Zwillingsbrut
bekommt.«
»Das hier ist eine polizeiliche Ermittlung«, erinnerte sie Pescoli. Aber Kacey hielt den Umschlag fest. »Es sterben
Frauen,
keine Männer, soweit ich informiert bin. Das ist merkwürdig, zumal Gerald Johnson eine ganze Menge männlicher Nachkommen produziert hat.«
»Niemand wird seinen Job verlieren oder Schwierigkeiten bekommen«, versprach Alvarez, und Kacey ließ den Umschlag los.
»Ich setze sofort jemanden darauf an«, sagte Pescoli und eilte aus dem Raum.
Alvarez setzte die Befragung fort. Als sie wissen wollte, ob sich Kacey jemals beobachtet gefühlt habe oder ob ihr sonst etwas Seltsames aufgefallen sei, fiel ihr der Überfall in Seattle ein, und nachdem sie davon berichtet hatte, auch der Unfall und Grace Perchants Warnung. »Vermutlich hat das gar nichts zu bedeuten«, sagte sie, »aber ich wurde in einen Unfall verwickelt, besser gesagt: in einen Beinahe-Unfall. Nicht mehr als ein Bagatellschaden. Die Straßen waren vereist, und ein anderes Fahrzeug hat die Kontrolle verloren. Ich musste ihm ausweichen und bin dabei auf die andere Spur geraten. Ein großer Pick-up, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr, hat meine Stoßstange erwischt – scheinbar mit Absicht. Obwohl es ganz offensichtlich meine Schuld war, ist der Fahrer davongerast, anstatt anzuhalten und die Versicherungsdaten auszutauschen.«
Alvarez, die sich Notizen machte, fragte: »Haben Sie einen Blick auf den Fahrer werfen können?«
»Nur einen ganz flüchtigen; ich habe lediglich erkannt, dass es sich um einen Mann mit dunklem Haar handelte.« Kacey schüttelte den Kopf. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich Trace’ Nackenmuskeln verspannten. »Er hatte das Gesicht abgewandt, trotzdem hatte ich den Eindruck, ich hätte ihn schon einmal gesehen, aber … ich konnte ihn nicht einordnen. Im Nachhinein hat er mich an einen von Gerald Johnsons Söhnen erinnert, aber das kann auch nur Einbildung sein.«
»Haben Sie die Marke oder das Modell des Pick-ups erkannt?«, fragte Alvarez.
»Ich war zu beschäftigt damit, auf der Straße zu bleiben. Auf alle Fälle war es ein großer, amerikanischer Pick-up – ein Chevy oder ein Ford, denke ich –, aber ich bin mir nicht sicher. Mir ist der gewaltige schwarze Kühlergrill aufgefallen, der aus Stahl zu sein schien – offenbar eine Spezialanfertigung. Die Nummernschilder konnte ich nicht genau erkennen, aber ich meine, sie wären aus Montana gewesen. Eine der Ziffern war entweder eine Drei oder eine Acht. Das hintere Nummernschild war total verdreckt, und ich hatte auch nicht die Zeit, genauer hinzuschauen. Es ging alles so schnell, binnen weniger Sekunden.«
»Möglicherweise finden sich auf Ihrem Wagen Farbspuren von dem Pick-up«, sagte Alvarez, die plötzlich sehr interessiert wirkte.
»Das könnte sein … Ich habe schwarze Kratzer und eine kleine Delle an meinem Kotflügel hinten links bemerkt.«
»Wir würden Ihren Wagen gern dabehalten und die schwarzen Spuren genauer untersuchen, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um Farbe vom anderen Wagen handelt. Fällt Ihnen noch etwas ein?«
»Nein, im Grunde nicht … obwohl, es gibt eine Zeugin«, sagte Kacey. Warum hatte sie nicht längst daran gedacht? »Grace Perchant, sie war mit ihrem Wolfshund draußen.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
Graces Warnung fiel Kacey ein und ließ sie frösteln:
Sie sollten auf keinen Fall mit ihm reden. Er ist böse. Er meint es nicht gut mit Ihnen.
Sie hatte versucht, die Warnung der Frau mit den blassgrünen Augen als Spinnerei abzutun, aber sie war ihr im Gedächtnis geblieben, hatte sogar Eingang in ihre Träume gefunden.
»Sie hat mir geraten, mich von ihm fernzuhalten, weil der Fahrer ›böse‹ sei. Als ich sie gefragt habe, ob sie wisse, wer er sei, hat sie mir keinen Namen genannt und nur behauptet, er meine es nicht gut mit mir.«
»Klingt ganz nach Grace«, stellte Alvarez fest. »Wir werden das überprüfen.«
Kacey durchwühlte ihre Handtasche und zog ihren Schlüsselring heraus. Sie nahm den ihres Ford Edge ab und reichte ihn Alvarez. »Ich brauche den Wagen bald wieder.«
»Morgen«, versprach Alvarez und schob ihren Stuhl zurück. Die Befragung war vorbei. »Ich werde mich jetzt mit Grace Perchant in Verbindung setzen.«
Trace hatte den Großteil des Gesprächs schweigend verfolgt und war zunehmend besorgter um Kaceys Sicherheit geworden. Nachdem er erfahren hatte, dass man bereits versucht hatte, sie zu vergiften, und dann auch noch Pescoli mit
Weitere Kostenlose Bücher