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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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durchführen würde, dann käme dabei heraus, daß die Spanier mit Spanierinnen verheiratet sind, die Gallier mit Gallierinnen – und die Römer mit Frauen aus ihrem eigenen Volk. Ist das also der Grund, Marcus, wieso über Claudia und den Quästor nicht offen geredet wird?«
    »Und dazu wird es auch nicht kommen. Die Quinctii lassen sich nicht darauf ein. Nachdem ich Claudias Großvater kennengelernt habe, würde ich sagen, er ist gewieft genug, das zu erkennen.«
    »Das Mädchen könnte einen seelischen Schaden dadurch erleiden«, meinte Helena stirnrunzelnd.
    »Nur, wenn sie dumm genug ist, sich in den Charmeur zu verlieben. Das mag zwar passieren, muß aber nicht unwiderruflich sein. Tja, da haben Sie’s!« sagte ich zu Optatus. »Ein nettes reiches Mädchen, das bald Liebeskummer haben wird und auf dem Heiratsmarkt zur Verfügung steht!«
    Er nahm es gut auf. »Vielen Dank, Falco!« Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht, und ich wußte, daß wir wieder Freunde waren. »Aber vielleicht ist Claudia Rufina nicht nett oder reich genug!«
    Helena und ich strahlten ihn an. Es macht immer Spaß, einem Mann zuzusetzen, der für sich selbst einstehen kann.
     
    Optatus kam immer noch nicht mit meinen Arbeitsmethoden zurecht. »Es gefällt mir einfach nicht, Falco.«
    »Die Art, wie ich arbeite?«
    »Die Art, wie Sie jedem Fallen stellen – sogar mir, während Sie so tun, als würden Sie nur freundlich plaudern.«
    Ich seufzte. »Keine Bange. Was die Verschwörung betrifft, so standen Sie auf ziemlich schlechtem Fuß mit den Quinctii, falls die ein Kartell zu bilden versuchten. Nur Männer, die ihnen ergeben sind, wurden zu Freundschaftsreisen nach Rom eingeladen. Doch lassen Sie uns den Quinctii gegenüber gerecht bleiben. Vielleicht sind sie unschuldig wie die Gänseblümchen.«
    »Sie haben also Sinn für Gerechtigkeit!« bemerkte er trocken.
    »Ich bin zu oft hinters Licht geführt worden! Aber ich glaube nicht, daß man Sie je aufgefordert hat, sich einer Preisabsprache anzuschließen. Dazu lehnen Sie Korruption zu sehr ab.«
    Vielleicht war diese Einschätzung falsch. Vielleicht hegte Marius Optatus einen so tiefen Groll über das, was ihm passiert war, daß er die treibende Kraft hinter der Verschwörung war, die Anacrites hatte aufdecken wollen. Eben noch hatte Optatus uns erzählt, daß er eifrig sparte und ehrgeizige Pläne hatte. Vielleicht hatte ich seine Wichtigkeit in dieser Gegend unterschätzt.
    »Ich fühle mich geschmeichelt«, sagte Optatus. »Sie werden Ihre Bemühungen also auf den gutaussehenden Freund der jungen Damen konzentrieren, Falco?«
    »Der charmante Tiberius stellt in der Tat ein faszinierendes Rätsel dar. Wenn die Quinctii die Gauner sind, haben sie die Sache schlau eingefädelt. Aber trotzdem, der Prokonsul hat Quinctius Quadratus auf einen Jagdausflug geschickt.«
    »Na und, Falco? Quadratus ist ein sportlicher Typ. Er jagt gerne. Bei einem vielversprechenden jungen Mann kommt das gut an.«
    Ich lächelte weise. »Bei einem jungen Mann, dem gerade ein wichtiges öffentliches Amt verliehen wurde, könnte man das auch anders interpretieren. Quadratus ist doch momentan nicht auf der Jagd, oder?«
    »Er genießt sein Leben in vollen Zügen.«
    »Genau. Flirtet mit Aelia Annaea und Claudia. Was für ein Mistkerl.«
    »Und beeinflußt ihre Brüder«, teilte Optatus mir mit. »Vor allem den jungen Rufius Constans. Quadratus hat sich zum Mentor des Jungen gemacht.«
    »Das klingt nicht gut! Aber hören Sie zu, ich wollte Ihnen vom Jagdurlaub erzählen. Sie kennen sich doch aus mit den Feinheiten hier. In der Armee nennt man es ›aufs Land geschickt werden‹. Im Zivilleben verwendet man einen anderen Ausdruck, aber das Ergebnis bleibt dasselbe: Ob Ihr Quästor wirklich auf die Jagd geht oder nicht, interessiert niemanden. Er kann auf dem Gut seines Vaters herumhängen, im Gymnasium trainieren, Frauen ausführen – egal was, solange er sich im Büro nicht blicken läßt. Tatsache ist, daß der Prokonsul, zumindest vorübergehend, diesen glänzenden neuen Aufsteiger kaltgestellt hat.«
    Optatus sah erfreut aus. Er erkannte sofort, daß dies für die Quinctii und ihre ehrgeizigen Pläne verheerend sein konnte. Der Senat mochte gekauft und der Kaiser übers Ohr gehauen worden sein, aber der hiesige Prokonsul hatte eigene Ansichten. Entgegen aller Voraussicht lief nicht alles wie geschmiert für Quinctius Attractus und seinen Sohn. Offenbar existierte auf irgendeiner Liste ein schwarzer

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