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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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rauem, kühlem Grau wider. Seine Krallen scharrten und kratzten über ein Firmament aus flachem, unnatürlichem Stein. Keine Bäume, keine Magie. Nur riesige, breite Höhlen, eine über der anderen bis tief unter die Erde.
    Nicht sein Gebiet. Nicht sein Reich. Hier war er der Eindringling.
    Der Jäger machte sich in dem mageren Erdschatten bereit. Kratzend löste sich ein hohes Jaulen aus seinem Hals. Zurück. Er musste zurück.
    Sterbliche verrieten sich durch ihre schweren Schritte. Sie wirkten brutal und kontrolliert. Allesamt Kämpfer. Der strahlende Mann, der sich ihm in den Zwielichtlanden in den Weg gestellt hatte, war schlimmer, aber sie hatten ihn eingesperrt.
    Die Frau befand sich auch irgendwo hier, ihr Geruch hing noch schwach in den Gängen.
    Sie konnte ihn zurück in die Zwielichtlande bringen, den Weg zu dem endlosen Wald freimachen. Seinem Revier.
    Mit schwerem Schritt nahte ein Kämpfer. Ein Mann, der einen intensiven Geruch von Leben verströmte.
    Der Jäger bleckte die Zähne, legte die Ohren an und war bereit zum Angriff.
    Der Mann lief ganz selbstverständlich den Gang hinunter, als dürfte er sich in diesen Höhlen frei bewegen. Kam immer näher. War voll mit sterblichen Körpersäften.
    Dieser Kämpfer konnte an die Frau herankommen. Vielleicht konnte er sie zwingen, ihm mit ihrer Magie den Rückweg zu ebnen.
    Der Jäger sprang nach vorn, um ihn zu packen.
    Die Tür ging auf, und Custo stellte sich mitten in die Zelle – nicht zu nah an die Tür, als wollte er angreifen oder flüchten, aber auch nicht zu weit auf die andere Seite, als wollte er Adam von der Sicherheit verheißenden Tür weglocken.
    Adam trat ein, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. An seiner Schulterhaltung erkannte Custo, dass er darauf vorbereitet war, notfalls zu kämpfen. Sie hatten zwar häufig gemeinsam Geistern gegenübergestanden, aber Adam hatte auch ein paar davon allein überwältigt.
    »Ich bin kein Geist.« Zum Beweis setzte sich Custo auf den Boden. Wenn er ein Geist wäre, würde er sich daran machen, Adam zu verspeisen.
    »Ein Engel?« Adams ausruckslose Stimme verriet nicht, was er dachte.
    Custo kratzte sich das Kinn wie ein Gangsterboss in einem Film – ein alter Witz zwischen ihnen – und zuckte mit den Schultern.
    »Von Gott gesandt?«
    Custo zuckte leicht zusammen und wehrte ab.
    »Von wem dann?« Das klang etwas sarkastisch.
    Custo räusperte sich. »Ich bin … ohne Erlaubnis gegangen.«
    Adam runzelte die Stirn, setzte sich gegenüber von Custo im Schneidersitz auf den Boden und musterte ihn kühl. »Dann erzähl mal.«
    Es gab zu viel und zu wenig zu erzählen, aber er wusste zumindest, wo er anfangen sollte. »Nun, Spencer hat mich umgebracht.« Custo ließ den Teil mit der Folter aus.
    »Ich erinnere mich«, sagte Adam, die Kiefermuskeln angespannt. Wütend. Aber seine Gedanken verrieten nichts.
    »Was ist eigentlich aus ihm geworden?« Custo imitierte Adams gelassene Haltung, aber auch er war wütend. Er hatte eine Rechnung zu begleichen.
    »Hast du das nicht von deiner Wolke im Himmel aus gesehen?«, fragte er überaus sarkastisch. Sehr wütend.
    »So funktioniert das nicht.« Custo sprach betont ruhig weiter. »Hast du ihn umgebracht?« Soweit Custo wusste, hatte Adam noch nie jemanden getötet. Custo glaubte nicht, dass er das ertragen könnte.
    »Die Geister sind mir zuvorgekommen.«
    Ach. »Wie passend. Er hat mit ihnen zusammengearbeitet.« Spencer war der Verbindungsmann zwischen dem IBÜ und dem Segue Institut gewesen. IBÜ , die Initiative zur Bekämpfung übernatürlicher Erscheinungen, war eine geheime Regierungsabteilung, die versuchte, die Geister zu kontrollieren, während das Segue Institut sie erforschte und herausfinden sollte, warum sich Menschen in Monster verwandelten. Das IBÜ verpatzte vieles.
    Custo holte tief Luft. »Übrigens hat Spencer mir erzählt, dass es einen Verräter in Segue gibt. Noch jemanden, der mit den Geistern gemeinsame Sache macht. Jemand, dem du vertraust.«
    Nun war es raus. Und Custo eine große Sorge los. Adam war gewarnt.
    Woher weißt du das? , fragte Adam im Geiste, aber er sagte: »Wann hat er dir das gesagt?«
    Adam wusste also schon Bescheid. Eine gute Nachricht.
    »Bevor er mich getötet hat.« Es war überaus ärgerlich, dass dieser Mistkerl Spencer ihn umgebracht hatte. Nicht sehr rühmlich. »Hattest du irgendeinen Verdacht, dass es noch einen anderen Verräter gibt?«, fragte Custo, obwohl er die Antwort aus Adams Kopf bereits

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