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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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anderen hatten einfach nur keinen Sinn für Musik oder waren vielleicht sogar taub. Ganz besonders Magdy.
    Wie auch immer sie zu dieser Frage standen, am Ende verbrachten wir vier jedenfalls sehr viel Zeit miteinander. Während Enzo und ich uns auf vorsichtige und amüsante Weise abklopften, vergnügten sich Gretchen und Magdy damit, sich abwechselnd füreinander zu interessieren und sich gegenseitig mit verbalen Tiefschlägen fertigzumachen. Sie wissen ja, wie so etwas abläuft. Wahrscheinlich führte eins zum anderen und umgekehrt. Und ich hatte den Verdacht, dass die Hormone eine Menge damit zu tun hatten. Die beiden waren Paradebeispiele für die Irrungen und Wirrungen von Heranwachsenden. Ich glaube, besser konnte man es nicht formulieren. Beide schienen bereit zu sein, sich sehr viel vom anderen gefallen zu lassen, um im Gegenzug unbeholfen befummelt zu werden, was im Fall von Magdy nicht ganz einseitig war, um Gretchen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sofern man Gretchens Berichten Glauben schenken durfte.
    Und was Enzo und mich betraf, kamen wir folgenderma ßen weiter:
    »Ich habe etwas für dich gemacht«, sagte ich und reichte ihm meinen PDA.

    »Du hast mir einen PDA gemacht«, sagte er. »Genau das habe ich mir die ganze Zeit gewünscht.«
    »Blödmann«, sagte ich. Natürlich hatte er schon einen PDA. Jeder Jugendliche hatte einen. Ohne die Dinger hätten wir uns nicht wie vollwertige Menschen gefühlt. »Nein, klick auf die Filmdatei.«
    Er tat es und sah sich das Video an. Dann schaute er mich mit zur Seite geneigtem Kopf an. »Hast du nur Szenen zusammengestellt, in denen ich einen Völkerball gegen den Kopf kriege?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich. »Es sind auch ein paar Szenen dabei, in denen andere Körperteile von dir getroffen werden.« Ich nahm ihm den PDA ab und strich mit dem Finger über den Balken des Videoprogramms, um vorzuspulen. »Schau mal hier!« Ich zeigte ihm den Treffer in die Leistengegend, den ich vor wenigen Stunden aufgenommen hatte.
    »Oh, toll!«, sagte er.
    »Ich finde dich einfach süß, wenn du dich vor Schmerzen krümmst und zusammenbrichst.«
    »Schön, dass dir wenigstens etwas an mir gefällt.« Er klang eindeutig nicht so begeistert wie ich.
    »Wir können es uns noch einmal ansehen«, sagte ich. »Diesmal in Zeitlupe.«
    »Wir können es auch sein lassen«, sagte Enzo. »Es ist eine schmerzhafte Erinnerung. Ich hatte vor, die betreffenden Körperteile eines Tages benutzen zu können.«
    Ich spürte, dass ich kurz vor dem Erröten stand, und unterdrückte den drohenden Anfall mit Sarkasmus. »Armer Enzo. Ich glaube, ich würde dich auch mit Piepsestimme süß finden.«

    »Dein Mitgefühl überwältigt mich«, sagte er. »Ich glaube, du weidest dich an meinen Qualen. Stattdessen könntest du mir einen guten Rat erteilen.«
    »Lauf schneller. Bemüh dich, nicht so oft getroffen zu werden.«
    »Ein äußerst hilfreicher Rat.«
    »So«, sagte ich und drückte die Sendetaste meines PDA. »Jetzt kannst du das Video abrufen und dich immer wieder daran erfreuen.«
    »Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Hast du vielleicht auch etwas für mich?«, fragte ich.
    »Fast hätte ich es vergessen«, sagte Enzo und zog seinen PDA hervor. Er drückte ein paar Tasten und reichte mir dann das Gerät. Das Display zeigte ein neues Gedicht. Ich las es.
    »Das ist wirklich nett«, sagte ich. In Wirklichkeit war es wunderschön, aber ich wollte es mit meinem Lob nicht übertreiben, erst recht nicht, nachdem ich ihm die Dokumentation seiner Leidensgeschichte gezeigt hatte.
    »Nun ja«, sagte Enzo, als er seinen PDA wieder entgegennahm. »Ich habe es geschrieben, bevor ich dein Video gesehen habe. Vergiss das nicht.« Er drückte auf eine Taste. »So. Jetzt kannst du das Gedicht abrufen. Damit du dich immer wieder daran ergötzen kannst.«
    »Das werde ich tun.« Und das wollte ich wirklich tun.
    »Gut«, sagte Enzo. »Schließlich wurden mir dafür eine Menge unangenehmer Wörter an den Kopf geworfen.«
    »Wegen der Gedichte?«, fragte ich.
    Enzo nickte.
    »Von wem?«
    »Natürlich von Magdy«, sagte Enzo. »Irgendwann hat er
mich dabei erwischt, als ich ein Gedicht für dich geschrieben habe, und mich mit Spott und Hohn überschüttet.«
    »Für Magdy sind nur versaute Limericks gute Gedichte.«
    »Er ist nicht dumm«, sagte Enzo.
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, erklärte ich. »Nur vulgär.«
    »Immerhin ist er mein bester Freund. Was wirst du jetzt

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