Zwielicht
blinzelte. „Ich... ja. Ich vertraue Euch, wie ich mir selbst vertraue, Exekutor, und Ihr habt Euch den Respekt aller hier Versammelten verdient."
Rosemary erkannte, dass das stimmte. Selbst jene, die offenkundig gegen Artanis und den Plan waren, erhoben keine Einwände.
Selendis stand auf und nickte. „Ich werde damit anfangen, in Erfahrung zu bringen, wohin der Mensch und die Bewahrerin zunächst umgeleitet wurden. Danach werde ich die Spreu vom Weizen trennen. Ich werde versuchen, wie ein Bewahrer zu denken auch das ist zweifellos ein beängstigendes Unterfangen, aber ich werde mein Bestes tun. Rosemary wird mir dabei sicher eine Hilfe sein, denn sie kennt Jacob und Zamara am besten."
„Ich glaube", erklang die heisere Gedankenstimme des alten Mohandar, „ich kann Euch etwas Zeit sparen, Exekutor."
Aufgeschreckt drehte Rosemary sich nach dem dunklen Templer um. Die Falten um seine Augen vertieften sich ein wenig, und sie erkannte, dass er sich amüsierte.
„Ich glaube, ich weiß ganz genau, wo Zamara hinwill. Und ich kann Euch verraten, wie Ihr dorthin gelangt."
KAPITEL 15
Ulrezaj war nun mehr als nur Fleisch. Er war Energie, mächtig und stark, unverwundbar durch so simple Dinge wie Kugeln oder Speere. Doch andere Kreationen aus Energie, geistige oder körperliche, konnten ihn verletzen und hatten es getan.
Und sie hatten ihn so viel schwerer verletzt, als er es erwartet hatte.
Er war dem Sieg über Shakuras nahe gewesen, dem Sieg über die verachtenswerten Aiur-Protoss und die unerklärlich passiven Templer, die er einst sein „Volk" genannt hatte. Er konnte nicht begreifen, warum sie jene Wesen aufgenommen hatten, die einst ihren Tod gewollt, die sie in die Verbannung getrieben hatten.
Zeratul einst ein Bruder, heute ein Feind, der noch größere Verachtung verdiente als selbst der schwächliche Hierarch, den sie an ihre Spitze gesetzt hatten. Er hatte erwartet, dass die Aiur-Protoss ehrlos und schändlich seien. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass ein derart respektierter dunkler Templer wie Zeratul sich als Verräter erweisen würde.
Sie waren nach Aiur gekommen, kampfbereit, um sogenannte Helden zu retten. Ulrezaj und seine Verbündeten hatten zwei der drei getötet, waren jedoch gefangen genommen worden. Aber Ulrezaj hatte Verbündete gehabt und Ulrezaj hatte Pläne über Pläne geschmiedet. Er war entkommen, hatte einen der kostbaren Khaydarin-Kristalle mitgenommen und fünf verzerrte Kopien davon erschaffen. Er hatte altes Wissen benutzt, um nicht einfach nur irgendein dunkler Archont zu werden, sondern der mächtigste dunkle Archont, den das Universum je gesehen hatte, indem er seine Essenz mit der seiner drei Kameraden vereinte. Er war mit den fünf entarteten Kristallen nach Shakuras gegangen, wo er einen außergewöhnlich starken elektromagnetischen Impulsgenerator aktivierte, um Chaos auszulösen und die verhassten Flüchtlinge zu verjagen. Sie sollten am eigenen Leibe erfahren, wie es war, wenn man gejagt wurde. Sie sollten sterben, wie sie auf Aiur hätten sterben sollen, von den Zerg in Stücke gerissen.
Aber er war bezwungen worden... einstweilen. Er hatte sich in das Versteck zurückgezogen, wo er seine beispiellose Kraft erneuerte und darüber nachdachte, wie er Vergeltung üben wollte. Er hatte andere zu sich gelotst, die bereit waren, in der Herrlichkeit aufzugehen, die Ulrezaj war, um auf der Seite zu stehen, die letztlich triumphieren würde.
Und so hatte ihn sein Weg nach Aiur zurückgeführt. Es wurde offenbar, dass die Protoss zu feige waren, um ihre kampfbereiten Artgenossen zu retten, obgleich sie sich nicht länger auf Unwissenheit berufen konnten. Herzlose, jämmerliche Narren. Sie wollten ihrer Heimatwelt den Rücken kehren, jener Welt, um welche die dunklen Templer bis in die Seele hinein getrauert hatten, als sie gezwungen wurden, sie zu verlassen. Diejenigen, die darauf verzichteten, verdienten keine Gnade.
Es war ihm so leicht vorgekommen, die besorgten, verängstigten Flüchtlinge um sich zu scharen, die auf ihrer verwüsteten Heimatwelt zurückgelassen worden waren. Sie dazu zu bewegen, ihm zu folgen, sie zu beruhigen und mittels jener Droge zu steuern, die durch ihre Haut ins Blut vordrang und sie von der Bedrängnis durch die Khala befreite.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich gegen ihn wenden würden, selbst dann nicht, wenn sie die Wahrheit oder auch nur einen Teil der Wahrheit darüber erführen, was ihr Wohltäter wirklich
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