Zwielicht
ließ. Verwundert wandte er sich ab, starrte konzentriert in den Schankraum.
»Was ist?«, fragte Ro.
»Nichts«, antwortete er. »Ich höre nur eine Gruppe … eine große Gruppe … näher kommen.«
»Ich höre gar nichts«, erwiderte sie. »Sind Sie sicher?«
Statt zu antworten, warf er ihr einen Blick zu und zog sich am Ohr.
Einige Sekunden später wusste er, dass sie es ebenfalls hörte. Die Stimmen wurden lauter, je näher sie kamen – ein Gemisch aus Ge-lächter und Gebrüll –, und dann schlenderte Morn in die Bar, gefolgt von einer großen Schar Anhänger. Der kahle Lurianer begab sich an seinen Stammplatz, setzte sich und sah sich nach einem Kellner um.
Einige seiner Begleiter schlossen sich ihm am Tresen an, während der Großteil der Menge sich im Raum verteilte, unter anderem – wie Quark wohlwollend zur Kenntnis nahm – am Dabo -Tisch. Treir war bereits auf den Beinen und stand in aufreizender Pose neben dem Rad. Wie durch ein Wunder war die Tellaritin nun an einem Neben-tisch, wo sie benommen versuchte, ihren Kater abzuschütteln. Binnen weniger Sekunden war der Geräuschpegel in der Bar dramatisch gestiegen. Quark und Ro sahen sich erstaunt an.
»Das muss eine verdammt gute Dichterlesung gewesen sein«, sagte er schließlich mit erhobener Stimme, um gehört zu werden.
»Sieht so aus«, bestätigte Ro in gleicher Lautstärke.
Quark sah sich nach Frool und Grimp um und zeigte ihnen mit Gesten, wo er sie haben wollte. »Ich hätte Broik nie frei geben dürfen«, murmelte er, dann wandte er sich wieder an Ro. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
Er war schon auf dem Weg zu Morn, um dessen Bestellung entgegenzunehmen, als Ro ihm hinterherrief: »Gute Nacht, Quark.«
»Nein, Sie gehen noch nicht«, sagte er in der Hoffnung, den Gast bedienen und dann zu ihr zurückkehren zu können.
»Nichts für ungut«, erwiderte sie lächelnd. »Ich mochte die Stille lieber.«
Quark zermarterte sich das Hirn nach einem Argument, das sie zum Bleiben überreden mochte, sah aber, wie sehr sie die lärmende Meute irritierte. »Gute Nacht, Laren.«
Sie ging zur Tür und deutete in Richtung des geleerten Glases.
»Danke für den Brandy. Setzen Sie ihn …« Dann hielt sie inne, kam zurück zum Tresen und beugte sich vor, als wolle sie ihm etwas sagen, das nur für ihn bestimmt war. »Setzen Sie ihn auf meinen Deckel«, flüsterte sie, die Lippen ganz nah an seinem Ohr.
Quark strahlte sie an. Wunderschön und klug , dachte er. Sie hatte zweifellos bemerkt, wie selten er seinen Kunden Kredit gewährte.
Dass er Wert darauf legte, dies nicht an die große Glocke zu hängen.
»Danke noch mal«, sagte sie.
»Jederzeit.« Reglos stand er hinter der Theke und sah ihr nach, bis sie den Schankraum verlassen hatte. »Jederzeit.« Dann wandte er sich um und ging zum anderen Ende des Tresens. »Okay, Morn –
welches deiner Stammgetränke soll’s heute sein?«
Der Profit rief nach ihm, doch in Gedanken blieb Quark bei Ro Laren.
Kapitel 12
Akaar kam aus dem Turbolift – wobei er sich aus Gewohnheit duckte – und trat in den spärlich beleuchteten Korridor. Capellaner verfügten über gute Augen, deren Sehkraft die der menschlichen überstieg, doch nicht einmal die halfen ihm an Bord dieser Raumstation.
Wenn schon die Nachmittage düster sind , dachte er, wie sehen dann die Nächte aus? In Gedanken sah er sich schon durch totale Finsternis wandeln, über Türschwellen stolpern und sich an Querträgern den Kopf stoßen, bis er sich irgendwann hoffnungslos in diesem cardassianischen Labyrinth verlor.
Stattdessen stand er aber inmitten des Ganges und sah sich um.
Per Computer hatte er sich vorher ein Stationsdiagramm und einen Lageplan angesehen, nun aber wusste er die Richtung nicht mehr.
An der dem Lift entgegengesetzten Wand schien eine Komm-Konsole zu sein. Er trat näher, berührte deren spiegelnde Oberfläche, und sie erwachte zum Leben. Begleitet von einer Reihe elektrischer Klangsignale erschien eine cardassianische Anzeige. Akaar betrachtete die asymmetrischen Polygone rings um das zentrale, sich im Kreis drehende Objekt. Das Stationspersonal, das in dieser unwirtli-chen Umgebung zurechtkam, hatte sich mehr als eine Beförderung verdient – egal ob Bajoraner oder Sternenflotte.
»Computer«, begann er, »führe mich zu Commander Vaughns Quartier.« Ein schwaches Echo ließ die Worte durch den leeren Gang hallen. Die Konsole summte leise, reagierte sonst jedoch nicht.
Akaar wartete kurz,
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