Zwillingsbrut
hereingestürmt.
Offensichtlich der noch fehlende Robert Lindley.
Gerald stellte sie rasch einander vor. »Acacia, das ist mein Sohn Robert, Robert, das ist Acacia Lambert. Sie ist deine Halbschwester.«
»Das habe ich schon gehört.« Robert nickte ihr zu, dann setzte er sich auf den freien Stuhl zwischen Cameron und Clarissa. Obwohl er seinen Halbgeschwistern ähnelte, fehlte seinen Zügen das Geschliffene, das die anderen als Noreen Johnsons Kinder auswies. Roberts Stirn war ausgeprägter, sein Haaransatz ging leicht zurück, doch in seinem kaffeebraunen Haar war keine Spur von Grau zu finden. Auch seine Augen waren blau, das Markenzeichen der Familie, aber seine Nase war breiter als die seiner Halbbrüder, die Augenbrauen buschiger, die Haut ein bisschen blasser. Sein Körperbau ähnelte mehr dem von Judd als dem der Zwillinge. Er war groß und muskelbepackt, als würde er so oft wie möglich trainieren.
»Wo ist Thane?«, erkundigte sich Gerald, darauf bedacht, das Meeting endlich in Gang zu bringen.
»Das weiß ich genauso wenig wie du. Ich hab ihm eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen«, antwortete Robert.
»Er war hier«, schaltete sich Judd ein. »Ich habe vor nicht mal zehn Minuten gesehen, wie er auf dem Parkplatz seinen Wagen abgeschlossen hat.«
»Soll er doch kommen, wann er will.« Clarissa hatte offenbar genug von den Sperenzchen ihres jüngeren Bruders. »Kommen wir zur Sache. Wie ihr wisst, ist Acacia Lambert« – sie deutete auf Kacey – »unsere Halbschwester, ihre Mutter ist Maribelle Collins. Acacia behauptet, erst vor kurzem erfahren zu haben, dass sie denselben Vater hat wie wir.«
»Ich denke, an dieser Stelle sollte ich übernehmen, Clarissa«, fiel ihr Gerald ins Wort. Er wandte sich an die Versammelten, räumte ein, mit Kaceys Mutter eine Affäre gehabt und von seiner Tochter gewusst zu haben. Er lobte ihre Entscheidung, Ärztin zu werden, und gab an, ihren Ex-Ehemann, den berühmten Herzchirurgen J. C. Lambert, zu kennen. Kacey krümmte sich innerlich bei seinen Worten. Vor allem die Überraschung, dass er J. C. kannte, traf sie, doch sie zwang sich, sich nichts anmerken zu lassen, obwohl die anderen um sie herum zunehmend angespannter wirkten. Gerald entschuldigte sich bei seinen Kindern und versprach ihnen, mit ihrer Mutter zu sprechen und alles ins Reine zu bringen.
Es war merkwürdig, ihm zuzuhören, und Kacey fragte sich, wie viele seiner Worte wohl von Herzen kamen und wie viele lediglich Show waren. Jeder hier schien seine Gefühle im Zaum zu halten und einen teilnahmslosen Gesichtsausdruck zur Schau zu tragen, Kacey eingeschlossen, obwohl Zorn in ihr hochkochte, Zorn auf den Mann, von dessen Existenz sie erst vor ein paar Tagen erfahren hatte.
»Acacia ist nicht nur hergekommen, um mir mitzuteilen, dass sie mich ausfindig gemacht hat – sie hat noch ein anderes Anliegen.« Sein Gesicht wurde schmal, als er die Fotos der toten Frauen aus seiner ledernen Aktenmappe zog und auf den Tisch legte. »Diese Frauen sehen einander ähnlich. Sie ähneln auch Acacia, und einige ihrer Gesichtsmerkmale gleichen den euren.
Acacia nimmt an, dass diese Frauen ebenfalls eure Halbgeschwister sind, und sie hat vor, das zu beweisen. Ich möchte, dass ihr wisst, dass diese Möglichkeit theoretisch zutreffen könnte, obwohl ich während meiner Ehe mit eurer Mutter keine weiteren Affären hatte. Natürlich hatte ich Freundinnen, bevor ich geheiratet habe, doch das Alter der besagten Frauen deutet eher darauf hin, dass sie – sollte ich tatsächlich der biologische Vater sein – Resultat von Samenspenden sind, die ich während meines Medizinstudiums bei einer Samenspenderbank in Helena abgeliefert habe.«
Seine Kinder, bereits von Clarissa vorbereitet, wirkten nur wenig schockiert über sein Bekenntnis und schienen kaum auf weitere Ausführungen Wert zu legen. Erst als er darauf zu sprechen kam, dass Shelly Bonaventure, Jocelyn Wallis und Elle Alexander einem Mord zum Opfer gefallen sein könnten, merkten sie auf, zogen die Augenbrauen hoch und schoben das Kinn vor.
Kacey beobachtete aufmerksam ihre Reaktionen, doch nichts deutete darauf hin, dass sie bereits davon wussten.
Plötzlich hielt Clarissa eine manikürte Hand in die Höhe, als würde sie den Verkehr anhalten wollen. »Hat sie … hast du«, korrigierte sie sich und richtete ihre blauen Augen auf Kacey, »diesbezüglich irgendeine verquere Theorie? Dass ein bislang unbekannter Killer eine Horde
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