Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
Layla in ihrer Wohnung auf dem Sofa und hatte die Ellenbogen auf den Knien abgestützt. Um sich nicht auf den hübschen Teppich zu übergeben, holte sie tief Luft, doch jeder Atemzug schürte das Feuer in ihrer Brust. Es war unmöglich, die Nachricht in ihrem Kopf zu ignorieren, obwohl ihr der Gedanke unerträglich erschien, nachdem sie endlich ihren Platz auf der Welt gefunden hatte. Er verbrannte sie innerlich.
Da ihre Wohnung verwüstet und von toten Geistern verseucht war, nutzte Talia ihr Schlafzimmer vorübergehend als Kinderzimmer. Mit einer Babyflasche in der Hand stand sie steif im Türrahmen als hielte sie Wache. Adam lief auf der anderen Seite des Raumes vor den Fenstern auf und ab. Custo saß rittlings auf einem Stuhl, und der Schattenmann starrte sie aus einem gegenüberliegenden Sessel an. Zumindest hatte er es geschafft, sich etwas anzuziehen.
Adam blieb abrupt stehen. »Abgesehen von dem Auftrag mit der Sense, woran erinnerst du dich noch?«
Layla konzentrierte sich auf das wilde Muster des Sessels, auf dem der Schattenmann saß. Seit sie ihm ihren Auftrag offenbart hatte, mied sie seinen Blick. Es schmerzte zu sehr. »Dass wir an der Existenz der Geister schuld sind. Dass die Seelen nach ihrem Wechsel ins Schattenreich verlorengehen, weil die Schattenwesen sie dort jagen. Dass er zurückgehen und die Ordnung wiederherstellen muss, indem er die Sense nimmt.«
»Aber nicht an das, was wir miteinander erlebt haben?«, warf der Schattenmann ein.
Sie schüttelte den Kopf. Das wollte sie auch nicht. Ihre Gefühle für ihn waren ohnehin stark genug.
Die Sache mit den Geistern erschien ihr überaus ironisch. Da hatte sie jahrelang nach dem Ursprung der Geister gesucht, und dabei hatten sie und der Schattenmann sie eigens hervorgebracht. Kam dieser Zwang, diese Besessenheit, aus ihr selbst, oder hatte sie mit ihrem Wiedergeburtsauftrag zu tun? Layla vermutete Letzteres.
»Erstens«, erklärte Talia wütend, »seid ihr nicht für die Geister verantwortlich. Ja, als der Schattenmann die Grenze überschritten hat, um mit meiner Mutter zusammen zu sein, ist ein Dämon in die Welt gelangt. Der Todessammler. Ich habe ihn umgebracht. Somit haben wir den Mist, den wir angerichtet haben, auch wieder in Ordnung gebracht. Aber die Geister? Weißt du, was sie tun mussten, um dazu zu werden? Sie mussten einen Becher Dämonenspucke trinken. Dazu haben sie sich freiwillig entschieden. Sie sind nicht durch irgendeine ansteckende Krankheit zu Geistern geworden, sondern aus freien Stücken. Und wir bekämpfen sie weiter. Wir haben dem Kampf unser Leben und unseren gesamten Besitz geopfert. Deshalb müsst ihr auf keinen Fall die Schuld auf euch nehmen.«
Während Talias Wortschwall schwieg der Schattenmann und beobachtete Layla intensiv, deren Verteidigung fast zusammenbrach.
Anscheinend hatten die Geister sich mit Rose Petty zusammengetan. Sie hatten ein gefährliches Team gebildet, das Layla immer noch Schauder über den Rücken jagte. Rose konnte Gedanken manipulieren, und die Wichte konnten fliegen, so waren die Geister in das Gebäude gelangt. In Talias und Adams Wohnung. In das Kinderzimmer.
Sie wollten um jeden Preis Talias Kinder haben.
»Es ist egal, ob sie sich bewusst dazu entschlossen haben oder nicht. Die Geister, der Teufel, das schreckliche Tor«, zählte Layla auf. Sie zwang sich, dem Schattenmann in die Augen zu sehen. Er musste es verstehen. »Wir haben der Erde die Hölle gebracht. Es wird Zeit, dass das aufhört.«
»Layla«, sagte Adam, »das Problem ist komplexer. Es reicht nicht allein, dass Khan ins Schattenreich zurückkehrt.«
»Nein. Das stimmt nicht. Es ist ganz einfach. Sehr klar.« In ihrem Kopf schlug eine Art Gong, ein schrecklicher Schall, der sich nicht beruhigen ließ. Kaum besser als das Rattern des Höllentors. Beides bedeutete ihr Verhängnis.
»Was geschieht mit dem Tor«, fuhr Adam fort, »wenn Khan zurückgeht?«
»Die Engel werden es auseinanderreißen«, erwiderte Khan jede Silbe betonend.
Er setzte die Schatten ein. Layla spürte sie auf ihrer Haut, sie streichelten und umflossen sie wie ein Meer. Selbst jetzt versuchte er, sie zu verführen. Es wäre so einfach, ihm nachzugeben, seine kühle Wut würde das Brennen in ihrer Brust lindern.
»Es tut mir leid, dass ich es so deutlich sage, Layla«, erklärte Adam, »aber ich muss das klarstellen: Meines Wissens nach stirbst du in dem Augenblick, in dem das Tor zerstört wird.«
Darauf wusste sie nichts zu erwidern, also
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