Zwillingsbrut
ist?« Obwohl seine Kinder zuhörten, hatten sie sich bereits alle eine Meinung über Kacey gebildet, und die war nicht unbedingt positiv.
Kacey spürte die Ablehnung, die ihr entgegenschlug, und für ein paar Minuten stellte sie ihre eigene Theorie in Frage.
»Was sagen denn die Beamten dazu?«, fragte Cameron. Alle Augen im Sitzungszimmer richteten sich auf Kacey.
»Sie stellen Ermittlungen an. Mehr weiß ich nicht.«
»Dann wird die Polizei also ebenfalls hier auftauchen!« Clarissa schnalzte verächtlich. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Jetzt, da die Patente auslaufen, müssen wir uns dem Wettbewerb stellen; schlechte Publicity können wir uns da nicht leisten, sonst schließen unsere Kunden ihre Geschäfte woanders ab!«
»Hierbei geht es nicht um Geschäfte«, wies Gerald sie zurecht. »Das ist eine Privatangelegenheit.«
»Mach das mal dem Internet mit all seinen Bloggern und der Lokalpresse klar. Das ist ein Publicity-Alptraum!«
»Ich dachte, jede Werbung ist gute Werbung«, bemerkte Cameron.
»Ja, du Schwachkopf.« Clarissa war nicht bereit, einzulenken. Als Geschäftsfrau mit einem Abschluss in Stanford, noch dazu als älteste Tochter in einer Familie mit lauter männlichen Geschwistern, war sie definitiv tough.
Colt setzte sich auf, doch anstatt seinem Zwilling zu Hilfe zu kommen, brachte er das Gespräch zurück auf die toten Frauen. »Gibt es noch weitere Opfer?«
»Ich denke schon«, sagte Kacey, doch sie konnte ihre These nicht untermauern.
»Zunächst einmal müssen DNS -Untersuchungen vorgenommen werden«, schaltete sich Judd ein. »Wir können hier den lieben langen Tag sitzen und diskutieren – aber bringen tut das gar nichts.« Er pochte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Solange wir nicht beweisen können, dass diese Frauen tatsächlich biologische Abkömmlinge von Dad sind, ist jede weitere Erörterung überflüssig.«
»Judd hat recht«, pflichtete ihm Colt bei.
Der Rest der Geschwister war nicht geneigt, ihm zuzustimmen, und ließ sich lautstark darüber aus, dass Kacey in Wahrheit gekommen war, um Unruhe zu stiften oder Ansprüche auf die Firma zu erheben – wenn nicht gar beides.
»Warum bist du hier? Um uns unter die Lupe zu nehmen? Um uns zu warnen oder uns zu beschuldigen?«, fragte Cameron. »Ich kapier’s einfach nicht.«
»Da gibt’s nichts zu kapieren«, sagte Clarissa mit gefurchter Stirn. »Es geht ihr um die Firma.«
»Das ist nicht richtig«, stellte Kacey mit deutlicher Stimme klar. »Ich war der Ansicht, ihr alle solltet wissen, dass da draußen womöglich jemand herumläuft, der Menschen mit einer genetischen Verbindung zu euch umbringt.«
»Und wer sollte das sein? Wer würde sich die Mühe machen, Geralds Reagenzglas-Kinder aufzuspüren, nur um sie anschließend bei fingierten Unfällen umzubringen?«, fragte Clarissa und schob ihren Laptop zurück in die Tasche. »Das ist doch verrückt. Du klingst, als müsstest du dringend zum Psychiater.«
»Moment!«, gebot Gerald ihr Einhalt. »Nun werd mal nicht ausfallend.«
»Clarissa kann doch gar nicht anders«, mischte sich Thane ein. »Wir erleben sie nur so!«
»Genug!«, ging Judd dazwischen. Er wirkte beklommen. »Wir sollten uns nicht gegenseitig zerfleischen.« Er setzte sich so hin, dass er Kacey ansehen konnte. »So, du wolltest uns also warnen.«
Der Knoten in ihrem Magen wurde fester, doch sie beherrschte sich. »Ich wollte euch natürlich auch kennenlernen. Ich war neugierig auf den Vater, von dem ich so lange nichts gewusst hatte, und da ich als Einzelkind aufgewachsen bin, hat mich der Gedanke, Geschwister zu haben, fasziniert.«
Clarissa schüttelte den Kopf, als hätte sie wichtigere Dinge zu tun und Kacey würde ihr nur die Zeit stehlen.
Colt und Judd hörten schweigend zu.
Cam wirkte gelangweilt, Robert hatte die Kiefer fest aufeinandergepresst. Auch Gerald blieb die Anspannung nicht verborgen, doch er hielt seine ruhige, gelassene Fassade aufrecht, wenngleich er eine Hand zur Faust geballt hatte.
»Und jetzt?«, fragte Clarissa, an Kacey gewandt. »Du bist hergekommen. Du hast Dad kennengelernt, hast uns kennengelernt. Hast unserer Mutter einen Schlag versetzt, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie Robert nie wirklich als unseren Halbbruder akzeptiert hat.«
Robert funkelte sie an, doch er widersprach nicht.
»Ich vermute, du willst bei uns in der Firma anfangen, wie wir anderen auch. Oder möchtest du mit uns Weihnachten verbringen? Das wäre auf eine absurde Art und Weise
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