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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Fahrstuhl um, schlug auf den Knopf und blickte finster in die Schatten, während sie wartete.
    Khan spürte, wie sich Laylas Seelenlicht hastig über ihm bewegte. Er hatte keine Rücksicht auf ihre Gefühle genommen. In seinen Augen wirkte sie nicht wie eine schwache Frau, und ihnen blieb kaum Zeit. Von Kathleen hatte er gelernt, jeden Augenblick zu nutzen.
    Er hatte Layla nicht verletzen wollen. So sehr er sich bemühte, er verstand nicht, was ihren Sinneswandel bewirkt und sie zur Flucht vor ihm veranlasst hatte. Dass er sie für sich beanspruchte, konnte es nicht gewesen sein. Das hatte sie nur erschreckt. Und obwohl sie es sich vermutlich nicht eingestand, wusste er, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte und er sie erregte. Dieses Feuer musste er schüren, dann gehörte sie ihm.
    Was war schiefgelaufen? Wegen Talia war sie auf die Erde zurückgekehrt. Die Verbindung zu ihrer Tochter musste sie also eigentlich freuen, sie bedeutete das Ende ihrer Einsamkeit.
    Er verstand sie einfach nicht. Sterbliche Männer fanden Frauen rätselhaft. Da war er ganz ihrer Meinung. Vielleicht konnte Talia Licht ins Dunkel bringen.
    Die Fahrstuhltüren glitten auseinander. Vor Layla lag ein langer ruhiger Flur mit einem klassisch roten Läufer. Zu beiden Seiten gingen beige Türen mit weißen Rahmen ab. Mist. Auf welchem Stockwerk, hinter welcher Tür fand sie Zoe?
    Sie klopfte an die erste Tür und wartete. Keine Antwort. Sie klopfte erneut. Wenn niemand öffnete, würde sie die Tür eintreten. Sie klopfte noch einmal. Lauter diesmal. Und wartete.
    Am anderen Ende des Flurs erschien eine Frau in einem Bademantel und mit einem um den Kopf gewickelten Handtuch im Türrahmen und spähte um die Ecke. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ja . Layla ging zu ihr. Sie wollte einen Blick in ihre Wohnung erhaschen. »Ich suche Zoe Maldano.«
    Die neutrale Einrichtung glich der in Laylas Wohnung, nur dass hier alles mit Papieren und gerahmten Fotografien vollgestellt war. Über der Sofalehne lag ein Mantel. Hier wohnte jemand, nichts weiter. Die Haut der Frau war noch feucht vom Duschen. Sie hatte braune Augen und durch ihr Gesicht zogen sich feine Fältchen, vermutlich war sie um die vierzig.
    »Zoe finden Sie im fünften Stock.«
    »In welchem Raum?«
    Die Frau streckte ihr eine Hand entgegen, blieb jedoch wachsam. »Es tut mir leid, ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.«
    Layla lächelte. »Oh, ich bin Kathleen O’Brien, Talia Thornes lang verschollene Mutter.«
    »Soll das komisch sein?«
    »Zum Kreischen komisch«, erwiderte Layla, dann schritt sie zurück zum Fahrstuhl und fuhr in den fünften Stock.
    »Du musst vorsichtig mit ihr umgehen«, erklärte Talia. »Du kannst diese Geschichte nicht einfach so herausposaunen. Das muss man behutsam angehen.« Verzweifelt rang sie die Hände und trat an das andere Ende des Sofas, wo Adam auf der Lehne saß. Khan spürte, wie sie bei ihm Kraft schöpfte, ihre Verzweiflung ließ etwas nach.
    »Sie ist deinetwegen zurückgekehrt«, erklärte Khan. »Und sie hat dich gefunden. Sie muss glücklich sein.«
    Aber er verstand, was seine Tochter meinte. Einige Sachen brauchten Zeit, und manches blieb besser für immer unausgesprochen. Ein Blick in den breiten Spiegel über dem Esstisch verdeutlichte das Problem. Seine Tochter hatte seine Erscheinung wie jede andere Sterbliche nach ihrer Vorstellung vom Tod geprägt. Sie sah in ihm einen durch und durch finsteren Kerl, dem jegliches Farbpigment fehlte. Nur seine Augen glühten ihm aus dem Spiegel rot entgegen. Ein Dämon in einem Umhang. Immer noch, nach all der Zeit.
    »Sie ist überfordert und verwirrt«, entgegnete Talia.
    »Sie kennt mich. Sie akzeptiert mich auf allen Ebenen, nur nicht in ihrem Bewusstsein.« Das Bewusstsein sorgte ihn am meisten.
    »Dann mach ihr den Hof.«
    »Es ist keine Zeit.« Nicht, wenn er auch noch nach dem Teufel suchen musste. Das Wesen hielt sich vermutlich bereits in der Nähe von Segue auf und stellte ihr Fallen.
    »Dir bleibt keine Wahl.«
    Adam legte mitfühlend einen Arm um seine Frau. »Soll ich nach ihr sehen? Etwas Schadensbegrenzung betreiben?«
    In einem anderen Zimmer stieß ein Baby einen durchdringenden Schrei aus. Talia holte es und wiegte es an ihrer Schulter.
    Khan hatte die Kinder seiner Tochter schon zuvor gesehen, kleine strahlende Lichter, laut und voller Überraschungen. Doch obwohl lediglich seine schwarzen Augen auf seine Abstammung hindeuteten, setzte sich bei diesem Jungen zunehmend der

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