Zwielicht
Kampf.
Wenn dieses Geheimnis so wichtig ist, wie du tust, dann ist es mein Kampf. Und... Jake zögerte, fuhr dann fort: Und selbst wenn es nicht so wäre... ich respektiere und mag dein Volk. Ich werde tun, was immer ich kann, um euch zu helfen.
Jake wusste, dass Protoss weinen konnten, in gewisser Weise jedenfalls. Er hätte nur nie erwartet, dass... Zamara es tun würde. Aber der Ansturm verquickter Emotionen Dankbarkeit, Überraschung, Bedauern, Schuld, Begreifen -, der ihn traf und erfüllte, machte ihm bewusst, dass Zamara, hätte sie noch ihren eigenen Körper besessen, sich jetzt vornüber gebeugt hätte und dass ihre Haut vor Kummer fleckig geworden wäre. Hätte er sie umarmen können, hätte er es getan.
Das ist kein Selbstmitleid, Jacob.
Ich weiß.
Aber diese Information muss weitergegeben werden. Sie muss bewahrt werden. Und du musst überleben.
Und zwar in genau dieser Reihenfolge, dachte er ironisch, pflichtete jedoch bei. Er vertraute Zamara, auch wenn sie diese Information noch immer nicht mit ihm geteilt hatte.
Es wäre so viel einfacher gewesen, wäre ich nicht getötet worden.
Tja, das sehe ich auch so.
Jake aß die Frucht auf. Als sein Hunger gestillt war, wandte er das Gesicht der rosafarbenen Sonne zu. Mit geschlossenen Augen genoss er den stillen Moment der Wärme auf seiner Haut, dann seufzte er und sagte: „Also los. Gehen wir und reden noch einmal mit diesem dunklen Templer."
KAPITEL 10
Sie fanden ihn auf einem Felsblock sitzend vor, so nah am Wasserfall, dass feine Tröpfchen seine Haut benetzten. Zeratul hatte die schwere dunkle Robe und die Rüstungsteile, die er getragen hatte, abgelegt und trug nur ein schlichtes dunkles Tuch um die Hüften. Er war still, so still wie die Aiur-Protoss, die Jake so gut kennengelernt hatte und so sehr vermisste. Zeratul saß in der bekannten geduckten Haltung da, seine Hände ruhten auf den langen knochigen Beinen. Er wirkte wie aus Stein. Und daraus, dachte Jake, musste er wohl auch sein, wenn es ihm gelang, sich Zamaras Worten so zu widersetzen.
Jake nahm neben dem meditierenden Protoss Platz. Zeratul bewegte sich um keinen Millimeter, doch wusste Jake, dass der Prälat der dunklen Templer, hätte er es gewollt, schlagartig zum Angriff übergehen und ihn, Jake, hätte töten können, bevor er selbst auch nur ein Zwinkern zustande brachte. Das Reden überließ er der Bewahrerin. Schließlich war sie es, die den Kerl von früher kannte.
„Zeratul. Mein alter Freund. Gemeinsam überlebten wir die Vernichtung von Aiur. Beide liebten wir den edlen Tassadar, der sein Leben gab, um die Zerg zu bezwingen und sein Volk zu retten. Ihr botet Eure Welt als Zuflucht an, als alles verloren schien -"
„Ich gebiete Euch zu schweigen, Bewahrerin."
Jake zuckte unter der Eiseskälte zusammen, mit der die gedachten Worte ihn trafen.
Wow, der Typ ist vielleicht ein kaltherziger Bursche!
Nicht so kaltherzig, wie er sich den Anschein gibt. Rüstungen werden nicht nur am Körper getragen.
Zamara richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Zeratul. Jake spürte das Verlangen, sich zu verbinden, und die Verzweiflung in ihren Gedanken, als sie weitersprach.
„Ich werde nicht schweigen, ich kann es nicht. Ich trage die Erinnerungen an so viele Schrecken in mir. Und doch auch an so viel Tapferkeit, vor allem an die von Tassadar und Adun. Ich weiß, dass Ihr großen Geistes seid. Ihr habt Fehler begangen. Das passiert allen Lebewesen, Zeratul. Es wäre Arroganz in höchstem Maße, wenn Ihr dächtet -"
„Und wieder bezichtigt Ihr mich der Arroganz, obschon Ihr gar nicht wisst, was ich getan habe!" So schnell, dass Jake erschrak obwohl er damit hätte rechnen müssen -, war Zeratul auf den Beinen. Er war zum Angriff bereit, sollte Zamara es zu weit treiben.
„Ihr werdet diesen Ort auf der Stelle verlassen! Überlasst mich meiner Meditation und meinem Schmerz. All das ist mein, es gehört Euch nicht."
„Nein. Wir werden nicht gehen."
Jake wappnete sich gegen einen Wutausbruch, den Angriff. Doch Zeratul überraschte ihn abermals, indem er mit dem Protoss-Äquivalent eines Schulterzuckens reagierte.
„Wie Ihr wollt. Dann gehe eben ich", sagte er. Er erhob sich aus der Hocke und erwies sich dabei als größer als die meisten Protoss und imposanter als alle, die Jake je mit eigenen Augen oder in Zamaras Erinnerungen gesehen hatte. Dann schritt er zielstrebig auf sein Schiff zu.
Und im nächsten Augenblick war er verschwunden.
Tja, das hätte besser laufen
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