Zwillingsbrut
weiß es nicht.« Wieder betrachtete sie das Bild der Frau, die Trace einst geheiratet hatte. »Was ist mit Leanna?«
Er zog eine Grimasse. »Sie hat erzählt, sie habe mal in der Umgebung von Helena gelebt, aber sie konnte sich nicht besonders gut daran erinnern. Ich glaube, ihre Eltern haben sich scheiden lassen, aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht sehr viel über sie. Sie wollte es so. Sprach nicht gerne über ihre Kindheit.«
»Du weißt nicht, wo sie zur Schule gegangen ist? Wer ihre Freunde waren?«
Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Ich habe sie in einer Bar kennengelernt, wir hatten eine heiße Affäre, und am Ende war sie schwanger. Ein paar Wochen später haben wir geheiratet. Dann hat sie das Baby verloren und sich aus dem Staub gemacht.«
»Und Eli bei dir gelassen?«
»So ist sie eben. Und ich war froh darüber. Wenn sie versucht hätte, mir Eli wegzunehmen, wäre ich dagegen angegangen, hätte bis zum Schluss um den Jungen gekämpft.« Ein weiterer Schluck aus seiner Bierflasche. Kacey sah zu, wie sich sein Adamsapfel beim Schlucken bewegte, dann wandte sie sich wieder den Fotos zu.
Noch eine Frau Mitte dreißig, die aussah wie sie, die in der Nähe von Montanas Hauptstadt gelebt hatte, vermutlich sogar dort geboren war. Jetzt war diese Frau verschwunden.
»Da ist noch etwas«, fügte sie hinzu. »Ich habe gerade eben erfahren, dass der Mann, den ich für meinen Vater gehalten habe, gar nicht mein Erzeuger ist. Meine Mutter hatte eine Affäre mit einem Arzt in Helena, und selbst als mein Vater das herausgefunden hat, hat er mich großgezogen, als wäre ich sein eigen Fleisch und Blut.«
»Und?«
»Diese Frauen sehen sich nicht nur ähnlich. Manche von uns könnten glatt als Doppelgängerinnen durchgehen. Die Belegschaft von St. Bart hat mich mit Jocelyn verwechselt, als sie in die Notaufnahme eingeliefert wurde.«
»Dann glaubst du also, du bist mit diesen Frauen verwandt? Dass der Typ euch alle gezeugt hat, und jetzt … tja, jetzt macht er was? Euch umbringen?« Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
»Ich weiß, das klingt verrückt, aber es lässt sich nicht leugnen, dass da ein Zusammenhang besteht. Ich bausche das nicht auf. Komm mit ins Arbeitszimmer …« Sie schob ihren Stuhl zurück und ging hinüber zum Computer, wo sie die Daten aufrief, die sie von Riza bekommen hatte, und druckte sie aus.
Trace überflog die Seiten, betrachtete die Führerscheinfotos, las die Todesanzeigen und runzelte nachdenklich die Stirn. »Wie bist du da drangekommen?«
»Eine Freundin hat sie mir besorgt. Das meiste ist öffentlich zugänglich.«
Er ging die Seiten ein zweites Mal durch. »Wenn du recht hast – was ich mir nicht vorstellen kann … Auf alle Fälle ist das ziemlich makaber. Es könnte aber auch nur Zufall sein. Sie sind alle bei Unfällen ums Leben gekommen.« Er hielt einen Stapel Sterbeurkunden in die Höhe.
»Die meisten. Eine Bibliothekarin aus Detroit, eine Skilehrerin aus Vail, eine alleinerziehende Mutter und eine Hausfrau und Mutter aus San Francisco. Zwei weitere aus Seattle und drei … aus Boise. Und das sind nur die, von denen wir wissen. Ich denke, wir kratzen lediglich an der Oberfläche.«
»Noch wissen wir gar nichts. Nur dass diese Frauen innerhalb der letzten zehn Jahre ums Leben gekommen sind.« Er schüttelte abwehrend den Kopf, doch seine Augen blieben auf die Seiten geheftet. »Lass mich noch einmal klarstellen: Du glaubst, dass eine Person hinter diesen Todesfällen steckt, die einfach unglaublich geduldig ist. Sich Zeit lässt, selbst über Jahre hinweg, und jetzt auf einmal wie verrückt zuschlägt?«
»Er gerät außer Kontrolle«, sagte sie. »So etwas kommt vor.«
»Aber das weißt du doch gar nicht.«
»Wir wissen vieles nicht, doch wie du schon gesagt hast: Irgendwas ist hier ganz gewaltig faul, und jetzt häufen sich plötzlich diese ›Unfälle‹.«
Als er immer noch nicht überzeugt wirkte, fügte sie hinzu: »Ich glaube nicht an eine zufällige Ähnlichkeit. Ich glaube, dass wir alle miteinander genetisch verwandt sind. Um das zu beweisen, lasse ich gerade ein DNS -Profil von einer der Frauen erstellen, doch leider dauert das seine Zeit.«
»Im Ernst?« Er klang skeptisch.
»Ja. Elle Alexander war eine Patientin von mir.« Sie deutete auf das Foto der Frau. »Ich habe angeordnet, ihr Erbgut mit meinem vergleichen zu lassen. Wir haben beide die Blutgruppe B negativ, so viel weiß ich schon, und das ist
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