Zwillingsblut (German Edition)
gegriffen und zu sich gezogen. In einer engen Umarmung drückte er unsanft mit einer Hand ihren Mund auseinander und prüfte ihre Zähne.
»Du bist tatsächlich ein Vampir?« Seine Miene zeugte eine Mischung aus Verärgerung und Interesse.
»Lass mich los!«, fauchte Sofia und erntete nur ein Lächeln. Der Junge, kaum so groß wie sie, verstärkte seinen Griff weiter und ließ seine Hand langsam von ihrem Mund über ihren Hals gleiten, während er versuchte sein Opfer mit seinem Blick im Bann zu halten.
Sofia hatte genug, als seine Finger den Ansatz ihres Schlüsselbeines erreichten.
Die Frau bewegte sich so schnell, dass Edward nicht sehen konnte, wie sie sich bewegte, doch im nächsten Moment hatte sie Noctalyus gegen die Wand gepresst und hielt ihn mit ihrer Rechten am Hals, so dass seine Füße knapp über dem Boden hingen.
Der Vampir versuchte mit beiden Händen, ihren Griff zu lockern und strampelte mit den Füßen, doch der Engel bewegte sich nicht.
»Hat dir niemand Benehmen beigebracht? Ich behandele dich ja auch nicht wie ein Pferd und prüfe erst einmal deine Zähne!«, fauchte sie. »Und weder begrabsche ich dich, noch versuche ich dich mit mysteriösen Vampirtricks gefügig zu machen.«
Edward lächelte in der Dunkelheit. Widerwillig genoss er nicht nur die Schadenfreude, sondern auch den atemberaubenden Anblick den sein Geschöpf bot: wütend und mächtig. Ihr Körper schien vor Kraft zu strotzen und auch wenn sie selber von ihrer Geschwindigkeit und Stärke überrascht zu sein schien, fixierte sie Noctalyus, der keinen Ton hervorbrachte.
Doch trotz ihrer Konzentration und ihrer Fähigkeiten schien sie die aufgebrachten Stimmen nicht zu hören, die näher kamen und ihn in Alarmbereitschaft versetzten. Die Vampire im Club warteten nur darauf, dass die junge Frau die Regeln der Gastfreundschaft brach.
Der kalte Hass in Noctalyus Augen ließ einen heißen Schauder der Vorahnung über Edwards Rücken laufen. Er brach mit seiner Rolle als Neuling und trat aus den Schatten, bevor er sich an das Versprechen erinnerte, welches er dem Magnus gegeben hatte.
Er trat hinter sein Geschöpf und legte ihr seine Hand auf die Schulter. Sanft ließ er die junge Vampirin seine wohlgenährte Wärme spüren und verwandelte die Aufforderung; Noctalyus Loszulassen, in eine Bitte.
Sofia zuckte zusammen, als die Berührung sie elektrisierte. Die Hitze und der sanfte Druck setzten einen warmen Adrenalienstoß in ihr frei, der süß und verführerisch über ihre Haut kribbelte, sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete und ihre Libido zum Pulsieren brachte.
Widerwillig und verwirrt ließ sie ihr Gegenüber los. Langsam, um den Vampir, der sich in ihren Rücken geschlichen hatte, nicht zu beunruhigen, drehte sie sich um. – Und musste nach oben blicken.
Obwohl der dunkelhaarige Hüne beim ersten Anzeichen eines Einlenkens seine Hand von ihrer Schulter genommen hatte und es nicht mehr als eine unpersönliche Geste gewesen war, prickelte Sofias Haut.
Der große Unbekannte schien ihre Reaktion zu spüren, denn ein Lächeln lockerte seine markanten, wie in Marmor gemeißelten Züge auf und ließ ihn wie einen finsteren Erzengel wirken. Es verschlug ihr den Atem, als ihr Blick aus blauen Augen auf das schimmernde Braun in seinen traf. Der Vampir wirkte interessiert und amüsiert, voller unverhohlener Bewunderung für ihren Körper.
Plötzlich stürzte der blonde Vampir nach vorne. Sofia schnellte zur Seite, doch sie war nicht flink genug, zu sehr war sie von dem Anblick des atemberaubenden Hünen gefangen gewesen, und wurde von den Füßen gerissen, noch bevor sie zu einer Abwehrbewegung ansetzen konnte. Zu Edwards Verblüffung gelang es ihr, sich rechtzeitig abzurollen und sogar noch Noctalyus mit seinem eigenen Schwung gegen die nächste Wand zu schleudern. Blutend und ohnmächtig blieb der blonde Vampir liegen. Die näher kommenden Stimmen der Vampire verstummten; Noctalyus hatte die Regeln zuerst gebrochen.
»Ist er tot?« Sofias Frage klang kleinlaut, ihre Stimme trotzdem melodisch. Edward betrachtete sie fasziniert. Für eine Frau, die ihr Leben frühzeitig beenden wollte, kämpfte sie ungewöhnlich verbissen.
»Nein. Aber wenn du einen Rat haben willst: Das solltest du jetzt nachholen!«
Sofia starrte ihr Gegenüber an, sein Gesicht war kalt und gefasst. Er maß den anderen Vampir mit Verachtung. Erst als der Erzengel ihr seine Hand entgegenstreckte, fiel ihr auf, dass sie immer noch auf dem Boden
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