Zwillingsblut (German Edition)
Rücken des Vampirs betrachtete. Der Untote hatte nicht einmal bemerkt, dass sie ihm folgte. Hatte ihr nur einen achtlosen Blick geschenkt, wie einer sterblichen Frau auch. Sie hatte ihn sofort als das erkannt, was er war: Tot.
Mühelos folgte sie ihm über den Trafalgar Square Richtung Soho, ließ den Abstand gewollt weit, damit der Vampir keinen Verdacht schöpfte. Aber das tat ernicht, drehte sich nicht einmal zu ihr um, dabei konnte sie das gleichmäßige Klipp-Klapp ihrer Absätze deutlich auf dem Asphalt hören. Geräuschlos schien er vor ihr herzuschweben, während er sie tiefer in die engen Seitengassen führte. Schließlich passierte er die Warteschlange eines Nachtclubs und klopfte an die Eingangstür. Sofia blieb auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen und versuchte den kurzen Wortwechsel mit dem Türsteher zu verstehen, der es dem Vampir erlaubte, den Club zu betreten. – Nichts. Wahrscheinlich auch ein Vampir.
Sofia seufzte tief und setzte sich in Bewegung, an den Wartenden vorüber. Eine der auffallend hübschen Frauen verstellte ihr den Weg. Der Blick mit dem die Schönheit Sofia maß und einschätzte, war überdeutlich. Ebenso das Ergebnis –
Völlig unbedeutend
– zu dem sie kam.
»Du musst dich anstellen, wie der Rest von uns!«, behauptete sie.
Sofias Temperament übernahm die Kontrolle. »Nein!«, war alles, was sie sagte und die Brünette zur Seite schob. Bevor die Ohrfeige ihr Gesicht erreichen konnte, fing sie die Hand der Frau in der Luft ab. Mühelos schob die Vampirin die Frau zurück in die Reihe.
»Wir warten schon seit Stunden auf Xylos!«, wagte eine andere Frau zu protestieren.
»Ich bin nicht wegen irgendeines Callboys hier!«, versprach Sofia, die einige Gesprächsfetzen aufgefangen hatte und klopfte an die Tür.
Die Klappe wurde sofort geöffnet und ein paar Augen sahen ihr entgegen. Sie gehörten dem Mann, der den Vampir in den Club gelassen hatte. Tatsächlich ein Untoter. –
Warum müssen Vampire immer dem Klischee entsprechen und einen coolen Nachtclub führen?
»Ja?« Er musterte Sofia ausgiebig. Ihm schien zu gefallen, was er sah.
»Darf ich rein, oder muss ich mir hier draußen den Arsch abfrieren?« Sofia war wütend und nicht in der Stimmung charmant zu sein. Sie plante insgeheim schon eine lange Wartezeit vor dem Club ein.
Doch zu Sofias Überraschung antwortete ihr ein Lachen und die Tür wurde geöffnet.
»Zu Xylos geht es dort entlang!«, Der riesige Türsteher materialisierte sich neben ihr und zeigte auf einen Gang der nach links führte.
Sofia setzte zu einer scharfen Erwiderung an und drehte sich um. Als der Blick des Riesen in ihre Augen fiel, veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig.
»Nein!« Entsetzt schüttelte er den Kopf und versperrte Sofia den Weg in den Club.
»Ich kümmere mich darum!«, ein weiterer Vampir war unbemerkt hinter dem Türsteher erschienen und spähte über seine Schulter hinweg.
Wie machen die das bloß so leise und schnell?
Sofia konnte einen weiteren Mann erkennen, der sich aber so weit im Schatten hielt, dass sie ihn nur als Schemen wahrnehmen konnte.
Edward beobachtete, wie die junge Frau einen Blick in seine Richtung warf und ihn nicht sehen konnte. Die Schatten waren seine Tarnung. So würde sie nicht merkte, wenn er demnächst immer wieder in ihrer Nähe auftauchte.
Leider war sie jünger, als er befürchtet hatte und wirkte unsicher und verwirrt. Aber offensichtlich hatte sie getan, was der Magnus von ihr verlangt hatte: Ihre Schwester getötet.
Edward lief ein Schauder über den Rücken. Ein wahrhaft teuflischer Plan, kaltblütig und makaber. Ein Alptraum für diesen Traum von einer jungen Frau. Nachdenklich betrachtete er ihren hohen, schlanken Wuchs, der sie in ihrer Jeans und dem dunklen T-Shirt noch jünger wirken ließ. Einige Locken hatten sich aus ihrer blonden Hochsteckfrisur gestohlen und lockten sich um ein ovales Gesicht. Ihre Züge waren zart und von klassischer Schönheit, die Lippen voll und sinnlich. Perfekt. Sie war eine offene Herausforderung für jeden Vampir der es gewohnt war, alle schönen Frauen haben zu können, die er wollte. Einmal, oder für immer. Innerlich verfluchte Edward den Magnus.
Hätte er nicht eine hässliche Maus aussuchen können, statt eines Engels?
»Ganz wie ihr wünscht, Sire!« Der riesige Vampirtürsteher entfernte sich wieder Richtung Tür.
Bevor Sofia begriff, was der blonde Vampir mit dem merkwürdig leeren Blick vorhatte, hatte er nach ihr
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