Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
Vom Netzwerk:
spielen um zwei Hälften. Dann ums Ganze. Geht um ‘n Bier und ‘n Korn.«
    Esch nickte verstehend. Er hatte schon Hunderte von Runden bei diesem Spiel gewonnen – und verloren. »Ich bleib bei Wasser«, warf er entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten ein.
    »Deine Sache. Zahlen musst du aber die ganze Rutsche.«
    »Schon klar.«
    Der Wirt reichte ihm einen Würfelbecher mit drei Würfeln.
    »Hoch legt vor«, meinte der links von Rainer stehende Gast und schüttelte seinen Becher.
    Eine Stunde später – Rainer kannte mittlerweile die Vornamen seiner Mitspieler und hatte sich zur deren Freude so unklug angestellt, dass er sechs Runden in Folge verlor –
    wagte er es, die Sprache auf Heinz Schattler zu bringen.
    »Kennt einer von euch den Schattler?«
    »Klar. Kenn ich. Kannte jeder hier. Scheißgeschichte. Schock zwei im Dritten«, sagte Siegfried, ein etwa dreißigjähriges, stiernackiges Muskelpaket. »Den Wurf müsst ihr erst töten.«
    »Null Problemo. Hier, pass auf.« Peter machte aus zwei Sechsen eine Eins. »Und jetzt den hier.« Er knallte den Becher auf den Tisch. »Scheiße. Aber dann jetzt.« Er drehte den letzten Wurf um und verdeckte mit dem Becher das Ergebnis seiner Bemühungen.
     
    Esch, der seine Straße im ersten Wurf wider besseren Wissens vollständig zurück in den Becher packte, fragte: »War der oft hier?«
    Peter stierte ihn mit alkoholvernebelten, kleinen roten Augen an. »Heinz Schattler? Ob der oft hier war? War der oft hier, Siegfried?«
    Siegfried fing an zu lachen. »Wat heißt schon oft? Dat war hier sein zweites Zuhause.«
    »Und sein erstes war bei seiner Frau?«, erkundigte sich Rainer.
    Jetzt lachten beide. »Bei seiner Frau?« Peter prustete los.
    »Nee, dat erste war auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen. Da war der bekannt wie ‘n bunter Hund. Bei seiner Frau, ich lach mich tot. Die wusste doch gar nicht mehr, wie der Heinz aussah.«
    »Mann, wenn die nich in ihrer Bude in der Stadt gewesen is, hat die mit jedem rumgevögelt, der ihr vor die Augen kam«, ergänzte Siegfried, »nur nich mit ihrem Alten. Dafür hat der seine Knete entweder versoffen oder verzockt. Oder beides.«
    »Eher beides«, bekräftigte Peter. »Un dat nich zu knapp. Der hat doch ‘n Vermögen im Karlseck und auffe Rennbahn gelassen.«
    »Im Karlseck?«, wunderte sich Rainer.
    »Dat is inne Innenstadt. Bei Karstadt. Un jetzt mach fertig hier«, forderte Siegfried von Rainer. »Ich muss gleich weg.
    Und vorher brauch ich noch was Wegzehrung.« Er zeigte auf die leeren Gläser vor sich.
    Rainer würfelte zur allgemeinen Überraschung in seinem zweiten Wurf einen Schockaus, gewann die Runde, zahlte und verabschiedete sich. Dann machte er sich auf den Weg zu seinem Fahrzeug, um sich Richtung Heimat zu bewegen.
    In der Höhe des Recklinghäuser Kreuzes schreckte ihn das Klingeln des Handys aus seinen Gedanken. Er meldete sich.
     
    »Rainer, ich bin’s.«
    Esch erkannte die Stimme sofort. »Cengiz. Wo steckst du?«
    »Ich bin jetzt eben angekommen. Fahre gerade ins Hotel.
    Gibt’s etwas Neues?«
    »Weiß nicht, ich habe noch nicht mit Uwe gesprochen, aber…«
    »Ich melde mich in den nächsten Tagen bei dir. Bis dann.«
    »Cengiz, warte…« Sein Einwurf war vergeblich. Ein Blick auf das Handydisplay zeigte ihm, dass Cengiz das Gespräch beendet hatte.
    Und ein weiterer Blick auf seine Uhr machte ihm klar, dass er sich auf direktem Weg zu seinem Arbeitgeber, dem Taxiunternehmen Krawiecke, zu begeben hatte, damit er noch pünktlich die Nachtschicht beginnen konnte.
     
    26
    Karin Schattler hatte es sich gerade auf ihrer Couch vor dem Fernsehgerät mit einem Glas roten Burgunder aus Romanee-Conti bequem gemacht, als ihr Telefon schellte. Genervt griff sie zum Hörer.
    »Schattler«, sagte sie ungehalten. Dann veränderte sich ihr Ton und wurde weicher und wärmer. »Ach du bist es. Schön, dass du anrufst. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. – Nein, nichts Besonderes. Ich liege hier vor dem Fernseher und wollte mir eigentlich gleich ›Pretty Woman‹ ansehen. – Meinst du wirklich? – Müssen wir das jetzt besprechen? – Natürlich musste ich meine Aussage von Freitag zu Protokoll geben. –
    Deshalb habe ich doch bis Montag gewartet, du Schäfchen. –
    Misstrauisch? Vielleicht. Aber ich habe den Polizisten eine glaubhafte Erklärung gegeben. – Ja, wie abgesprochen. Bei meiner Schwester, natürlich. – Klar war ich bei ihr. Halt mich doch bitte nicht für bescheuert. – Entschuldigung

Weitere Kostenlose Bücher