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Zwienacht (German Edition)

Zwienacht (German Edition)

Titel: Zwienacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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gewesen sein.“ Richard fühlte, wie sich die feinen Haare auf seinem Unterarmen aufrichteten. „Die Ratten hinter der Wand waren wieder aktiv.“
    Münzberg sah ihn ausdruckslos an.
    „Und eine Ratte, ein Riesenvieh, war in meiner Wohnung.“
    „Sind Sie da ganz sicher?“, fragte der Nachbar.
    „Ja. Ihr Anblick hat mich völlig ausrasten lassen.“
    „Haben Sie eine Ahnung, wie die Ratte in Ihre Wohnung gekommen ist?“
    „Sie versuchen sich seit Tagen durch die Wände zu arbeiten. Vermutlich ist es ihnen irgendwo gelungen.“
    „Das ist ja widerlich.“ Münzberg schüttelte sich. „Ich muss unbedingt daran denken, mich bei der Stadtverwaltung zu beschweren.“
    „Aber der Kammerjäger war schon da“, sagte Richard erstaunt. „Ich dachte Sie hätten bereits angerufen. Der Mann erwähnte nämlich, dass sich jemand aus unserer Straße beschwert hätte.“
    „Oh!“, machte Münzberg. „Ich war es jedenfalls nicht. Andererseits wundert es mich nicht, dass mir jemand zuvorgekommen ist. Man sieht die Biester ja am helligsten Tage über die Straße huschen.“
    Richard nickte zustimmend. „Aber Ratten sind verdammt schlau. Vielleicht sind sie auf die Köder nicht reingefallen. Manchmal schicken sie einen Artgenossen vor, der das Futter testen soll. Wenn der krepiert, rührt der Rest der Meute das Zeug nicht mehr an.“
    Münzberg erhob sich halb aus dem Sessel. „Dann müssen wir der Verwaltung mal ordentlich Dampf machen.“
    Irgendwo in der Wohnung piepste ein elektronischer Wecker. Münzberg sprang auf. „Bin gleich wieder zurück.“ Der Nachbar eilte aus dem Wohnzimmer. Richard hörte, wie er sich in einem anderen Zimmer an irgendwelchen Geräten zu schaffen machte. Nach zwei Minuten kehrte Münzberg zurück.
    „Ich musste nur eine Videokassette wechseln“, erklärte er.
    Richard machte ein verständnisloses Gesicht.
    „Ich bin ein Nachrichtensammler“, sagte Münzberg und lächelte vergnügt. „Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.“
    Richard deutete auf die Decke. „Kann ich meine Kleidung wiederhaben?“
    Münzberg eilte erneut aus dem Zimmer, öffnete nebenan eine Schranktür, schloss sie wieder und kehrte mit einem Kimono über dem Arm zurück. Er reichte Richard das exotische Kleidungsstück. Es war das genaue Ebenbild von Münzbergs Kimono.
    „Dürfte ein bisschen groß sein“, schmunzelte der Nachbar. „Ich gehe schon mal nach nebenan. Sie kennen sich ja aus. Die Aufteilung unserer Wohnungen ist gleich.“
    Richard zog den Kimono über, der ihm groß genug vorkam, um darin zu wohnen.
    Als er den Raum betrat, den er in seiner Wohnung als Schlafzimmer nutzte, erlebte er eine Überraschung. Münzberg schien zwar hier zu schlafen; in einer Ecke lag eine überbreite Matratze auf dem Boden, aber der Raum war mit technischen Geräten vollgestopft: Mehrere Computermonitore, ein halbes Dutzend Fernseher und ebenso viele Video- und DVD-Rekorder standen auf Tischen und in Regalen. An einer Wand stapelten sich Kassetten und DVD-Hüllen meterhoch.
    „Mein Archiv“, erklärte Münzberg. „Hier nehme ich nationale und internationale Nachrichtensender auf.“
    „Aha“, machte Richard und versuchte nicht auf den Saum des Kimonos zu treten. „Und wozu?“
    „Nur wenn ich alle Nachrichten kenne und analysiere, die unterschiedlichsten Meinungen zu einem Thema erfasse, bin ich in der Lage, die Zielsetzung des Ganzen zu verstehen.“ Münzberg lehnte sich an einen altmodischen Fernseher, dessen Bildröhre defekt sein musste, denn das Gesicht des französischen Präsidenten, der gerade gestenreich eine Pressekonferenz abhielt, war völlig grün. „Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass hinter dem Informationswirrwarr ein System steckt.“
    Richard waren die lautlosen Menschen auf den Bildschirmen ein wenig unheimlich. Dr. Buschs Therapieerfolg schien sich bei Münzberg doch in Grenzen zu halten.
    „Was für ein System?“ Er spürte, dass sein Nachbar die Frage von ihm erwartete.
    „Es ist alles nur ein letztes Aufbäumen, ein Verschleiern, ein Versuch, Zeit zu gewinnen.“ Münzberg legte eine dramaturgische Pause ein. „Ich bin kurz davor, zu beweisen, dass keine Regierung und keine Organisation der Welt, absolut niemand mehr weiß, wie es weitergeht. Allen sind die Rezepte ausgegangen. Die Menschheit in Agonie. Wir sind nur noch ein Todgeweihter in den letzten Zuckungen. Da helfen weder alternative Energien, Esoterik oder Atomraketen.“
    „Sehr interessant“, log Richard.
    „Die hier

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