Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
Schmetterlings in einem Wirbelsturm entsprachen. Doch sie hielt seinem trüben Blick stand und versuchte, ihm ihre Panik zu vermitteln.
Bitte .
Während sie ihn anflehte, kräuselte sich seine ausgetrocknete graue Haut und rollte sich auf. Wieder verwandelte er sich. Sein Monsterkörper verschwand, und er nahm die Gestalt eines starken nackten Mannes an. Er war groß, an seinen Beinen traten kräftige Muskeln hervor. Seine Gesichtszüge verloren ihre Schärfe, seine Wangenknochen schoben sich nach oben und formten seine schrägstehenden schwarzen Augen, die sie gefühlvoll ansahen. Schatten schliffen seine scharfen Zähne, und seine Lippen formten ihren Namen: Layla . In den peitschenden Schatten glänzte sein langes Haar.
Oh.
Warte …
Als habe sie den Schlüssel zum Schloss ihrer Erinnerungen gefunden, regte sich etwas in Laylas Kopf. Das Bewusstsein ihrer beiden Ichs, Kathleens und Laylas, verschmolz zu einem. Die daraus resultierende Klarheit erschütterte sie.
Sie erkannte ihn wie sie ihn in der winterlichen Landschaft in den Zwielichtlanden erkannt hatte.
Kathleen und Layla. Sie kannte ihn. Das Wort brannte auf ihrer Zunge.
Tod, ja. Aber er war mehr als das. Mehr als »Khan«, der nur eine seiner Illusionen verkörperte, ihm als praktische Inszenierung diente. Männer waren manchmal wirklich Idioten, sogar dieser.
Ein Lächeln trat auf Laylas Gesicht. Sie fürchtete sich nicht vor ihm.
Wie konnte sie das vergessen?
»Schattenmann«, nannte sie ihn bei seinem Namen. Endlich.
Doch dem Augenblick des Triumphes folgte eine plötzliche Erkenntnis.
Ihr Lächeln verblasste.
Die Erkenntnis erinnerte sie in aller Deutlichkeit an ihren Auftrag. Von allen Menschen auf der Erde konnte nur sie dieses Meisterwerk vollbringen.
Sie wusste, wieso sie wiedergeboren worden war.
Als sie mit ihren Lippen seinen Namen formte, standen die Schatten still. Als sie lächelte, wusste er, dass er gerettet war.
Das Schicksal hatte für Layla und Kathleen verschiedene Leben gewoben, doch beide Frauen hatten ihm denselben Körper gegeben. Wäre es auch derselbe gewesen, wenn er Layla gleich am Anfang seine Identität offenbart hätte? Oder hatte sich seine Gestalt damals am Hafen in ihrem Kopf festgesetzt? Er wusste es nicht, und es war egal. Solange sie ihn akzeptierte.
Ihr Blick löste sich von seinem und zuckte nach links. »Der Teufel ist entkommen.«
Kein Problem. Die Teufelsfrau war nichts als ein kleines Ärgernis, ein Splitter, nichts weiter. Jetzt, wo Layla ihm gehörte, konnte ihn nichts aufhalten. Er trat an die Glaswand, die sie voneinander trennte.
»Geht es allen anderen gut?« Layla trat einen kleinen Schritt zurück und stieß gegen ein paar Schränke an der Wand.
Sie hatte immer noch Angst, doch in ihre Gefühle mischte sich langsam verblassende Heiterkeit … und unendliche Trauer.
»Die Familie ist in Sicherheit, der Angriff vorüber.« Wieso war sie traurig?
Er hob die Hände und stieß mit den Schatten gegen die durchsichtige Wand. Die Schatten krochen in ihre Atome. Mit einem kräftigen Seufzer zerfiel die Scheibe zu Staub.
Er kam direkt auf sie zu.
Mit großen Augen griff Layla die Arbeitsplatte hinter sich, ihr Atem ging stoßweise. Dicht vor ihr blieb er stehen, nah genug, um ihr Zittern zu spüren. »Hallo.«
»Schön, dich zu sehen«, sagte sie, den Blick auf seine Brust gerichtet.
»Layla«, sagte Khan. So mühelos vor ihr zu stehen, erfüllte ihn mit einer Freude, die er seit dem ersten Zusammentreffen mit Kathleen nicht mehr empfunden hatte.
»Das waren ziemlich gruselige Schatten die letzten Tage.« Sie gab sich fröhlich. Ihre Traurigkeit wandelte sich in Verzweiflung.
»Sieh mich an, Layla.« Er legte die Arme um ihre Taille.
»Das tue ich doch. Du stehst direkt vor mir.«
»Ein bisschen höher, Liebling.«
Kathleen war mutig und stark gewesen, als pumpe ihr Herz Courage durch ihre Adern. Layla besaß dieselben Qualitäten, noch verstärkt durch ihre Unbekümmertheit. Wenn jemand dem Tod direkt in die Augen blicken konnte, dann sie.
Layla hielt den Atem an, hob jedoch das Kinn. Ihr Blick glitt über seinen Mund, seine Nase. Schließlich sah sie ihm in die Augen.
»Da bist du.«
»Wegen der Wand wird Adam bestimmt durchdrehen.« Sie zitterte stärker, und Khan fragte sich, ob sie bemerkte, dass sie die Hände von dem Tisch gelöst und auf seine Arme gelegt hatte.
»Du bist mein ein und alles«, sagte er. »Verstehst du?«
Sie schüttelte den Kopf, blinzelte heftig und sah
Weitere Kostenlose Bücher