Zwillingsblut (German Edition)
antwortete: »Melanie, und die Suche nach meinem Schöpfer!«, sagte sie schließlich.
Noctalyus lächelte höhnisch. »Den wirst du hier nicht finden, Kind!« Sofia zuckte innerlich zusammen, als ihr Gegenüber sie auf ihre Stellung hinwies. »Niemand in meinen bescheidenen Hallen ist alt genug, um einen neuen Vampir erschaffen zu dürfen.«
Sofia warf einen Blick Richtung Edward.
Wie alt müssen die denn werden, um Schöpfer spielen zu dürfen?
»Aber ich bin nicht nachtragend, ich habe mich hinreißen lassen …« Das Gesicht des Blonden drückte Redlichkeit aus, doch in seiner Stimme lauerte etwas, was Edward beinahe dazu gebracht hätte, sich schützend vor sein Geschöpf zu stellen.
Wenn du möchtest, führe ich dich herum!« Noctalyus bot der Vampirin seinen Arm an. Sein Blick war triumphierend, als sie zögernd vortrat und ihn annahm.
8
Sofia öffnete die Tür zu dem Raum, den Noctalyus ihr gezeigt hatte. Wenn sie ihm trauen durfte, wartete hier der einzige Vampir Londons, der alt genug war, um ihr weiterhelfen zu können.
Das grelle Neonlicht blendete sie und verwandelte die Welt in ein scharfes Zerrbild aus hell und dunkel. Der Vampir, die Lässigkeit in Person, flätzte sich auf einem Bett, dessen Größe allein Aufschluss über sein Lieblingshobby gab. Die Hose war das nächste, was Sofia auffiel.
»Oh bitte!« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht noch so ein Klischee.«
Erstaunt blickte der Vampir auf und Sofia sah in die hellsten Augen, die sie je gesehen hatte.
»Welches Klischee?« Xylos Stimme klang irritiert.
Sofia zeigte auf die Hose. »Eine schwarze Lackhose. Stereotyper geht es ja wohl kaum!«
Xylos sah an sich herab, als sei Sofia die erste Frau, die seine Hose bemerkte, wenn er halbnackt auf einem Bett vor ihr lag.
»Sie lässt sich aber leicht abwaschen.« Anzüglich lächelnd erhob sich der Vampir von seinem Bett und bot Sofia einen ausgezeichneten Blick auf die volle Länge der Hose.
»Uh! So genau habe ich das gar nicht wissen wollen!«
Xylos lachte bei dem peinlich berührten Klang ihrer Stimme. Es war ein sehr sinnliches Lachen, das sie umschmeichelte wie ein sanfter, warmer Frühlingshauch und ihre Nervenenden zum Kribbeln brachte.
Großer Gott, wo haben die den denn her?
Der Vampir löste sich endgültig von seinem Bett und schlenderte mit einem harmlosen, beinahe menschlich-verträumten Gesichtsausdruck zu ihr. Selbst der einfache Akt des Gehens wirkte bei ihm wie eine verführerische Offenbarung.Das Spiel seiner Muskeln, die sich dabei unter seiner Haut bewegten, war beinahe hypnotisch und lenkte die Aufmerksamkeit auf die faszinierende Farbe seiner Haut, die in einem sanften Goldton förmlich schimmerte. Sofia schluckte und widerstand der Versuchung sich die Lippen zu lecken. Nichts an seinem Körper schien einen Makel zu haben. Er war perfekt proportioniert, ein Meisterstück der Evolution mit den harmonischsten Maßen, die sie je gesehen hatte – und trotzdem wirkte er wie ein süßer Sunnyboy. Er konnte kaum älter als 25 gewesen sein, als er Vampir wurde und seine Gesichtszüge waren weich, während ein gefährliches Feuer in seinen fahlen Augen brannte.
Wahrscheinlich ist es dieser Gegensatz, auf den die meisten Frauen abfahren
, dachte Sofia. Edward hatte – wenn man nicht hinsah – in Großbuchstaben »Gefahr« auf der Stirn stehen, während bei Xylos auf den ersten Blick nur »Harmlos« stand.
Es waren einzig seine Augen, die Sofia erschreckten: wie ein Wasser ohne Boden und die sie dazu zwangen, den Blickkontakt abzubrechen.
Für Sekunden fühlte sich ihr Kopf unsagbar leer an und sie musste sich konzentrieren, um sich dem Vampir nicht darzubieten.
»Noctalyus hat wirklich einen guten Geschmack. – Wenn er es war, der dich aus der Warteschlange gefischt hat.«
»Ich habe mich selber gefischt«, meinte Sofia abwesend und starrte die Kette an, die der Vampir trug. Sie versuchte sich zu erinnern. Hatte nicht auch Noctalyus solch eine Kette getragen?
»Gefällt sie dir?« Xylos ließ einen einzelnen Anhänger durch seine langen Finger gleiten und lenkte Sofias Aufmerksamkeit dadurch auf die Tatsache, dass die anderen vier perlenförmigen Anhänger das Abbild verschiedener Frauen zeigten.
Kaum hatte der Vampir den Anhänger freigegeben, schmiegte er sich wie eine flüssige Perle zurück an seine Haut.
»Nein. Wieso sollte jemand vier Frauenportraits mit sich herumtragen?«, meinte Sofia ehrlich.
»Weil ich sie liebe.«
»Ne, ist schon klar! Alle
Weitere Kostenlose Bücher