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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leben gekommen war. Ihr wurde klar, wie müde, hungrig und angespannt sie war, deshalb sagte sie: »Entschuldige. Schätze, das ist ein wunder Punkt.«
    »Tilly ist beeindruckt, dass du Ärztin bist.«
    »Nun, das ist ja großartig.« Sie zuckte zusammen, als sie merkte, wie bissig ihre Worte klangen. »Ich bin wohl hungriger und griesgrämiger, als ich dachte.«
    »Vielleicht liegt’s am Arsen«, entgegnete er trocken.
    »Nein, das kann nicht sein. Selbst wenn sie es in meinem Kaffeepulver nachweisen sollten – ich habe in letzter Zeit zu Hause nicht oft Kaffee gekocht. Was ist mit dir? Du hast heute Morgen eine Tasse getrunken.«
    Er schüttelte den Kopf. »Entweder merke ich nichts, oder es war gar nichts drin.«
    »Das ist doch ein Grund zu feiern«, sagte sie eifrig.
    »Da hast du recht.« Er grinste, und ihr Herz machte einen kleinen Satz. »Ich werde das hier warm machen«, sagte er und griff nach dem Brathähnchen.
    »Stört es dich, wenn ich auch mal kurz nach Eli sehe?«
    »Nein. Bitte. Geh nur. Ich zeige dir sein Zimmer.«
    Trace ging ihr voran in die Diele und wies die alte Treppe mit ihrem massiven Treppengeländer hinauf. »Die zweite Tür links«, sagte er, dann warf er einen Blick auf die Uhr und kehrte in die Küche zurück. Es war jetzt eine gute halbe Stunde her, seit er das letzte Mal nach seinem Sohn gesehen hatte.
    Kacey streifte ihre Schuhe ab und eilte die fünf Stufen zum Treppenabsatz hinauf. Bonzi, der im Erdgeschoss mittlerweile jeden Winkel erkundet hatte, wollte seinem Frauchen folgen, doch als sie »Bleib!« sagte, kehrte er zu dem duftenden Hähnchen, Trace und Sarge in die Küche zurück. Hoffentlich würden die beiden Hunde nicht in Streit geraten, sollte Trace versehentlich ein Stück Hähnchen auf den Boden fallen lassen, dachte Kacey. »Sei bloß artig!«, rief sie ihm hinterher, dann stieg sie die restlichen Stufen hinauf und stand in einem Flur, von dem mehrere Türen abgingen. Die Tür zu ihrer Linken war nur angelehnt, und sie stieß sie ein Stückchen weiter auf, um einen Blick hineinzuwerfen. Das Flurlicht fiel auf unbenutzte Möbel, Plastikbehälter und aufeinandergestapelte Kisten; ein Schlafzimmer, das offenbar als Abstellraum diente.
    Am Ende des Flurs befand sich ein Badezimmer, wie Kacey durch die weit offen stehende Tür erkannte; eine Spielzeugspur zog sich von dort zu der angelehnten Tür zwischen Bad und Abstellraum – Elis Zimmer. Bevor sie hineinging, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Tür auf der rechten Seite. Vorsichtig drückte sie die Klinke hinunter und spähte hinein. Dieser Raum war der größte hier oben. Ihr Blick fiel auf ein ordentlich gemachtes großes Bett und eine Kommode, über der ein Flachbildfernseher hing. Ganz offensichtlich Trace’ Zimmer.
    Kacey zog leise die Tür zu und drehte sich zu Elis Zimmer um. Vorsichtig schob sie seine Tür weiter auf, damit mehr Licht hineinfallen konnte, und erblickte Trace’ Sohn unter der zerwühlten Bettdecke, das Gesicht im Kopfkissen vergraben. Er atmete schwer und schwang seinen Gipsarm zur Seite. Sie trat näher, sorgfältig darauf achtend, nicht auf eines der am Boden liegenden Spielzeuge zu treten. Eine Bodendiele knackte. Eli stöhnte leise und drehte sich auf den Rücken. Dann blickte er blinzelnd zu ihr auf und verzog verwirrt das Gesicht.
    »Mommy?«, fragte er mit schlaftrunkener Stimme.
    Kacey schnürte sich die Kehle zusammen. »Nein.« Sie setzte sich auf seine Bettkante und berührte die Finger, die aus seinem Gipsverband ragten. »Nein, mein Schatz, ich bin’s, Kacey. Dr. Lambert. Erinnerst du dich an mich?«
    Er betrachtete sie prüfend, und selbst im dämmrigen Licht bemerkte sie, wie die Hoffnung auf seinem Gesicht schwand.
    Ihr brach fast das Herz, doch sie zwang sich zu einem Lächeln und strich ihm das Haar aus der Stirn.
    Er blickte auf den Kleiderschrank, der dunkel ins Zimmer ragte, die Tür fest geschlossen, dann zum Fenster, als müsse er sich erst zurechtfinden. »Aber –«
    »Ist schon gut«, sagte sie, als sie seine Enttäuschung bemerkte. Er schluckte und biss sich auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
    Kacey spürte, wie ihre eigenen Augen zu brennen anfingen. »Also … wie fühlst du dich?«
    »Es geht schon.«
    »Brauchst du etwas?«
Etwas anderes als deine Mutter?
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf und ließ sich zurück in die Kissen sinken.
    »Gut. Dann leg dich wieder schlafen. Ich werde später noch einmal nach dir sehen.

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