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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Helena lächelnd.
    »Und doch, Helena!« So hatte Aelia Annaea offenbar noch nie davon gesprochen. Die junge Witwe schien über sich selbst überrascht. »Um ehrlich zu sein, als mein Mann starb, hatte ich das Gefühl, eine zweite Chance im Leben zu bekommen.« Ihre Augen funkelten boshaft. »Momentan genieße ich das Leben. Eine Witwe hat einen anderen Status. Wenigstens ein Jahr lang werde ich eine gewisse Unabhängigkeit besitzen.« Sie hielt inne, als ob wir das Gesagte vielleicht mißbilligen könnten.
    »Warum nur ein Jahr?« brummte Helena.
    Aelia warf ihr einen wehmütigen Blick zu. »Länger kann eine vermögende Frau nicht erwarten, sich gegen die Horde von Männern zu sperren, die sie bedrängen, ihr Geld bei ihnen anzulegen!«
    Claudia Rufina wirkte jetzt ernsthaft schockiert. Freundlich meinte Helena zu ihr: »Hören Sie nicht auf unser griesgrämiges Gerede! Sie sollten nur darauf achten, daß es genug Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Ihrem Ehemann gibt.«
    »Wie zum Beispiel Liebe?« fragte Claudia mit leichtem Trotz in der Stimme.
    Helena lachte. »Nun, das ist vielleicht etwas zu viel verlangt.«
    »Liebe ist ein Luxus!« mischte ich mich in die Frotzelei ein. »Aber Sie brauchen nichts Übertriebenes zu verlangen – eine gemeinsame Begeisterung für Wagenrennen oder ein starkes Interesse an der Schafzucht kann eine wunderbare Grundlage für mindestens vier oder fünf glückliche Ehejahre abgeben.«
    Hin- und hergerissen zwischen Helenas Rat und meiner Schnoddrigkeit, schaute Claudia verwirrt in die Runde. Ich bemerkte, daß sich Marius Optatus alles mit angehört hatte und offenbar beide Mädchen mit neugierigem Interesse beobachtete. Abgesehen von dem einen kurzen Ausbruch hatte er fast nichts gesagt, schien aber ganz zufrieden, hier bei uns zu sitzen.
    Freundlich sagte ich zu unseren beiden Besucherinnen: »Ihr Freund Tiberius klingt faszinierend. Ich glaube, ich würde diesen jungen Mann gerne kennenlernen!«
    Dem stimmten sie zu, dann erhoben sich beide einmütig und meinten, sie müßten jetzt wirklich gehen.
    Ich blieb allein zurück, während sie hinausbegleitet wurden. Ich wollte mir diesen »seltsamen Vorfall« durch den Kopf gehen lassen, daß ein altes Weib (oder eine gut verkleidete junge Tänzerin?) versucht hatte, mit Claudias Großvater zu sprechen.

XXXIII
    Im weiteren Verlauf des Nachmittags ließ Optatus sich nicht mehr blicken. Offenbar hatte ich ihn irgendwie verärgert, aber er taugte nicht zum Schmollen: seine Sturheit war stärker, und er dachte nicht im Traum daran, eine Mahlzeit zu verpassen. Zum Abendessen war er wieder da und saß schweigend am Tisch. Helena und ich unterhielten uns mit Marmarides, sprachen davon, am nächsten Tag nochmal nach Corduba zu fahren. Derweilen verputzte Optatus einen halben Laib hausgebackenes Brot, eine Schüssel Salat aus eingelegten Oliven und ein Stück Räucherwurst von dem Hängegestell über dem Herd. Dann trank er einen ganzen Krug Wasser aus dem Dolium, lehnte sich zurück und stocherte in den Zähnen.
    Helena stand von der Bank am Tisch auf, weil sie ihr zu schmal und unbequem war. Mit einem leisen Seufzer ließ sie sich auf den Stuhl neben dem Heißwasserkessel am Herd sinken. Ich legte ein Bein auf die Bank und drehte mich zu unserem Freund um, wobei ich fröhlich weiterkaute. Mein Appetit war einfach größer als seiner.
    »Mir ist da heute etwas aufgefallen«, meinte Helena von ihrem Stuhl am Herd. »Die beiden jungen Frauen schwärmten davon, wie charmant der Quinctius-Sohn sei. Das sagten sie nicht nur, weil er heftig mit ihnen geflirtet hat. Sie meinten damit, daß alle ihn hinreißend finden.«
    »Alle außer Ihnen«, sagte ich zu Marius Optatus. Und ich würde die zweite Ausnahme sein, falls ich ihn genauso widerwärtig fand wie die sonstigen Emporkömmlinge im Verwaltungsbereich.
    »Antworten Sie nicht darauf, wenn Sie nicht wollen, Marius«, sagte Helena. »Wir wohnen hier im gleichen Haus, und Sie dürfen Respekt verlangen.«
    Sie hatte gespürt, was los war, und er brach schließlich sein Schweigen. »Was Sie da machen, ist schrecklich, Falco.«
    Ich pulte an einem Stück Wursthaut, das sich in meinen Zähnen verfangen hatte. »Womit habe ich Sie gekränkt?«
    »Ich glaube, Sie kränken alle, denen Sie begegnen.«
    »Da liegen Sie nicht ganz falsch!« Ich nahm ein kleines Hölzchen aus einem Becher, der neben dem Salzfaß auf dem Tisch stand. In Rom glaubten alle an das Märchen, daß die Hispanier ihre Zähne mit

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