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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wir.
    Zum Glück erwies sich die zweite Kohorte als eine Mannschaft mit Zartgefühl. Während sie darauf warteten, daß jemand Anspruch auf das Opfer erhob, hatten sie die Leiche in einem Leintuch zwischen zwei Pfählen aufgehängt, in dem Schuppen, in dem normalerweise ihr Feuerwehrwagen untergebracht war. Die Pumpe war auf die Straße gezogen worden, wo sie gerade von einer großen Gruppe älterer Männer und kleiner Jungs bewundert wurde. Die Leiche lag im Dämmerlicht. Man hatte sie sorgfältig zurechtgelegt und den Kopf in einen Eimer gesteckt, damit nichts durchleckte. Das Ganze vermittelte den Eindruck ehrfurchtsvoller Stille.
    Angenehm war es nicht, mir die Leiche anzusehen. Ich mag keine Innenschau. Das Leben ist schlimm genug, ohne daß man sich auch noch damit abquälen muß, düstere Parallelen zu ziehen.
    Ich hatte den Mann schon mal gesehen, ihn sogar kennengelernt und kurz mit ihm geredet – vielleicht zu kurz. Er war der freundliche Bursche vom gestrigen Festmahl, der in der haferfarbenen Tunika, der still und zurückhaltend der von Attractus engagierten Tänzerin zugesehen hatte. Als er mir später half, ein paar Sklaven aufzutreiben, die meine Amphore mit der Fischsoße heimtragen sollten, hatten wir gemeinsam über einen Witz gelacht, an den ich mich aber nicht mehr erinnern kann.
    Das Opfer war in meinem Alter und ähnelte mir auch in Körperbau und Gewicht. Bevor ihm irgendein Ganove den Schädel eingeschlagen hatte, war er ein intelligenter und freundlicher Mann gewesen; ich hatte den Eindruck gehabt, daß er in der gleichen Welt lebte wie ich. Obwohl Anacrites behauptet hatte, ihn nicht zu kennen, fragte ich mich, ob das nicht eine Lüge war. Ein ungutes Gefühl sagte mir, daß sich seine Anwesenheit bei dem Essen noch als wichtig herausstellen sollte. Er hatte den Palatin zur gleichen Zeit verlassen wie ich. Kurz darauf mußte er umgebracht worden sein. Wer auch immer ihn überfallen hatte, konnte uns beiden vom Palast gefolgt sein. Er machte sich allein auf den Heimweg. Ich war von zwei stämmigen Sklaven mit einer Amphore begleitet worden.
    Mich wollte das nagende Gefühl nicht loslassen, daß ich, wäre ich ebenfalls unbegleitet gewesen, gut die Leiche im Schuppen der Feuerwehrmänner hätte abgeben können.

IX
    Petronius und ich untersuchten die Leiche oberflächlich und vermieden allzu genaue Blicke auf die Kopfwunde. Wieder fanden wir keine weiteren auffälligen Verwundungen. Aber ein Blutfleck auf dem Leintuch, in dem die Leiche hing, ließ mich sein rechtes Bein anheben. In der Kniekehle fand ich ein Stück aufgeritzte Haut – nicht viel mehr als ein Kratzer, obwohl er offenbar stark geblutet hatte.
    »Petro, was hältst du davon?«
    »Ist irgendwo hängengeblieben?«
    »Ich weiß nicht … Anacrites hatte auch einen Schnitt am Bein.«
    »Du siehst Gespenster, Falco. Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Du bist der Experte!« Das versetzte ihn immer in Unruhe.
    Die Zweite Kohorte hatte festgestellt, daß der Name des Toten Valentinus war. Dazu waren nur ein paar Fragen in der Nachbarschaft nötig gewesen. Er besaß eine Wohnung auf dem Esquilin, nicht mehr als zehn Schritte von der Stelle entfernt, wo er zu Tode geprügelt worden war.
    Der Nachbar, der die Leiche identifizierte, berichtete der Zweiten, daß Valentinus allein gelebt hatte. Sein Beruf war nicht bekannt. Er war zu verschiedenen Uhrzeiten ausgegangen und hatte recht oft Besucher unterschiedlichster Art empfangen. Er ging in die Thermen, mied aber die Tempel. Mit seinen Nachbarn hatte er nie Schwierigkeiten gehabt. Valentinus schien kein ausschweifendes Leben geführt zu haben und war nie von den Vigiles verhaftet worden. Bis zu der Nacht seines Todes hatte er stets gut auf sich aufgepaßt.
    Die Männer der Zweiten führten uns zu seiner Wohnung, die sie bereits durchsucht hatten. Sie bestand aus zwei Zimmern im vierten Stock einer düsteren Mietskaserne. Die Räume waren spärlich möbliert, aber ordentlich und sauber. Im hinteren Zimmer sahen wir sein Bett, zwei auf einer Bank abgelegte Tuniken, seine Ersatzstiefel und ein paar wenig aufschlußreiche persönliche Dinge. Im Vorderzimmer stand ein Tisch, des weiteren fanden wir seine rotglasierte Eßschale, seinen mit einem fröhlichen Spruch versehenen Weinbecher, seinen Stilus und die mit Schnur zusammengebundenen Notiztafeln (bar jeder nützlichen Information) und einen Haken mit seinem Umhang und Hut. Beide Zimmer bekamen Licht durch hoch oben angebrachte Fenster, zu

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