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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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sich wirklich von mir zu lösen, rückt er ein wenig zur Seite. Und dann liegen wir da. In seinem Zimmer. Ich und meine Zehn. Und es ist beinahe noch schöner als grade eben…

PC-Chinesisch
     
    Ben
     
     
    »Ben? Dein Handy. Ich bin dann mal eben kurz im Büro.« Mit einem wissenden Grinsen legt Daniel das vibrierende Telefon möglichst diskret neben mir auf den Kassentresen.
    Ich hab's vorhin wohl hinten im Binderaum vergessen.
    »Danke.« Ich greife danach und lasse es in meiner Hosentasche verschwinden. Kurz verstummt es, bevor es erneut vibriert und dabei dieses verräterische Geräusch von sich gibt.
    »So?«, ignoriere ich es und halte der Kundin den Strauß aus zartrosa Pfingstrosen, cremefarbenen Rosen, Schleierkraut und Wollziest entgegen, mit dem ich grade beschäftigt war. Sie mustert ihn kritisch. Irritiert betrachte ich ihn ebenfalls und zupfe, eher um etwas zu tun, eines der schmalen, silbernen Blätter zurecht. Wenn irgendjemand nicht sofort mit meiner Arbeit zufrieden ist, macht mich das nervös. Dumme Angewohnheit.
    »Ja, schön.« Die Kundin nickt gnädig und kramt dann in ihrer Handtasche nach ihrem Portemonnaie.
    »In Papier oder Folie?«, frage ich nach, während ich mich bereits nach hinten zu den Rollen drehe, um den Strauß einzuschlagen.
    »Folie, bitte.«
    »Gerne.« Ich lege den Strauß ab, reiße ein Stück goldgesprenkelter Folie ab, wickle den Strauß damit ein und schließe die Enden mit einem der schwarzen Aufkleber.
    »Macht dann dreißig Euro«, sage ich, während ich den Strauß vorsichtig auf den Kassentresen lege und mit nassen Fingern den Betrag in die Registrierkasse tippe. Wieder vibriert mein Handy.
    Ich werd ihn gleich zurückrufen, aber zuerst muss ich kassieren.
    »Hey, sorry, ich hatte Kundschaft«, sage ich wenig später. Er ist schon nach dem ersten Klingeln rangegangen. Vermutlich hat er auf meinen Rückruf gewartet.
    »Kein Problem, hatte nur grade nichts zu tun«, sagt er gut gelaunt. »Außerdem musste ich an dich denken.«
    »Bist du allein?«, frage ich nach. Seine Stimme macht ein schönes Gefühl in mir drin. Ich musste auch an ihn denken. Ich denke ziemlich oft an ihn.
    »Ja«, bestätigt er. »Sind alle ausgeflogen. Ich sitze alleine hier im Büro und langweile mich.«
    »Sollte mir mal für Geld passieren.«
    »Na ja, es ist so wenig, dafür arbeitet normalerweise kein Mensch. Und in fünf Minuten haben wir Redaktionskonferenz.« Er lacht.
    »Was macht deine Bewerbung?«, frage ich nach.
    »Hab noch nichts gehört«, sagt er und seufzt. »Denke nicht, dass es geklappt hat, dauert eigentlich schon zu lange.«
    »Vielleicht melden sie sich noch«, versuche ich ihn zu ermutigen. Er hat sich neulich für ein Volontariat beworben. Ist, wenn ich das richtig verstanden habe, wohl sein Traumjob.
    »Ja, vielleicht.« Es klingt nicht gerade zuversichtlich. Und irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich drauf erwidern soll. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, dass sie jemanden wie ihn nicht nehmen. Er ist toll... und er hat Leidenschaft für das, was er tut. Ich bin mir verdammt sicher, dass er großartige Sachen schreibt.
    »Ben?«, nimmt er nach einer kurzen Pause das Gespräch wieder auf.
    »Hm?« Schwungvoll stemme ich mich auf den Tisch an der Wand, auf dem ich grade eben die Blumen eingeschlagen hab.
    »Ich wollte fragen, ob du dein Fitness vielleicht heute mal verschieben kannst…« Seine Stimme klingt zaghaft.
    »Schlecht«, entgegne ich. Und sofort ist da wieder dieses schale Gefühl, das immer in mir hochsteigt, wenn ich ihn anlüge. Ich gehe dienstags nicht mehr zum Sport. Seitdem ich den Kurs angefangen hab, geht Daniel alleine.
    »Wolltest du nicht mit deiner Mitbewohnerin in diesen neuen Club?« Ich kann mich daran erinnern, dass er davon erzählt hat. Und ich war heilfroh, dass er was vorhatte und ich nicht wieder eine Ausrede erfinden musste.
    »Doch, aber ich hab Sehnsucht«, gibt er kleinlaut zu. »Und Mittwoch muss ich wieder die Spätschicht in der Videothek machen, weil Günni immer noch krank ist, und bis Donnerstag halte ich das keinesfalls aus… ohne Sex und… ohne dich.« Er versucht wohl, es irgendwie verführerisch in den Hörer zu hauchen und klingt dabei so zerknirscht, dass ich darüber lachen muss. Und plötzlich ist da nicht mehr dieses schale Gefühl, sondern Sehnsucht in mir. Nicht nur nach Sex...
    »Wie lange bist du denn trainieren?«, will er grade wissen. Dabei weiß er es eigentlich.
    »Keine Ahnung, so bis Viertel

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