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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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lächelnd. »Guten Abend.« Die Frauen erwiderten den Gruß und das Lächeln.
    Bajor mochte sich nicht wie ein Zuhause anfühlen, doch plötzlich erschien es Kasidy, als würde es das bald.

    Kapitel 55
    Das Prasseln eines Feuers riss Vaughn aus dem Schlaf.
    Nachdem er den Komplex rings um die Impulsquelle ausgemacht hatte, war er den Hügel hinaufgestiegen und die letzten Kilometer gegangen. Die Nacht war hereingebrochen, und da er müde gewesen war, hatte er sich entschlossen, sich eine Pause zu gönnen und neue Kraft zu sammeln.
    Bevor er seine Matte ausgerollt hatte, war er die Front des Gebäudekomplexes abgegangen, um nach einem Eingang zu suchen. Bereits die erste Tür auf seinem Weg war offen gewesen. Im Licht seiner Lampe hatte sie alt gewirkt, verlassen – wie so vieles auf dieser Welt.
    Nun, und etwa hundert Meter von dem Bauwerk entfernt, drang das Geräusch prasselnden Feuers an Vaughns Ohren. Langsam drif-tete er in einen wachen Zustand, gelockt vom Klang der Flammen.
    In dem Moment, bevor er die Augen öffnete, wurde er des flackern-den Lichts jenseits seiner Lider gewahr und spürte die Hitzewellen auf seinem Gesicht.
    Vaughn regte sich nicht. Ohne Phaser tat er gut daran, die Situation erst einmal einzuschätzen, bevor er sich als wach zu erkennen gab. Das kleine Feuer brannte in einem Steinkreis einige Meter vor ihm. Vaughn wartete kurz, lauschte und suchte nach einem Hinweis darauf, was hier gerade geschah.
    Durch die Flammen nahm er eine Bewegung wahr, konnte sie aber nicht einordnen. Dann wiederholte sie sich.
    »Und das ist Rigel«, sagte eine Stimme, und die für diesen Kontext scheinbar so gewöhnliche Wortwahl und Tonlage irritierten ihn.
    Vaughn richtete sich auf und sah über das Feuer hinweg. Dort saß eine Frau, die Knie unters Kinn gezogen. Sie hatte den Kopf zurückgelegt und betrachtete die Sterne. Ihr dunkles Haar – im Nacken zusammengebunden, und doch noch wirr – fiel ihr bis in den Rücken.

    Dem Aussehen nach musste sie in den Dreißigern sein und wirkte im orangefarbenen Schein des Feuers sogar noch jünger. Vaughn aber wusste, dass sie älter war. Viel älter. Er starrte sie an, bis sie den Kopf neigte und zu ihm schaute. »Weißt du noch, was du über Rigel gelernt hast, Elias?«
    Er hatte die Masse, die Größe und den Spektraltyp des Sterns bereits genannt, bevor er merkte, dass er überhaupt sprach.
    »Richtig.« Die Frau schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
    »Außerdem zählt er zu einem der am dichtesten bevölkerten Systeme des Quadranten. Weißt du, wie viele Planeten um Rigel kreisen?«
    Diesmal antwortete er nicht. Stattdessen schloss er die Augen und versuchte, sich auf die Scheinfrau zu konzentrieren, auf das Feuer, auf den Moment. Er stellte sich vor, wie die Wolken zum Boden kamen und die Szene formten, alles aus dem Staub der verlorenen Welt. Das hier ist so wenig Berengaria VII , sagte er sich, wie sie meine Mutter ist.
    Allerdings machte es irgendwie keinen Unterschied. Vaughn hatte stets ein beherrschtes Leben geführt, doch heute wusste er sich der Echos seiner Vergangenheit nicht zu entziehen. Hinter ihnen musste mehr stecken als die Wiederholung einzelner Episoden aus seiner Biografie. Er war zu anfällig für die Trauer und die Einsamkeit geworden, die diese in ihm hervorriefen. Selbst jetzt, als er der Situation mit Logik und Rationalität entgegenwirken wollte, brach sie ihm das Herz.
    »Zwölf«, sagte Vaughn und öffnete die Augen. Zwölf Planeten im Rigel-System. Er sah sich um, wollte mehr von seiner Umgebung wahrnehmen, doch der Feuerschein reichte nicht weit in die Finsternis. Das macht nichts , dachte Vaughn. Dies ist nicht die Welt meiner Kindheit. Das ist nicht meine Mutter.
    Und doch klang sie so, sah aus wie sie. »Stimmt genau, zwölf.«
    Wieder das Lächeln. Vaughn erwiderte es. Er liebte diese Momente.
    Seine Mutter arbeitete viel zu oft draußen in der Wildnis. Das hier –
    am Feuer sitzen und die Sterne betrachten – taten sie leider nur selten.

    Er sah nach oben zu den glitzernden Punkten, die die Nacht durchzogen, und verschwendete kaum einen Gedanken daran, wie das Wolkenmeer, das den Planeten vom Rest des Universums trennte, diesen Effekt herbeigeführt haben mochte. Dort war Rigel. Wen kümmerte es, dass der Stern vom Gamma-Quadranten aus eigentlich nicht hätte sichtbar sein sollen? Vaughn sah zu seiner Mutter und war glücklich. Sie waren sich sehr nah gewesen, und er empfand Dankbarkeit für diesen Moment mit ihr, ob

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