Mann, is ja irre.« Bewundernd blickte Dennis zu Rainer auf, der ihn immer noch am Hemdkragen fest hielt.
    »Ich mache dir einen Vorschlag, Dennis. Ich lasse dich los und du läufst nicht weg. Dann gehen wir beide ins Citycenter ein Eis essen. Und du erzählst mir, was du weißt. Ich verspreche dir, davon nichts deiner Mutter zu sagen.
    Einverstanden?«
     
    Dennis zögerte einen Moment und nickte dann schweigend.
    »Kann ich mich darauf verlassen?«, setzte Rainer nach.
    »Das wirst du wohl müssen«, antwortete Dennis altklug.
    Wie wahr, dachte Rainer und ließ Dennis los. Der schoss wie ein Blitz zurück Richtung Von-der-Heydt-Straße, schaute suchend nach links, drehte sich um und kam mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck zu dem völlig überraschten Rainer zurück. Die ganze Aktion dauerte weniger als eine Minute.
    »Sie sind weg«, stellte Dennis resigniert fest.
    »Wer ist weg?«
    »Polle und Icke.«
    »Dann war das also dein Bruder?«, fragte Rainer.
    »Wer sonst?«, fragte Dennis zurück.
    »Und wer ist Icke?«
    »Icke? ‘türlich Icke.«
    »Natürlich. Ist ja völlig klar. Icke ist Icke.«
    »Eben. Warum fragst du dann?«
    Logo, dachte Rainer. Auf dumme Fragen…
    »Was ist jetzt mit dem Eis?«, forderte Dennis.
    »Das wartet auf uns. Komm.«
    »Dann erzähle«, forderte Rainer, nachdem Dennis einen Becher Fruchteis mit Sahne und vier Kugeln Schokoladeneis verputzt hatte.
    »Krieg ich noch ‘ne Cola?«, wollte der Junge im Gegenzug wissen.
    »Okay, auch noch eine Cola.« Rainer überschlug, was ihn die Auskunft kosten würde. Das Ergebnis gefiel ihm nicht besonders.
    »Du darfst aber nichts meiner Mutter sagen.«
    »Nein, versprochen.«
    »Schwörst du?«
    »Mein Gott, ich habe dir doch gerade gesagt…«
     
    »Schwörst du?«, unterbrach ihn Dennis.
    Rainer seufzte. »Gut, ich schwöre.«
    »Bei was?«
    »Wie, bei was?«
    »Bei was schwörst du?«
    Langsam fing Dennis an, ihm auf die Nerven zu gehen, und zwar gründlich. »Bei was soll ich denn schwören?«
    »Was dir am wichtigsten ist. Deine Freundin zum Beispiel.
    Oder deine Eltern.«
    Als Dennis das Wort ›Freundin‹ in den Mund nahm, überfiel Rainer ein kurzes Gefühl tiefer Traurigkeit. Er dachte kurz an Stefanie und die Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten.
    Dann schüttelte er diesen Gedanken ab und sagte: »Gut. Ich schwöre bei dem Leben meiner Mutter, dass ich deiner Mutter nichts sagen werden.«
    Was für eine Groteske, dachte Rainer. Ich sitze hier mit einem Jungen, der höchstens elf… »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte er Dennis.
    »Ich werde im Dezember zwölf«, antwortete der stolz.
    … der höchstens zwölf Jahre alt ist, bezahle eine Menge Geld für Eis und Cola und schwöre beim Leben meiner Mutter, die schon Jahre tot ist, damit mir das Kind etwas erzählt, was ich wahrscheinlich ohnehin schon weiß.
    »Also los jetzt«, forderte Esch energisch, nachdem die Kellnerin Dennis eine Cola und ihm den dritten Espresso gebracht hatte. »Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Kioskinhaberin zu erpressen?«
    »Das war Polles Einfall.«
    »Polles?«
    »Na ja, eigentlich eher Ickes. Der hat das dann Polle gesagt.
    Und Polle hat das mir gesagt.«
    »Aber warum habt ihr das gemacht?«
    Dennis sah ihn nur aus seinen großen Augen schweigend an.
     
    »Nun komm schon. Wir beide haben eine Abmachung.«
    »Aber du darfst nichts davon erzählen.«
    Nicht schon wieder, dachte Esch und sagte: »Kannst dich darauf verlassen.«
    »Icke hat Polle gesagt, wenn wir nicht

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