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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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und streckte die Hand aus.
    Widerstrebend gab Adam ihr Waffe und Magazin zurück. »Ich will, dass du übst. Keine Widerrede. Heute noch.« Leise vor sich hin fluchend verließ er den Raum, schloss jedoch überaus vorsichtig die Tür.
    »Du kannst auch gehen«, erklärte Zoe, den Blick auf Layla gerichtet. »Wir sind fertig.«
    Diese Göre. Layla hätte sie gern zusammengestaucht, beschloss jedoch, es mit Humor zu nehmen. »Du meinst, wir werden nicht miteinander Pferde stehlen?«
    Zoe verzog das Gesicht zu einer Grimasse, und Layla ging.
    Die Fahrstuhltüren am anderen Ende des Flurs schlossen sich. Auch gut. Layla brauchte Zeit für sich, bevor sie ihrer lange verlorenen Familie gegenübertrat. Die nächste Begegnung konnte nur peinlich werden.
    Bewegt von dem, was sie bei Zoe erlebt hatte und was das für sie bedeutete, schlenderte sie langsam den Flur entlang. Layla hatte in ihrem Leben viel Verstörendes erlebt, doch nichts reichte an Abigails durchscheinenden Zustand heran.
    Abigail hatte auf dem Bett gelegen wie eine alte Frau, die den Tod erwartet. Schwach, verbraucht und mit schlaffen Gliedern. In ihren starren Augen lauerten wissende Schatten. Was immer Abigail in ihrer Vision von Rose gesehen hatte, musste grausam gewesen sein, das verriet ihr schreckgeweiteter Mund. Hinter ihr ragten Khans Bäume auf, der Rest des Zimmers machte einen normalen Eindruck. Abigail wirkte nicht normal. Es war nicht zu leugnen, dass eine Gabe sie quälte. Und Layla spürte, dass Zoe sie nicht retten konnte, egal wie sehr sie es versuchte.
    Zoe schloss alle von dieser traurigen Situation aus und klammerte sich in ihrem Kummer an ihre Schwester. An ihre Familie.
    Anscheinend besaß Layla nun ebenfalls eine Familie. Sie wusste allerdings noch nicht, was sie von dieser Entdeckung halten sollte. Bei der Vorstellung schnürte sich ihre Brust zusammen, und widerstreitende Gefühle überwältigten sie. Am besten ging sie zurück in ihr Zimmer und verarbeitete das Erlebte, bis sie sich beruhigt hatte. Dachte über Talias Reaktion nach und führte ihre Interviews. Was Khan wollte, wusste Layla.
    »Er ist jetzt weg. Du kannst mit mir spielen«, sagte eine Kinderstimme.
    Wie angewurzelt blieb Layla stehen, die feinen Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf. Vor ihr stand mit perfekt frisierten Locken, gebügelter Schürze und akkurater Schleife das kleine Gespenstermädchen.
    »Wer ist weg?«, stieß Layla hervor.
    Das kleine Gespenst hielt schützend eine Hand vor den Mund, als verriete es ein Geheimnis. »Der dunkle Mann. Er verfolgt dich.«
    Layla blickte zu Zoes Wohnungstür. Doch dann fiel ihr ein, dass Gespenster nicht in die Welt eingreifen konnten. Sie sollte den Flur hinuntergehen und so schnell wie möglich zurück auf ihre Seite des Gebäudes.
    »Spielst du mit mir?«
    Layla ignorierte das Mädchen. Sie schlängelte sich an dem Gespenst vorbei und lief, einen kühlen Schweißfilm auf der Haut, zitternd zum Fahrstuhl. Sie hasste den Westflügel und verstand nicht, wie jemand dort leben konnte.
    Dann taumelte sie und blieb erneut stehen. Vor ihren Augen verwandelte sich der Flur. Anstelle der beigen Farbe bedeckte eine grün gestreifte Tapete die Wände, und auf dem Fußboden lag statt des roten ein brauner Läufer. Es wurde dunkel. Layla blickte sich um. Merkwürdigerweise wirkte das Gespenstermädchen körperlicher. Layla glaubte, ihren süßlichen Geruch entfernt wahrzunehmen.
    Keinen Einfluss auf die Sterbliche Welt? Und wie zum Teufel nannten sie das?
    Layla machte zwei Schritte vorwärts, doch das schien den Effekt nur zu verstärken. Unsicher drehte sie sich um. Hörte sie jemand, wenn sie jetzt schrie? »Zoe!«
    »Spiel mit mir.« Das kleine Mädchen saß im Schneidersitz mitten im Flur und zog ihren Rock über die Knie.
    Layla ging auf Zoes Wohnung zu, als könnte sie die Illusion einfach verlassen, doch egal wo sie stand, die historische Umgebung begleitete sie. Die Illusion hielt sie gefangen. »Khan!«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf, ihre Locken tanzten. »Der dunkle Mann ist nicht hier.«
    Layla schluckte schwer und wandte sich an ihre Gastgeberin: »Wie heißt du?«
    »Therese. Setz dich, Dummerchen, damit wir spielen können.«
    Layla wollte nicht, aber vielleicht kam sie nur mit Hilfe des Kindes zurück. Als Layla sich ebenfalls im Schneidersitz auf dem Boden niederließ, verkrampfte sich ihr Magen. »Ich spiele mit dir, sobald du mich zurück in meine Zeit gebracht hast.«
    »Kennst du die Worte?«
    Layla

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