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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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den Vorgärten... Obwohl sie zum Teil unter Schnee verborgen waren, verstärkten sie die allgemeine Atmosphäre von Verzweiflung, Düsterkeit und Altersschwäche.
    Die dreispurige Straße war völlig schnee- und eisfrei, so daß das Fahren keine Probleme bereitete.
    Als wir am Ortsschild vorbeikamen, das die Stadtgrenze von Yontsdown markierte, sagte Rya: »Slim, du solltest jetzt lieber langsamer fahren.«
    Ich warf einen Blick auf das Tachometer und stellte fest, daß ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 30 km/h überschritt, so als wollte ich unbewußt auf kürzestem Wege durch die Stadt rasen und sie so schnell wie möglich hinter mir lassen.
    Ich nahm den Fuß vom Gaspedal, und als ich gleich darauf in eine Kurve fuhr, sah ich am Straßenrand einen Streifenwagen stehen, aus dessen Fenster ein Radargerät heraushing. Der Kombi war noch immer einige Stundenkilometer schneller als erlaubt, als wir die Kontrolle passierten. Im Vorbeifahren erkannte ich, daß der Polizist am Steuer ein Troll war.

21 -  Winter in der Hölle
     
    Ich fluchte laut, denn obwohl ich die zulässige Geschwindigkeit nur um vier bis fünf Stundenkilometer überschritten hatte, war ich mir sicher, daß in dieser von den Dämonen regierten Stadt sogar eine kleine Gesetzesübertretung fatale Folgen haben konnte. Ich warf einen besorgten Blick in den Rückspiegel. Auf dem Dach des Streifenwagens blinkte plötzlich das Rotlicht. Der Polizist wollte unsere Verfolgung aufnehmen, was nicht gerade ein vielversprechender Beginn unserer heimlichen Mission war.
    »Verdammt!« rief Rya, die sich auf dem Beifahrersitz umgedreht hatte, um durch die Heckscheibe zu schauen.
    Aber noch bevor der Streifenwagen starten konnte, bog ein anderes Auto — ein verschmutzter gelber Buick — um die Kurve, das schneller fuhr als ich. Die Aufmerksamkeit des Troll-Polizisten wandte sich diesem Übeltäter zu, und wir fuhren unbehelligt weiter, während der Buick gestoppt wurde.
    Ein plötzlicher Windstoß wirbelte eine Million Schneeflocken vom Boden auf, verwob sie im Handumdrehen zu einem silbergrauen Vorhang und peitschte diesen hinter uns über die Straße, so daß der Buick, sein unglückseliger Fahrer und der Troll-Polizist nicht mehr zu sehen waren.
    »Das war knapp«, sagte ich.
    Rya schwieg. Yontsdown lag vor uns. Sie biß sich auf die Unterlippe, während sie die Stadt betrachtete, zu der hin sich die Straße leicht senkte.
    Im vergangenen Sommer war Yontsdown mir düster und mittelalterlich vorgekommen. Jetzt, im kalten Würgegriff des Winters, war es noch beklemmender als an jenem Augusttag. Die Rauch- und Dampfwolken aus dem Stahlwerk waren noch dunkler und schmutziger als damals. In 60 bis 100 Meter Höhe wurde der graue Dampf vom Winterwind zerfetzt, aber der Schwefelrauch breitete sich von einem Berggipfel zum anderen aus. Die Kombination aus dunklen Wolken und gelblichen Rauchschwaden ließ den Himmel verwundet aussehen. Und wenn schon der Himmel verwundet schien, so war die Stadt selbst tödlich getroffen. Sie kam mir nicht nur wie eine sterbende Gemeinde vor, sondern wie eine Gemeinde von Toten, ein einziger riesiger Friedhof. Die Reihenhäuser — viele waren schäbig und alle mit einer grauen Staubschicht überzogen — und die größeren Gebäude aus Ziegeln und Granit hatten mich im Vorjahr an mittelalterliche Bauten erinnert. Das taten sie auch jetzt noch, aber mit dem rußfarbenen Schnee auf den Dächern, mit den schmutzigen Eiszapfen an den Regenrinnen und den Eisblumen an vielen Fenstern ließen sie mich unwillkürlich auch an Grabsteine auf einem Friedhof für Riesen denken. Die Eisenbahnwaggons auf dem Güterbahnhof hätten — aus der Ferne betrachtet — ohne weiteres riesige Särge sein können.
    Ich hatte das Gefühl, von psychischen Ausstrahlungen umspült zu werden, und fast alle Strömungen in diesem höllischen Meer waren dunkel, kalt und beängstigend.
    Wir überquerten die Brücke über den gefrorenen Fluß. Die schwerfällige Metallverstrebung war völlig vereist. Diesmal sangen die Reifen nicht einmal eine eintönige Melodie, sondern stießen nur schrille Schreie aus.
    Auf der anderen Seite der Brücke hielt ich am Bordstein an.
    »Was machst du?« fragte Rya und betrachtete verwundert die schäbige Imbißstube, vor der ich geparkt hatte.
    Es war ein giftgrün gestrichenes Gebäude aus Zementblöcken. Von der Tür blätterte die rote Farbe ab, und die Fenster waren zwar frostfrei, aber stark verschmutzt.
    »Was

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