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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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akzeptiert.
    Meinen Besuch bei Claudia können die Polizisten nachprüfen.
    Ich habe, kurz nachdem der Hauptkommissar bei mir war, den Kiosk abgeschlossen und bin zu ihr nach Arnsberg gefahren.
    Von dort habe ich niemanden angerufen, und da du dich wie besprochen ja auch nicht gemeldet hast, kann eigentlich nichts passieren. – Sonntagabend gegen zehn. – Mit Sicherheit. Du weißt doch, die Wischnewsky sieht alles, hört alles, weiß alles.
    – Bist du verrückt? Meine Schwester weiß überhaupt nichts.
    Sie würde das auch nicht verstehen. – Wann können wir uns endlich wieder sehen? – Einige Tage? Bis dahin bin ich vor Sehnsucht zerflossen… – Der Esch? Hat alles brav geschluckt.
    – Sicher habe ich ihm die Briefe gezeigt. Der ist eigentlich ganz nett. Nur schade, dass er ein bisschen sehr naiv ist. – Ja, das war eine gute Idee. – Der hat das Geld genommen und mir jedes Wort geglaubt. – Sicher wird er in einigen Tagen zur Polizei gehen. Aber wenn dein Plan funktioniert… – Glaub ich auch. Dann sind die Formalitäten erledigt und wir weit weg. –
    Ja, habe ich. – Die Anzeige ist Samstag erschienen. Hat sich aber noch niemand gemeldet. – Sofort. Aber erst muss ein Kaufinteressent da sein. Sonst stimmt die Geschichte nicht. –
    Ist doch klar. Ich komme natürlich sofort zu dir. – Nein, so viel ist die Bude nun auch nicht wert. Außerdem ist mir der Laden völlig egal, das weißt du doch. – Ach was, doch nicht ich.
    Heinz wollte sich damit ein zweites Standbein schaffen.
    Kannst du dir vorstellen, dass ich in zehn Jahren noch Gummibärchen an nörgelnde Schulkinder verkaufe? – Siehst du! – Wir können ja Polle einen Tipp geben. Vielleicht fackelt der dann doch den Laden ab.« Sie lachte auf. »Vielleicht zahlt ja in dem Fall die Feuerversicherung auch noch? – Weiß ich nicht. In den nächsten Tagen. Aber die Wischnewsky hat mir erzählt, dass heute schon ein Vertreter der Versicherung da war. Der wird wohl bald wiederkommen. – Natürlich rufe ich nicht an, Schäfchen. So hoch ist die Versicherungssumme nun auch wieder nicht. – Ich glaube, 50.000. – Den Erbschein habe ich schon beantragt. Das dauert aber einige Tage, meinte die Frau vom Gericht. – Du kannst dich auf mich verlassen. –
    Sobald der Erbschein da ist, natürlich. – Mein Reisepass? Vor zwei Wochen verlängert. Mach dir keine Sorgen. – Ja, ich habe die Tickets bestellt. Ich kann sie in den nächsten Tagen abholen. – Hmm… schön. – Ich dich auch. Schlaf gut, mein Schäfchen. Ich vermisse dich. – Ebenso. Bis dann.«
    Lächelnd legte Karin Schattler das Funktelefon auf den Tisch und nippte entspannt und sehr zufrieden an ihrem Rotwein.
     
    27
    Rainer Esch hatte die Schnauze voll, gestrichen voll. In der letzten Nacht hatte er überwiegend Volltrunkene und notorische Nörgler transportiert.
    Zweimal war es ihm gelungen, rechtzeitig anzuhalten, als einem der Sturztrunkenen in seinem Wagen schlecht wurde.
    Der dritte Besoffene, dem übel wurde, saß hinten und war so weggetreten, dass er, statt Rainer beim Öffnen der Tür zu helfen, den Verriegelungsknopf innen genau in dem Moment nach unten drückte, als Esch draußen an der Tür riss.
    Daraufhin nahm das Verhängnis im wahrsten Sinne seinen Lauf.
    Esch knöpfte dem Kerl zwar einen Zwanziger zusätzlich für die Reinigung ab und setzte ihn unverzüglich an die frische Luft, die Überbleibsel des Erbrochenen im Wagen blieben aber zurück, und den Rest der Nacht musste sich Rainer mit Fragen wie: »Riecht das hier nicht etwas streng?« oder »Wann wurde der Wagen eigentlich das letzte Mal gereinigt?« auseinander setzen. Dabei war der Gestank an sich noch nicht einmal das eigentliche Problem. Die Bereitschaft der Fahrgäste, für eine solche Fahrt auch noch ein Trinkgeld zu geben, sank proportional zur Geruchsintensität.
    Ganz besonders schätzte Rainer die Kunden, die ihn leicht angetrunken morgens um halb vier belehrten, dass man durch eine Einbahnstraße nicht in der falschen Richtung fahren dürfe und eine Geschwindigkeit von einhundert Stundenkilometer in der verkehrsberuhigten Innenstadtzone doch wirklich etwas zu schnell sei.
    Als ob er das nicht selbst wüsste.
     
    Rainer Esch horchte in sich hinein. Er musste sein Leben ändern, und das schnell. Er war jetzt dreiunddreißig Jahre alt, im 19. Semester Student der Rechtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und im Besitz der meisten Scheine, die für die Zulassung zum ersten Staatsexamen

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