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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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zur Seite. Er folgte ihrem Blick und fing ihn wieder auf.
    »Mein Licht in der Dunkelheit.«
    Mit schmerzerfülltem Blick sah sie ihn an. »Sag das nicht.«
    Er verstärkte seinen Griff, denn er hatte das seltsame Gefühl, dass sie ihm genau in dem Augenblick entglitt, in dem endlich alles gut war. »Du fürchtest dich nicht vor mir. Also, was ist los?«
    Sie erblasste, und für einen schrecklich langen Augenblick setzte ihr Herz aus. »Ich weiß, wieso ich zurückgekommen bin. Warum das alles gerade geschieht. Was meine Aufgabe ist.«
    Sie versuchte, sich von ihm loszumachen, doch er presste ihren Körper fest an sich und ließ sie nicht los.
    »Raus damit.«
    Layla wehrte sich erneut. Zwecklos.
    »Wenn du etwas zu sagen hast, sag es.«
    Sie holte Luft und sammelte sich. Dann begegnete sie seinem Blick und musste sich zwingen, die Worte auszusprechen, denn sie tat es gegen ihren Willen: »Schattenmann, ich bin hier, um dich zu fragen … , um dich zu bitten … , deine Sense wieder aufzunehmen und deine Pflicht zu tun.«
    In der Stille war nur ihr schweres Atmen zu hören.
    »Das kann nicht dein Ernst sein.« Er ließ sie los und wich vor ihrer Offenbarung zurück.
    Aber Layla, seine Frau, sein Leben, nickte mit dem Kopf. »Doch. Bitte, du musst. Du willst auf niemanden hören, aber vielleicht hörst du auf mich. Deshalb hat man mich geschickt.«
    Der Schattenmann schüttelte den Kopf. »Ich will nicht mehr der Tod sein. Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    Sie senkte den Blick zu Boden und besaß die Frechheit zu heulen. »Bitte. Deshalb bin ich hergekommen. Ich darf nicht versagen. Es ist zu wichtig.«
    Die Sense schrie aus den Zwielichtlanden herüber, die Klinge heulte nach menschlichem Blut. Und sie wollte, dass er darauf reagierte? »Dieser Ort ist ein Grab, und du bist nicht tot«, sagte er. »Lass uns gehen.«
    Rose raste über das Gelände, wobei ihr die Knöchel der bösen Hand halfen, mit denen sie sich alle zwei Schritte vom Boden abstieß. Schritt, Schritt, Stoß. Schritt, Schritt, Stoß.
    Man schoss auf sie, doch die Kugeln verfehlten sie, denn sie schwang sich über eine Mauer. Dann über einen Jeep. Sie lief an einem Zaun am Rand von Segue entlang, stieß sich erneut ab und schwang ihren Körper hinüber. Ihre böse Hand und ihr Arm mochten hässlich sein, doch sie waren überaus nützlich und kräftig. Wie oft hatten sie sie jetzt schon gerettet?
    Sie musste hier weg.
    Sie trieb ihren Körper schneller voran, durch die Bäume und das Unterholz und hinauf zu einer felsigen Gebirgskette. Bloß fort von dem Bösen, fort vom Tod. Sie stoppte lediglich, um mit angehaltenem Atem auf Verfolger zu lauschen. Es herrschte nächtliche Stille. Der Winterwind strich durch die Zweige. Darüber befand sich der grausame Himmel, der zuließ, dass dieses Wesen auf der Erde umherlief, während man sie aus völlig unerfindlichen Gründen in die Hölle geschickt hatte.
    In der Hölle gab es nichts, das dem Monster auf dem Gelände gleichkam. Nichts.
    Die Welt stand kopf. Ganz genau.
    Was, wenn gut schlecht war, und umgekehrt? Schließlich handelte es sich nur um Worte. Was, wenn gut und schlecht irgendwo unterwegs die Seiten getauscht hatten? Wenn nette Menschen wie sie gefoltert wurden, während Layla Mathews das Tor herausforderte.
    Man musste sich ja nur das Monster ansehen, das Layla Mathews bewachte. Man sah doch gleich, dass das nicht in Ordnung war.
    Die Welt stand kopf. Ganz bestimmt.
    Rose betrachtete die Klaue mit den fünf Fingern, die ihre Hand darstellte. Die Verwandlung hatte ihre Brust erreicht und ergriff nun auch ihr Herz, so dass sie wachsam war, allzeit bereit.
    Wie weit konnte sie bis Sonnenaufgang kommen? Sie musste den Wald durchqueren und ein Auto stehlen. Lauf. Lauf. Lauf!
    Im Vergleich mit dem Tod wirkte die Hölle freundlich. Hatte die Hölle sie nicht mit allem versorgt, was sie brauchte, um in dieser harten, abweisenden Welt zu überleben? Sie sollte dankbar sein. Wenn sie ihren Arm nicht hätte, wäre sie tot.
    »Tor?«, sagte Rose laut.
    Das Tor schwieg. Ausnahmsweise.
    Oh, Gott sei Dank. Nicht, dass sie nicht dankbar war, aber trotzdem.
    Sie sollte lieber weitergehen. Sollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Segue bringen. Auf gar keinen Fall wollte sie noch einmal diesem Monster begegnen.
    Dann war sie eben ein Feigling, na und?
    Das geziemte sich so für das zarte Geschlecht.
    Nichts, nicht einmal das Tor, konnte sie zur Umkehr bewegen.

14
    Mit verschränkten Armen saß

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