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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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oder?«
    »Selbstverständlich. Danke«, setzte er hinzu, als er registrierte, dass ihn die Siedlungschronistin für Klatsch und Tratsch zur Tür begleiten wollte, »ich finde schon selbst hinaus.«
    In seinem Wagen musste Rainer Esch seine neu gewonnenen Informationen erst einmal verdauen. Ob ihm Cengiz vielleicht doch nicht die Wahrheit gesagt hatte? Möglicherweise war er ja tatsächlich der Herrenbesuch gewesen, von dem Ruth Wischnewsky gesprochen hatte? Der leichte Zweifel an der Aufrichtigkeit seines Freundes verflog rasch wieder. Cengiz würde ihn nicht belügen, da war sich Rainer sicher.
     
    Außerdem glaubte er zu wissen, dass sich Cengiz in einer unerfüllten Liebe zu Rainers Exfreundin verzehrte. Aber war das ein Grund, auf ein Verhältnis mit einer anderen Frau zu verzichten? Und der wieder eingesetzte Haftbefehl? Die Polizei musste schon über handfeste Verdachtsmomente verfügen, wenn sie das Gericht davon hatte überzeugen können, einen bereits Freigelassenen erneut festzunehmen.
    Würde sich Brischinsky so irren? Da war er wieder, der nagende Zweifel.
    Esch beschloss, dass seine Freundschaft zu Cengiz höher zu bewerten war als seine Bedenken, und fuhr los, um Heinz Schattlers Stammkneipe einen Besuch abzustatten.
    Der Teuto-Treff entpuppte sich als Kiosk mit angegliederter Stehbierhalle. Esch parkte seinen Wagen um die Ecke in der Schadeburgstraße und ging die letzten Meter zu Fuß. Schon von weitem konnte er vor der Bude einige mehr oder weniger alkoholisierte Männer in grauen Rippunterhemden, mit tätowierten Oberarmen und einer Flasche Bier in der Hand stehen sehen.
    Als er näher kam, hörte Rainer, dass sie sich lautstark über das letzte Heimspiel von Schalke 04 unterhielten; ein Thema, bei dem er üblicherweise sofort eingestiegen wäre, wenn nicht die Gestalten einen etwas Furcht einflößenden Eindruck gemacht hätten.
    Trotzdem ging er an der Bude vorbei zum Eingang der Stehbierhalle. Dabei wurde er von den Fußballexperten neugierig gemustert. Die Gespräche verstummten.
    Esch betrat den halbdunklen Verkaufsraum, der höchstens fünfzehn Quadratmeter groß war. Eine Wolke aus Zigarettenqualm, Bier-und Schnapsausdünstungen schlug ihm entgegen. Für einen Moment hielt er den Atem an, bis ihm einfiel, dass jemandem, dem es einfallen sollte, nachts um halb drei nüchtern seine Recklinghäuser Stammkneipe zu betreten, die Luft genauso schlecht vorkommen musste.
    Allerdings war es nicht halb drei nachts, sondern spätnachmittags gegen halb sechs. Und das Publikum im Drübbelken unterschied sich etwas von den hier versammelten Zechern. Außerdem war das Interieur des Teuto-Treff einfacher strukturiert: Vor vier dreibeinigen Stehtischen standen einige hölzerne Barhocker. Sonst gab es keine Sitzgelegenheit.
    Auch die Theke war deutlich kleiner als in anderen Gaststätten. Der Wirt hinter dem Tresen fixierte seinen neuen Gast schweigend von oben bis unten. Die Fußballfans drängten nach Rainer in den Raum und gesellten sich zu zwei weiteren Gästen, die an einem der Tische vor zwei vollen, vielen leeren Bier-und Schnapsgläsern, überquellenden Aschenbechern, einem Stapel Bierdeckeln und zwei Würfelbechern standen.
    »Guten Tag«, sagte Rainer. »Ich hätte gerne ein Mineralwasser.«
    »Glück auf«, antwortete der Wirt und sah ihn an, als ob er von einem anderen Stern käme. »Sie wollen Wasser?«
    »Ja, bitte.«
    Der Wirt beugte sich grinsend nach unten zum Kühlfach.
    Esch hörte einige der anderen Gäste leise lachen.
    »Wasser«, wiederholte der Wirt kopfschüttelnd, als er wieder auftauchte, »Wasser.«
    Er goss aus einer Mineralwasserflasche ein Glas voll, das er, wie Esch zu seiner Beruhigung bemerkte, vorher im Becken ausgespült hatte. Der Wirt stellte das Getränk vor Esch auf den Tresen und sagte: »Noch wat?«
    »Nein, danke.« Rainer setzte sich auf einen freien Barhocker und zündet sich eine Reval an. Das Mineralwasser war eiskalt.
    Nach einigen Minuten verloren die anderen Gäste ihr Interesse an dem unbekannten Besucher, gingen wieder hinaus und setzten lautstark ihr Gespräch fort.
     
    Im Raum blieben neben dem Wirt nur die zwei Männer an dem Stehtisch zurück, die knallend ihre Würfelbecher auf den Tisch hauten.
    Esch sah ihnen einige Minuten zu und fragte dann: »Was spielen Sie da?«
    »Schocken«, kam die knappe Antwort.
    »Was dagegen, wenn ich mitspiele?«, wollte Esch wissen.
    »Nee, komm rüber.«
    Esch nahm sein Glas und kam der Aufforderung nach.
    »Wir

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