Zwielicht
Gründen Wissen stahl, war seine eigene Entscheidung."
Der alte Alysaar'vah nickte, aber es war offensichtlich, dass er Zeratul nicht ganz glaubte. „Du sprichst weise, aber danach zu handeln ist doch nicht so einfach. Trotzdem werde ich tun, was ich kann, um die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Ihr, Jacob und Zamara, seid Euch bewusst, dass ich ein positives Ergebnis keineswegs garantieren kann, nicht wahr?"
„Das wissen wir", sagte Zamara.
„Aber wir müssen es versuchen", ergänzte Jake.
„Ja, ich glaube, das müsst Ihr, und alle Fähigkeiten, die wir besitzen, stehen Euch zur Verfügung. Ich hörte, Ihr habt einen Kristall aus den Kavernen unter Aiur, wo die Wanderer von Afar eigenes Wissen sicher verwahrten und geheim hielten?"
Jake nickte und suchte in seinen Taschen nach dem Kristallsplitter. Krythkal erstarrte plötzlich. Lauschend legte er den Kopf schief. „Entschuldigt mich", sagte er dann. „Ich bin gleich wieder da. Es ist zu einem Tumult gekommen..."
Er schritt den langen steinernen Gang hinunter. Zeratul und Jake tauschten einen Blick. Sie brauchten die Gedanken des anderen nicht einmal zu berühren, um zu wissen, dass sie beide dasselbe dachten, und so drehten sie sich synchron um und folgten ihrem Gastgeber. Trotz seines Alters konnte sich Krythkal, wie jeder Protoss, den Jake bislang gesehen hatte, sehr schnell bewegen, wenn er es wollte, und Jake musste fast rennen, um mit ihm und Zeratul Schritt zu halten.
Mehrere Alysaar eilten ihnen mit flatternden Gewändern entgegen, und alles an ihnen kündete von ihrer Aufregung. Es fand eine stumme Unterhaltung statt, die zweifellos von großer Wichtigkeit war, und Jake ärgerte sich ein bisschen darüber, nicht daran teilhaben zu dürfen.
Auch mich lassen sie nicht mitreden, sagte Zamara.
„Zeratul?", fragte Jake, denn der dunkle Templer war offensichtlich an dem Gespräch beteiligt. Zeratuls Blick war auf Krythkal fixiert, und er erwiderte nichts. Dann zog er plötzlich die Schultern hoch und kniff die Augen halb zu. Jake runzelte die Stirn warum lachte Zeratul jetzt? Und dann lachte auch Zamara, und in den stillen Räumen dieses alten Tempels erklang eine kräftige, nachdrückliche und ganz eindeutig weibliche Stimme:
„Es ist mir egal, ob er in einem Gespräch ist. Es ist mir egal, ob ich die Erlaubnis habe oder nicht, und es ist mir scheißegal, ob ich euch auf eure komischen Protoss-Zehen trete. Ihr bringt mich jetzt zu ihm, und zwar auf der Stelle, sonst -"
„Rosemary!", rief Jake. Freude erfüllte ihn und verscheuchte für einen Moment selbst den pochenden Schmerz, der in seinen Schläfen lauerte. Er drängte sich durch die kleine Menge und streckte sich, um über die hochgewachsenen Protoss-Akolyten, die ihm die Sicht verwehrten, hinwegsehen zu können. Dort drüben hatte sich eine Traube aus Alysaar um mehrere Neuankömmlinge gebildet, darunter ein großer, seltsam gekleideter dunkler Templer und eine Templerin in einer Rüstung aus schimmerndem Gold und Blau. Und in ihrer Mitte erhaschte er in dem Gewimmel einen Blick auf einen Kopf mit glänzend schwarzem Haar.
Auch sie drängelte sich zwischen anderen hindurch, und sie stürmten aufeinander zu. Er wurde langsamer und blieb stehen, und sie tat dasselbe. Einen Augenblick lang sahen sie sich an. Jake wollte sie in die Arme schließen, und vielleicht wollte sie das auch, aber gerade als er vortrat, schob sie ihre Hände in die Gesäßtaschen und grinste zu ihm hoch.
„Wurde auch Zeit, dass du auftauchst", sagte Jake sanft. Er saugte ihren Anblick in sich auf das kurze glänzende Haar, die großen blauen Augen, die geschwungenen Lippen, die zierliche, aber Gott steh mir bei! herrliche Figur, die in hautengem Leder steckte.
„Ja", erwiderte sie. „Wenn die ganze Sache vorbei ist, will ich nie wieder etwas mit der Protoss-Bürokratie zu tun haben."
Jakes Lächeln wurde breiter. Mit einem Knoten im Magen wurde ihm bewusst, dass er wirklich nicht geglaubt hatte, sie jemals wiederzusehen. Er konnte einfach nicht anders. Er überwand die kurze Distanz, die noch zwischen ihnen lag, schlang seine Arme um Rosemary Dahl Assassine, Verräterin, Drogenabhängige, Verbündete und Bewahrerin seines Herzens und drückte sie fest an sich.
Und zu seinem Erstaunen wie auch zu seiner Freude leistete sie keinen Widerstand.
KAPITEL 18
Nach einer Weile, die nicht einmal annähernd lange genug gewesen war, löste Rosemary sich von ihm. Jake ließ sie los, spürte, wie ihm die Hitze
Weitere Kostenlose Bücher