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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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seine rechte Innentasche. »Ich habe hier eine Liste dieser Arzneien.
    Sollten wir ins Geschäft kommen, werde ich Ihnen diese Liste aushändigen. Sie werden dann Ihren Arzt aufsuchen und ihm klar machen, dass Ihnen genau diese Medikamente abhanden gekommen sind. Irrtümlich im Müll gelandet oder so etwas. Er wird Sie Ihnen erneut verschreiben. Und dieses Rezept geben Sie einfach mir. Im Gegenzug erhalten Sie eine Entschädigung für Ihre Mühen. Das ist alles.«
    »Hört sich nicht besonders gefährlich an«, antwortete Esch.
    »Ist es auch nicht. Später werden wir Sie bitten, andere Ärzte aufzusuchen. Auch dort lassen Sie sich behandeln. Und die Rezepte gehen wieder an mich.«
    »Aber fällt das denn nicht auf?«
     
    »Zum einen ist das Kontrollsystem der Kassen nicht sehr effizient. Zum anderen erhalten Sie von uns andere Versicherungskarten.«
    »Fälschungen?«
    »Nein.«
    »Und wo haben Sie diese Karten her?«, wollte Esch wissen.
    »Das lassen Sie unsere Sorge sein.«
    »Was ist für mich drin?« Rainer fand, dass er seine Rolle ausgesprochen professionell spielte.
    »Fünfzig Prozent.«
    »Von was?«
    »Vom Medikamentenwert.«
    »Und das ist in Euro?«
    »Je nach Rezept. Und Ihrem persönlichen Einsatz.« Müller wedelte mit der Liste. »Der Verkaufspreis pro Medikament reicht von einhundert bis fünfhundert Euro.«
    »Aber wenn das nun doch auffällt. Ich meine, ich will auch nicht in den Knast.«
    Wieder ein Grinsen. »Kann ich verstehen. Aber unser System ist sicher. Sozusagen hundertmal erprobt. Und selbst wenn Sie auffliegen: Sie erhalten in Ihrem Zustand doch sofort Haftverschonung. Wegen eines kleinen Betruges wandert kein Sterbenskranker hinter Gitter. Also, was soll Ihnen schon groß passieren?«
    Das leuchtete Rainer ein. Das Risiko erschien tatsächlich kalkulierbar.
    »Sie könnten Ihre Finanzmittel um, sagen wir, durchschnittlich zwei-bis dreitausend Euro aufstocken.
    Eventuell mehr. Und das im Monat. Na, was ist?«
    Esch antwortete nicht sofort. Jörg Deidesheim musste schließlich das Für und Wider abwägen. Dann sagte er:
    »Einverstanden. Wie halten wir Kontakt?«
     
    Müller holte einen anderen Zettel aus der Tasche und las Rainers Adresse vor. »Sie sind unter dieser Anschrift erreichbar?«
    »Ja.«
    »In den nächsten Tagen finden Sie in Ihrem Briefkasten einen Zettel mit Ort und Termin, an dem die Übergabe stattfinden wird. Rezept gegen Geld. Ganz einfach. – Hier. Sehen Sie sich die Namen der Medikamente genau an. Sie werden typischerweise Kranken wie Ihnen verschrieben. Kommen Ihnen die bekannt vor?«
    Rainer warf einen Blick auf die Liste. Er hatte die Namen noch nie gehört oder gelesen. »Natürlich«, log er.
    »Gut. Dann sind wir im Geschäft.« Der Mann, der sich Michael Müller nannte, beglich die Rechnung und stand auf.
    »Sie hören von uns.«
    Er verließ das Café.
    Kurt Schaklowski hatte sich mittlerweile an der nahe gelegenen Trinkhalle mit einem Sechserpack eingedeckt. Drei Dosen hatte er bereits vernichtet.
    »Auch eine?«, rief er Rainer zu, als sich dieser wieder seinem Wagen näherte. »Wird sonst warm.«
    »Nee, danke.« Esch ließ sich auf den Fahrersitz fallen. »Wo soll ich dich hinbringen? Nach Hause?«
    »Setz mich am Einwohnermeldeamt ab. Ich geh noch auf ‘n Bier.«
    Obwohl Rainer nicht übel Lust hatte, Schaklowski zu begleiten, ließ er es bleiben. Er musste seine Gedanken ordnen und die weiteren Schritte überlegen. Alkohol bei dieser Hitze wäre da nur hinderlich.
    Zurück in seinem Büro hängte er sich an die Strippe und rief Uwe Losper an. Dieser zierte sich zwar ein wenig, als er ihn nach Hendrikson fragte, rückte aber schließlich doch mit der Information heraus, die Rainer haben wollte: Hendrikson sprach laut Aussage von Lospers Mandanten Hochdeutsch.
    Wenn das stimmte, konnte Rainers Gesprächspartner von eben nicht Hendrikson gewesen sein. Aber wer war dieser Mann dann?
     
    44
    Die Kriminalisten hatten nicht lange gebraucht, um herauszufinden, um wen es sich bei diesem Peter Schmidt handelte: Geboren am 23. April 1958 in Laufzorn, einem Dorf wenige Kilometer südlich von München, hatte es ihn bereits 1985 ins Ruhrgebiet gezogen. Schmidt war seit 1990 mit einer deutschstämmigen Rumänin verheiratet, lebte aber anscheinend mittlerweile wieder getrennt von ihr, da seine Frau nicht mehr unter seiner Anschrift gemeldet war. Zwei der Anrufer, die glaubten, Schmidt als den Unbekannten wiedererkannt zu haben, waren Mitglieder im gleichen

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