Zwielicht
hernahm. „Ihr habt Euch Eure Ehre von ihr nehmen lassen."
Jacob -
Zamara warnte ihn, sich zurückzuhalten. Jake beachtete sie nicht. „Kerrigan hat Euch nicht zu dem gezwungen, was Ihr getan habt. Sicher, sie war für die Lage verantwortlich, und die Lage war schrecklich. Aber Ihr habt darüber entschieden, was zu tun sei. Ihr habt entschieden, Raszagal zu töten. Das könnt Ihr nicht auf Kerrigan schieben."
Jacob, ich würde raten, von dieser Richtung des Gesprächs abzugehen.
Zamara, ich habe nicht mehr viel Zeit, wenn wir Zeratul dazu bringen wollen, seinen Arsch zu erheben und uns zu helfen. Im Moment suhlt er sich nur in Selbstmitleid.
„Ihr habt Eure Ehre nicht verloren. Ihr habt sie gewahrt. Raszagal war einverstanden mit dem, was Ihr getan habt."
Jakes Worte hatten Zeratul zu staunendem Schweigen verdammt, aber die Erwähnung Raszagais ließ ihn wieder hochfahren. „Ihr kanntet meine Matriarchin nicht! Wie könnt Ihr es wagen, für sie zu sprechen?"
„Doch, ich kannte sie, gewissermaßen." Jetzt sprudelten die Worte aus ihm hervor wie vorhin aus Zeratul. „Ich war Vetraas, und Vetraas kannte Raszagal, und dieses Mädchen, dieser forsche kleine Hitzkopf, war stolz auf sich und das, woran sie glaubte. Ich wette, daran hat sich nichts geändert, als sie älter und schließlich die Führerin der dunklen Templer wurde. Ich wette, sie wurde stattdessen nur klüger, weiser und stärker, sie entwickelte einen kühl abwägenden Verstand, der ihr leidenschaftliches Herz ergänzte. Ich wette, sie war eine hervorragende Matriarchin und verabscheute jeden Sekundenbruchteil, den sie unter Kerrigans Kontrolle stand. Ihr habt Eure Matriarchin nicht getötet, Zeratul, das hat Kerrigan getan, in dem Moment, da sie sich in Raszagais Gehirn drängte und sie als Marionette benutzte, die ihr eigenes Volk verriet. Ihr habt lediglich die Fäden gekappt. Raszagal starb als freies Wesen. Wenn Ihr glaubt, es sei keine Ehre darin, ihr dabei zu helfen, dann muss ich sagen, dass Ihr nicht der Protoss seid, für den Raszagal Euch hielt."
Zeratul zuckte wie unter einer Ohrfeige zusammen.
„Ihre letzten Worte waren eine Verpflichtung, die Ihr nicht erfüllt. Ihr enttäuscht sie, ihr enttäuscht sie ganz gewaltig. Sie bat Euch, auf ihren Stamm achtzugeben. Sie legte die Zukunft in Eure Hände, und jetzt sitzt Ihr nur darauf. Meine persönliche Zukunft und die Eures Volkes verdammt, wenn Zamaras Andeutungen stimmen, des ganzen Universums verstreicht, während Ihr hier auf diesem abgeschiedenen Planeten hockt und Euch selbst leidtut. Soll das Raszagais Vermächtnis sein?"
Zeratul bewegte sich schnell, und Jake merkte erst, dass er nun doch ein klein wenig zu weit gegangen war, als er bereits flach auf dem Rücken lag und die Hände des Protoss an seiner Kehle spürte. Zamara übernahm augenblicklich, zwang sich in Jakes Körper und setzte sich zur Wehr, warf Zeratul ab, wand sich aus seinem Griff und stand leicht geduckt da, bereit zum Angriff und zur Gegenwehr.
Das hatte sie schon einmal getan, und da war es Jakes Körper gelungen, einen meisterhaften Assassinen im Nahkampf zu bezwingen. Er unterschätzte Zamaras Kühnheit und Können nicht schließlich beherrschte sie jede Kampfkunst, die je ein Protoss beherrscht hatte -, aber er kannte die Grenzen seines eigenen Körpers, und ein Mensch konnte diesen Kampf auf gar keinen Fall gewinnen. Nicht einmal ein Mensch, in dem ein Protoss am Steuer saß.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach alldem durch die Hände eines Protoss sterben würde, sandte Jake in wilder Panik einen Gedanken an Zamara.
Aber das tat er auch nicht.
Mit einer geistigen Anstrengung, die Jake nur bewundern konnte, fasste Zeratul sich wieder. Ruhe umgab ihn wie ein Umhang. Diese Stille, so tief gehend, dass sie fast unwirklich schien, legte sich über ihn, und er richtete sich zu seiner ganzen einschüchternden Größe auf.
„Geht. Sofort. Und kehrt nicht zurück."
Rosemary pfiff tief und leise. „Wow. Dann hat also eine Menschenfrau der Matriarchin aller dunklen Templer den Kopf verdreht und sie dazu gebracht, ihrem Willen entsprechend zu handeln und schließlich einen treuen Diener gezwungen, sie umzubringen. Okay, jetzt verstehe ich dich. Es überrascht mich, dass diese Hierarchie überhaupt bereit ist, mit mir zu reden. Ich habe ja schon einiges über Kerrigan gehört. Aber das noch nicht."
„Du wirst große Vorurteile überwinden müssen", pflichtete Selendis ihr bei. „Das Maß des Leids,
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