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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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trocknen. Er berührte die Wunde, die sich nicht mehr so roh anfühlte wie noch vor einem Moment.
    »Heiliger Strohsack. Er heilt«, sagte Custo. »Bewirkt das einer von uns?«
    »Nein«, antwortete Ballard mit zusammengekniffenen Augen.
    »Aber er ist einfach auf den Boden gefallen. Das muss heißen … «
    Der Schattenmann erschrak, als er Lärm am Eingang der Höhle vernahm. Alle drehten ihre Köpfe in die Richtung. Erde rieselte herab, und ein Fels prallte auf den Boden. Ein unbekannter Mann trat herein, doch der Schattenmann konnte nicht erkennen, ob es sich um einen Engel oder um einen Menschen handelte.
    »Reiß dich zusammen«, sagte Custo mit einem warnenden Unterton in der Stimme.
    Dann musste es sich bei dem Neuankömmling um einen Engel handeln, der mit den anderen auf telepathische Weise kommunizierte.
    »Was? Was ist passiert?«, fragte der Schattenmann.
    »Anscheinend hat Adam versucht, uns eine Nachricht zukommen zu lassen.«
    Dem Schattenmann brach der kalte Schweiß aus, er zitterte. »Sag schon.«
    »Kennst du Abigail?«
    »Das Orakel?«
    Custo blinzelte. »Ja, was auch immer. Offenbar sind Schatten nach Segue gekommen, um sie zu holen.«
    »Sie besaß eine große Gabe.« So groß, dass sie ihre Jugend ruinierte und ihren Körper vorzeitig altern ließ. Mit allen Mitteln hatte ihre Schwester vergeblich versucht, sie zu retten. Wenn Abigail nicht ins Schattenreich ging, kamen die Schatten und holten sie. Er war froh, dass Layla nicht von Schatten erfüllt war, sonst würde auch sie irgendwann überwältigt werden.
    »Nun, die Zwielichtlande haben ihre Schwester Zoe, einige Mitarbeiter aus Segue und … «
    Der Schattenmann schloss die Augen, um zu verhindern, dass der Name über Custos Lippen kam.
    Doch vergeblich. »… Layla.«
    Als die Scherenfrau sie losließ, taumelte Layla und stieß gegen einen Baum. Sie riss sich an der Rinde die Lippe auf und konzentrierte sich auf das Pochen, um einen klaren Kopf zu behalten. Man konnte hier überaus leicht den Verstand verlieren. Der endlose Wald, das Flüstern der Magie – das alles wirkte verwirrend und führte einen in die Irre.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Layla. Der Schattenmann konnte nicht fort sein. Der Tod war ewig. Er stellte eine verlässliche Konstante im System der gesamten Existenz dar. War unabdingbar. Man hatte sie nur deshalb ein zweites Mal in die Welt geschickt, um ihn davon zu überzeugen, seine Pflicht zu tun. Sonst gerieten die drei Welten und alle ihre Bewohner in Gefahr. Für dieses hehre Ziel hatte sie sowohl auf ihn als auch auf Talia verzichtet. Eine Familie. Ihr Leben. Der Schattenmann konnte nicht fort sein.
    Doch sie hatte gesehen, wie Zoe sich vor ihren Augen verwandelt hatte. Sie hatte die Sense des Todes geschwungen, was eigentlich unmöglich schien. Wo war Zoe jetzt? Kämpfte sie noch immer gegen die wandlungsfähigen Schattenwesen? Verdammt, alle Schattenwesen erwiesen sich als Chamäleons.
    »Es ist egal, ob du es glaubst, oder?« Die Scherenfrau schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
    Layla straffte ihre Schultern. Sie hatte es mit einem Teufel aufgenommen. Sie hatte es mit einem Gespenst aufgenommen. Dann war sie ja wohl einer schäbigen Fee gewachsen.
    »So viel Temperament«, sagte die Scherenfrau. »Kein Wunder, dass du dem Tod gefallen hast. Mir gefällst du auch.«
    Das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit.
    »Im Laufe der Jahre haben viele versucht, sich dem Schicksal zu widersetzen. Aber du kannst ihm genauso wenig entrinnen wie dem Tod.«
    Offenbar spielte sie darauf an, dass sie schon tot sein sollte. »Ich bin noch immer hier, oder?«
    »Du stehst am Ende. Ich glaube, das weißt du.«
    Am Ende, ja. Ihr Auftrag war vorüber und somit auch ihr Leben. Achtundzwanzig Jahre Einsamkeit, dann der Schattenmann und Talia. War es das wert? Ja, hundertmal. War es diese Gefangennahme durch eine eitle Hexe wert? Ja, obwohl sie davon ausging, dass das Schlimmste noch bevorstand.
    Layla konzentrierte sich auf die Willenskraft tief in ihrem Inneren: Kathleens Durchhaltevermögen. Nachdem sie erst darüber gespottet hatte, brauchte sie es jetzt. Es wurzelte in ihrer Verbindung zu Talia und dem Schattenmann, wo auch immer er sich befand. Sie waren alles, was sie brauchte.
    Selbst wenn es für sie keine Überlebenschance gab, blieb ihr nichts anderes übrig als zu kämpfen.
    »Ich selbst habe deinen Lebensfaden durchtrennt.« Die Scherenfrau hob eine Braue, als wollte sie Layla zu einer Erkenntnis verhelfen.
    »Du hast …

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