Zwielicht
Mahlstrom.
Kapitel 63
Als das Türsignal ertönte, blickte Kira auf. Admiral Akaar wartete draußen. »Herein«, rief sie, und die Bürotür glitt für ihn zur Seite.
Kira blieb sitzen und sah zu ihm auf. Obwohl er seit Wochen an Bord war, verblüffte sie seine Größe stets aufs Neue. »Guten Abend, Colonel«, grüßte er.
»Guten Abend, Admiral. Ich vermute, die Konferenz ist für heute beendet.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir gönnen uns gerade eine Pause. Danach stehen weitere Besprechungen an.« Er hielt kurz inne. »Und natürlich in den kommenden Wochen.«
Kira war sich nicht sicher, ob er sie mit dieser Aussage ködern wollte. Die Kälte zwischen ihnen musste ihm bewusst sein, immerhin war er ihr Verursacher. Von daher verstand er sicher, wie wenig Kira die Aussicht auf weitere Wochen seines Aufenthaltes begeister-te. Der kann ja nicht einmal Gastfreundschaft sagen, ohne dass ich seine Motive hinterfrage , dachte sie. Doch sie war nicht gewillt, sich ärgern zu lassen.
»Sie haben ja auch wichtige Arbeit vor sich«, sagte sie. »Was kann ich für Sie tun, Admiral?«
»Nichts«, antwortete er. »Ich kam nur, um Sie über unsere Pause zu unterrichten.« Zuerst glaubte sie, er scherze – warum sollte sie das interessieren? –, doch Akaar fuhr fort. »Premierminister Shakaar wird sie nutzen, um zum bajoranischen Volk zu sprechen.«
»Ach ja, richtig.« Shakaar hatte sie beim gestrigen Empfang davon in Kenntnis gesetzt. Kira selbst hatte ihm einen entsprechenden Komm-Kanal reserviert. »Er will das Gipfeltreffen und seinen Zweck offenlegen.«
»Der Premierminister wird in fünf Minuten über das bajoranische Komm-Netz sprechen«, informierte Akaar sie. »Ich schlage vor, Sie sehen es sich an.« Wie stets, seit er die Station betreten hatte, klangen seine Vorschläge eher wie Befehle. Außerdem klang dieser hier reichlich ominös.
»In Ordnung, das werde ich«, versicherte Kira. Ob sie Akaar fragen sollte, warum ihm das so wichtig war? Oder kostete es zu viel Mühe, ihm diese simple Information zu entlocken? Bevor Kira sich entschieden hatte, nickte er knapp und ging wieder.
Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, rief sie die Ops.
»Selzner hier.«
»Ensign, Premierminister Shakaar wird in ein paar Minuten via Komm-Netz zum bajoranischen Volk sprechen«, sagte sie. »Bitte schalten Sie die Ansprache auch ins Komm-System der Station.«
»Verstanden, Colonel« , bestätigte Selzner. »Ich klinke uns sofort ein.«
»Danke. Kira Ende.« Sie stand auf und trat zum Replikator. »Tar-kaleanischen Tee. Anderthalb Kava .« Tee durfte für sie nicht annä-
hernd so süß wie Raktajino sein. Der Replikator summte, und eine Tasse des heißen Getränks erschien im Ausgabefach. Kira nahm sie und ging zu einer in die Wand eingelassenen Komm-Konsole, die sie mit einer simplen Berührung aktivierte. Im Zentrum des Monitors erschien das elliptische Symbol Bajors. Kira setzte sich auf einen gepolsterten Stuhl an der Wand und wartete. Es dauerte nicht lange, bis die Konsole blinkte und Shakaar erschien. Er trug eine dunkelbraune Jacke über einem weißen Hemd und saß an einem Tisch in der Offiziersmesse, die Arme rechtwinklig zum Körper auf diesem abgelegt. In seinen Händen hielt er ein Padd.
»Guten Tag, Bajor« , begann er. »Schon seit dem Ende der Besatzungszeit sprechen viele von uns davon, der Vereinigten Föderation der Planeten beizutreten. Diesbezüglich herrschte stets Uneinigkeit, und so wird es wohl immer bleiben. Doch in den vergangenen Jahren wurden immer mehr Bajoraner zu Befürwortern eines solchen Zusammenschlusses, des Beitritts zu einer großen Gemeinschaft der Kulturen. Nun, da wir aufbrechen …«
Wie weit er gekommen ist , dachte Kira und ließ ihre Gedanken schweifen. Shakaar hatte es nie an Charme und Selbstvertrauen ge-mangelt, aber er war kein Freund der Politik gewesen – nicht einmal nach seiner Wahl zum Premierminister. Nur die Liebe zu seinem Volk und sein Pflichtgefühl ihm gegenüber hatten ihn dazu gebracht, diesen Posten anzustreben und zu behalten. Shakaars politischer Stil war durchaus altbacken zu nennen, doch obwohl er seine Bodenständigkeit nie verlor, hatte Kira in letzter Zeit und bei seinem Umgang mit der Föderation eine beeindruckende Entwicklung an ihm gesehen.
»Vor drei Jahren genehmigte die Föderation Bajors Antrag auf Mitgliedschaft, aber auf Anraten des Abgesandten …«
Kira nippte an ihrem Tee und dachte an die Zeit beim
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