Zwielicht
Transformation zu beginnen, hatte es darüber hinaus nötig gemacht, dass er hierherkam, als er erschöpft war. Und das hatte er im Laufe der vergangenen vier Jahre mehrfach getan, ein stiller Schatten, der unbemerkt in die tiefen Wasser des Ozeans von Ehlna glitt, sich niedersetzte, bis das Licht an der Oberfläche in Dunkelheit überging, um dann in einer Traube aus leuchtenden Kristallen wieder Helligkeit zu finden.
Sie war bereits hier, die gerissene Beute, die er jagte irgendwie hatte sie von Ehlna erfahren, von dem Alys'aril, von den Erinnerungen, die hier beherbergt werden konnten, mittels Forschung, Fähigkeiten und Intellekt anstatt eines abartigen Zufalls bei der Geburt. Wie Zamara von diesem Ort erfahren hatte, wusste er nicht, noch kümmerte es ihn. Letztlich war es nicht wichtig. Die perverse Bewahrerin und die unzähligen Erinnerungen, die nicht ihr gehörten, würden sterben, und das Geheimnis würde sicher sein.
Hätte er zufrieden die Augen schließen können, hätte er es getan ob des süßen Gefühls des Kräftesammelns und Genesens. Es würde ihm nicht möglich sein, die Energie, die er im letzten Kampf verbraucht hatte, gänzlich auszugleichen. Dazu fehlte ihm die Zeit. Seine Feinde folgten ihm dichtauf.
Ulrezaj wusste wohl, dass die Zerg nicht seinetwegen gekommen waren, sondern um derselben Beute willen, die auch erjagte. Er durfte nur so lange wie unbedingt nötig hierbleiben, damit er sowohl Zamara als auch die Zerg bekämpfen und besiegen konnte. Wenn dieses köstliche Ziel erst erreicht war, dann konnte er sich ausruhen und den Heilungsprozess und den Frieden völliger Wiederherstellung genießen.
Aber, ach, es tat so gut, wenigstens damit anzufangen, die Schwäche abzustreifen, so wie er seine körperliche Gestalt abgestreift hatte. Er würde es genießen.
Die Protoss tauschten Gedanken in einer solchen Geschwindigkeit aus, dass Rosemary nicht einmal Zeit hatte, sie bewusst zu verarbeiten. Aber das Wesentliche bekam sie mit. Das Alys'aril war ziemlich schutzlos, jedenfalls nach ihrem und Selendis' Verständnis. Es gab einen Energieschild, der sich errichten ließ, um das Gebäude und seine kostbaren Inhalte vor verheerendem Wetter oder anderen Umweltbedrohungen zu schützen, und die Alysaar konnten diesen Schild im Notfall mit ihren geistigen Kräften verstärken. Ideen dazu, wie das zu bewerkstelligen sei, flogen hin und her, und Rosemary zuckte unter ihrem Tempo und ihrer Intensität zusammen.
„Wer greift denn an? Was ist los?", wollte Rosemary wissen. Sie brauchte irgendeine Information, die auch sie verstehen konnte.
Selendis warf ihr einen raschen Blick zu. „Zerg."
Rosemary fluchte. „Dieselben, gegen die wir auf Aiur gekämpft haben?"
„So scheint es, ja."
„Könnt ihr nicht durch die Khala Hilfe herbeirufen?"
„Das habe ich schon versucht. Aber aus irgendeinem Grund kann ich die Khala hier nicht betreten." Ihre geistige Stimme verriet die Anstrengung und Frustration, die sie empfand.
Mehrere Alysaar eilten zu ihnen. Ihre Gewänder flatterten im Rennen. Entsetzen ging von ihnen aus, und ihre Gedanken stürmten auf Rosemary ein: Zerg, viele, und ihr Anführer wollte mit dem Verantwortlichen sprechen.
Mohandar war offenkundig außer sich Zorn strahlte von ihm aus, in einer Stärke, dass Rosemary es fast sehen konnte. „Zerg. Hier. An unserem heiligsten Ort." Seine Augen richteten sich auf Rosemary, und sein Blick war vorwurfsvoll. „Du hast sie hierher geführt, Mensch."
„Wir trafen die Entscheidung hierherzukommen als einiges Volk, Mohandar", erinnerte Selendis. Ihre Worte klangen ruhig, aber bestimmt. „Selbst Ihr wart dafür, obgleich Ihr wusstet, was geschehen könnte."
Rosemary wusste nicht, ob Mohandar beipflichtete. Er hatte seine Gedanken vor ihr abgeschirmt, aber sie sah, dass er immer noch vor Wut kochte.
„Dies ist Eure Welt", fuhr Selendis ruhig fort und ließ alle an der gedanklichen Unterhaltung teilhaben. „Euer Volk, das in Gefahr ist. Aber ich bin der Exekutor. Mit Eurer Erlaubnis werde ich zum Anführer der Zerg gehen und für unser ganzes Volk sprechen."
Mohandar riss sich mit sichtlicher Anstrengung zusammen. „Geht", sagte er, womit er Rosemary und offenbar auch Selendis überraschte. „Razturul und ich werden sehen, wie wir diesen praktisch schutzlosen Ort verteidigen können. Wir bleiben in Verbindung."
Selendis verneigte sich und eilte hinaus auf den Hof, der den Tempel umgab, und zu der steilen Treppe, die von dort aus nach
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