Zwillingsblut (German Edition)
obersten Patrone ein Kreuz und ein »M« erkannte, begann sie unkontrolliert zu zittern. Er hatte sie tatsächlich gefunden!
16
Edward machte sich nicht die Mühe, seinen Zorn zu verbergen. Er war noch nie fortbefohlen worden, wenn er bei einem seiner Geschöpfe war. Nie hatte es die Hexe oder ihre Zwillingsschwester interessiert, was er mit seinen Auserwählten trieb.
Er stampfte die Treppe nach unten und gab sich keine Mühe, seine Macht zu verbergen, wie er es sonst tat. Sie wallte von ihm aus, vertrieb die jüngeren Vampire, brachte die älteren zum Schweigen und verdammte alle außer einige handverlesenen Gäste der Königin zu plötzlicher Panik.
Die Dunkelheit umwallte ihn, schien sein Begleiter zu werden und sich zu verdichten, während er sich Schritt für Schritt dem Audienzraum näherte.
Leer
, hatte er schon vor der Landung festgestellt. Doch die Aura der Königin hing über dem Haus und er konnte den prickelnden Duft von Sex riechen, von Blut und Tod. Maeve war hier, in der Nähe und verbarg sich in ihrer Leidenschaft, ließ sich nicht orten, sondern erwartete bedingungslosen Gehorsam.
Als Edward um die Ecke bog, wich ihm Xylos mit einer fließenden Bewegung aus. Über seiner muskulösen Schulter lag ein toter Junge, nachlässig und lieblos gepackt und abtransportiert, nachdem Maeve ihn hatte ausbluten lassen.
»Schon wieder?« Edward hob eine Augenbraue und musterte den Goldton der Haut, der endgültig erloschen war. Normalerweise begnügte sich Maeve mit einem Opfer pro Jahr. Dies war schon der zweite innerhalb weniger Tage.
Ungerührt erwiderte Xylos Edwards Blick aus viel zu hellen, viel zu wasserblauen Augen. So hell, dass Edward sich in ihnen spiegelte und zum wiederholten Male fragte er sich, was wirklich hinter ihnen vorging.
»Und der nächste wartet schon!«
Edward war sich sicher, dass Xylos solch eine Information nicht umsonst preisgab, sondern sich etwas davon versprach.
»Seit wann verlangt sie das?«, fragte er und hoffte, von Xylos eine Antwort zu bekommen. Wenn die Königin tatsächlich etwas gegen Sofia plante, wollte er der erste sein, der es erfuhr.
»Sie verlangt es nicht.« Xylos Blick blieb ungerührt, sein Gesicht unlesbar als er weiterging. »Ich bringe sie ihr.«
Edward starrte dem Callboy hinterher. Xylos plante etwas –
Wahrscheinlich gemeinsam mit Morna!
– und was immer es war, es war für ihn gefährlich. –
Und für Melanie!
Edward betrat den Raum, in dem niemand auf ihn wartete und versuchte sich ein Bild von der Lage zu machen.
Xylos beeinflusste die Königin, er war der on-off-Liebhaber Mornas und damit einer der einflussreichsten Vampire. Edwards Hals schnürte sich bei dem Gedanken zu, dass Xylos diesen Aufwand vielleicht nur betrieb, um sein Mädchen zu bekommen.
Melanie
… Seine Gedanken verselbständigten sich und glitten zu ihr. Sie war wundervoll. Viel wundervoller als er es je bei einer Frau vermutet hätte. Eine vollkommene Göttin, gekommen ihn ins Verderben zu locken. Doch immer, wenn er zu diesem Fazit kam, musste er an die Leidenschaft denken, mit der sie sich ihrem zauberhaften Tanz hingegeben hatte.
Edward starrte aus dem Fenster in die Finsternis und visualisierte Sofias Anblick: makellose weiße Haut, die sich gegen die schwarzen Strümpfe abhob, umrahmt von Strapsen und einem hauchdünnen Slip. Die verführerische Korsage, die sie von einem süßen Engel in ein teuflisch verlockendes Wesen der Nacht verwandelt hatte.
Ausgerechnet sie! Edward ärgerte sich über sein eigenes Verlangen. Bis jetzt hatte er alle Frauen haben können, die er hatte haben wollen. Im Leben und im Tod. Hatte es aber nie gewollt. Nicht mehr seit dem Fluch.
Und ausgerechnet eine Frau, die er nicht haben konnte, begehrte er! Und wahrscheinlich nur aus diesem einzigen Grund!
Doch trotz dieser Logik hatte sich die Erinnerung an ihren Kuss in ihm festgesetzt. Das versteckte Versprechen in ihrer Zärtlichkeit hatte ihn mehr erschreckt, als jede andere Vertrautheit, die er je mit einer Frau ausgetauscht hatte. – Ebenso wie der plötzlich erwachte Wunsch sie zu seiner Geliebten zu machen.
Als Edward die Geräusche hinter sich nicht länger ignorieren konnte, drehte er sich mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck zu den vier Neuankömmlingenum und betrachtete sie, um sicherzugehen, dass ihn seine Sinne nicht betrogen.
Morna war nicht bei der Königin, nur Xylos, Hasdrubal und Joel. Maeve schwebte in ihrem schwarzen Kleid auf ihn zu, schien dabei
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