Zwillingsbrut
sagte Tilly zu Kacey, doch es lag nicht viel Wärme in ihrem Lächeln. Ed dagegen stand auf und schüttelte herzlich ihre Hand, dann setzte er sich wieder aufs Sofa und tastete nach der Fernbedienung, die von der Armlehne gerutscht war – ohne Erfolg. Der Fernseher dröhnte weiter.
Tilly warf Ed einen tadelnden Blick zu, doch sie ignorierte nun die Lautstärke. Sie war noch nicht fertig mit ihrem Bericht über Eli, deshalb fuhr sie ein wenig nachdenklich fort: »Der arme kleine Kerl war fix und fertig. Vielleicht von den Medikamenten.«
»Ich werde mal nach ihm sehen«, sagte Trace und eilte durch die offen stehende Wohnzimmertür hinaus in die Diele, wo eine Treppe nach oben führte. Sarge und Bonzi folgten ihm dicht auf den Fersen.
»Netter Hund«, sagte Ed. »Gehört er Ihnen?«
»Jetzt ja. Ich habe ihn gerade aus dem Tierheim geholt.«
Eds weißgraue Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ein Wachhund?«
»Nicht unbedingt.« Sie lächelte.
»Jagdhund?«
Kacey schüttelte den Kopf. »Bonzi? Das bezweifle ich, aber vermutlich werde ich das nie erfahren.«
Als hätte er seinen Namen gehört, kam Bonzi die Treppe herunter, sprang hinter den Couchtisch und legte seinen Kopf auf die Sofalehne neben Eds Hand. »Ja, du bist ein guter Junge«, lobte ihn der ältere Mann. Nun kehrten auch Sarge und Trace ins Wohnzimmer zurück. Sarge, der seinen Trichter noch um den Kopf trug, rollte sich auf einem kleinen Teppich vor dem Feuer zusammen.
»Sieht er nicht albern aus?«, murmelte Ed und lachte leise.
Tilly tätschelte ihrem Mann das Knie. »Wir sollten jetzt besser aufbrechen, Ed. Der Sturm wird immer schlimmer.«
Ed kämpfte sich hoch und reckte sich, dann schnitt er eine Grimasse und folgte seiner Frau, die zielstrebig durch die Küche eilte. »Ich werde auch nicht jünger«, gab er zu, als sie ihre Sachen zusammensuchten und in ihre Jacken schlüpften, die ebenfalls an den Garderobenhaken neben der Hintertür hingen. Beide banden sich einen dicken Schal um den Hals.
Als sie dick eingepackt war, sagte Tilly zu Trace: »Im Kühlschrank steht Brathähnchen, dazu gibt es Kartoffelpüree, grüne Bohnen und Bratensoße.«
»Tilly macht die besten Brathähnchen der Welt«, erklärte Ed schmunzelnd, wofür er von seiner Frau mit einem freundlichen Klaps belohnt wurde.
»Ich prahle nicht gern, aber er hat recht.« Tilly strahlte. »Es ist die Paprika. Da können die bei Kentucky Fried Chicken ruhig elf verschiedene Kräuter oder Gewürze oder was weiß ich nehmen – ich nehme Paprika!«
»Danke, dass ihr euch um Eli gekümmert und die Tiere versorgt habt«, sagte Trace.
»Gern geschehen«, erwiderte Tilly lächelnd, obwohl ihr Lächeln etwas schief wurde, als ihre Augen Kaceys begegneten. Während Ed damit beschäftigt war, seine Stiefel anzuziehen, stülpte sie sich eine Mütze über die graue Dauerwelle, zog Trace zur Seite und flüsterte ihm etwas zu. Dann wandte sie den Kopf und blickte Kacey skeptisch an.
»Komm, Mutter, lass uns fahren«, drängte Ed und öffnete die Tür. Ein Schwall kalter Luft wehte herein. »Ach herrje, es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen. In den Nachrichten haben sie gesagt, der Sturm würde wahrhaft höllisch, und ausnahmsweise sieht es so aus, als würden sie recht behalten. Besser, du lässt Wasser in die Badewanne und die Spülbecken laufen, nur für den Fall, dass hier draußen der Strom ausfällt.«
Sie traten hinaus in die Kälte, hinter ihnen fiel mit einem Knall die Tür ins Schloss. Durchs Fenster sah Kacey die Äste der Bäume im Wind tanzen. Schneeflocken wirbelten durch die Luft. An den Seiten des Hauses und der Nebengebäude bildeten sich bereits Schneeverwehungen.
Ed hatte recht. Das sah nach einem höllischen Sturm aus, selbst für Montana-Verhältnisse.
Als das alte Ehepaar in den Dodge gestiegen und die Auffahrt hinuntergefahren war, schloss Trace die Hintertür und sperrte ab. Kacey war bereits dabei, die Reste von Tillys Abendessen aus dem Kühlschrank zu holen. »Lass mich raten«, sagte sie und spähte über die Kühlschranktür. »Tilly hat dich beiseitegenommen, um mit dir ein Wort über mich zu wechseln, stimmt’s? Ich wette, sie findet, dass ich deiner Ex-Frau ein bisschen zu ähnlich sehe.«
Trace zuckte die Achseln. »Und Jocelyn.«
»Hm.« Sie knallte die Tür zu. »Dann passe ich ja ins Schema.« Sie stellte die Behälter mit dem Essen auf die Anrichte und bereute ihre Worte sogleich, als sie an Jocelyn Wallis dachte und daran, wie sie ums
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