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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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absichtlich im dunklen ließ – oder nur, daß der Geheimdienst keine Arbeit hatte? Kein Wunder, daß Anacrites immer zu fürchten schien, die Zwangspensionierung lauere hinter der nächsten Ecke.
    »Haben Sie es bei Titus versucht?« Der älteste Sohn des Kaisers teilte sich die Regierungsgeschäfte mit seinem Vater. Er liebte jede Art von Geheimnissen.
    »Titus Cäsar hat nichts hinzuzufügen. Er war es jedoch, der vorschlug, daß ich Sie mit einbeziehe.«
    »Titus weiß genau, daß ich mit sowas nichts zu tun haben will!« erwiderte ich gereizt. »Wie gesagt, befragen Sie Anacrites’ Stab. Wenn er an etwas dran war, wird er Agenten ausgeschickt haben.«
    Laeta runzelte die Stirn. »Ich habe es versucht, Falco. Es gelingt mir nicht, auch nur einen der von ihm benutzten Agenten ausfindig zu machen. Er war sehr verschwiegen. Seine Art, Aufzeichnungen zu führen, war, milde ausgedrückt, exzentrisch. All die Angestellten seines Büros scheinen nur niedrigrangige Laufburschen und Boten zu sein.«
    Ich lachte. »Keiner, der für Anacrites arbeitet, hat irgendeine Form von Klasse!«
    »Sie meinen, er war nicht fähig, gute Leute auszuwählen?« Laeta schien erfreut, das zu hören.
    Plötzlich spürte ich, wie mir im Namen des verdammten Spions die Wut hochstieg. »Nein, ich meine, daß man ihm nie genug Geld gegeben hat, um für Qualität zu bezahlen!« Damit stellte sich die Frage, wie er zu seiner Villa in Baiae gekommen war, aber Laeta schien diesen Widerspruch nicht zu bemerken. Ich beruhigte mich. »Klar war er geheimniskrämerisch; das erfordert der Beruf. Olympus! Wir reden über ihn, als sei er tot, aber das stimmt nicht, zumindest noch nicht …«
    »Nein, allerdings nicht!« murmelte Laeta. Die Sänftenträger starrten wie gewöhnlich unbewegt vor sich. Wir wußten beide, daß sie uns belauschten. »Titus Cäsar meint, wir sollten dafür sorgen, daß nichts von diesem Überfall bekannt wird.« Guter alter Titus. Berühmt für sein Flair – besonders, meiner Erfahrung nach, wenn es ums Vertuschen ging. Dabei hatte ich ihm schon verschiedentlich geholfen.
    Ich sah Laeta eindringlich an. »Das hier könnte etwas mit dem Essen gestern abend zu tun haben.«
    Widerstrebend gab er zu: »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
    »Warum haben Sie mich eigentlich eingeladen? Ich hatte das Gefühl, daß Sie mit mir etwas besprechen wollten?« Er verzog die Lippen. »Warum waren Sie so erpicht darauf, daß ich diesen Senator kennenlerne?«
    »Nur weil ich ganz allgemein den Eindruck hatte, daß sich Quinctius Attractus ein bißchen zu sehr aufspielt.«
    »Könnte Anacrites Nachforschungen über Attractus angestellt haben?«
    »Aus welchem Grund?« Laeta wollte noch nicht mal zugeben, daß Anacrites das Verhalten des Mannes ebenfalls aufgefallen sein könnte.
    »Spione brauchen keine legitimen Gründe. Deswegen sind sie ja so gefährlich.«
    »Tja, jemand hat diesen hier sehr viel weniger gefährlich gemacht, Falco.«
    »Vielleicht«, schlug ich gehässig vor, »sollte ich fragen, ob Sie schlecht mit ihm ausgekommen sind.« Da darauf mit keiner vernünftigen Antwort zu rechnen war, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Spion zu.
    Ich überlegte, ob es nicht besser gewesen wäre, Anacrites diskret im Haus von Calisthenus zu lassen, den Architekten für die Pflege des kranken Mannes zu bezahlen und Schweigen zu bewahren. Aber wenn hier wirklich ein gefährlicher Verbrecher am Werk war, wäre der Palast sicherer. Oder sollte es zumindest sein. Anacrites war womöglich auch das Opfer einer schlichten Palastintrige geworden. Ich schickte ihn nach Hause, damit man sich um ihn kümmerte – welch häßlicher, zweideutiger Begriff. Vielleicht schickte ich ihn damit in sein endgültiges Verderben.
    Plötzlich spürte ich, wie Trotz in mir aufstieg. Offensichtlich wollte man mich hier für dumm verkaufen. Laeta haßte den Spion, und seine Motive mir gegenüber waren zwiespältig. Ich traute Laeta nicht mehr als Anacrites, aber was auch immer hier vorging, Anacrites steckte in dicksten Schwierigkeiten. Ich hatte ihn oder das, was er verkörperte, nie leiden können, doch ich wußte, wie er arbeitete: knietief im gleichen Morast wie ich.
    »Laeta, Titus hat recht. Über die Sache muß Stillschweigen bewahrt werden, bis wir wissen, was passiert ist. Und Sie wissen, wie rasch sich Gerüchte im Palast verbreiten. Die beste Lösung wäre, Anacrites irgendwo hinzubringen, wo er in Frieden sterben kann, falls er beschließt, das

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