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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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nach neun, halb zehn, schätze ich.«
    Der Alphabetisierungskurs beginnt um sieben und geht mit Pause offiziell bis Viertel vor neun. Bisher war es aber immer mindestens neun, bis ich dann wirklich rausgekommen bin. Oft unterhalten wir uns am Ende noch. Oder ich frage Dinge nach, die ich nicht verstanden hab. Es sind nicht so viele, wie ich erwartet hätte. Das neiste mache ich richtig und komme gut mit, wenn ich mich konzentriere. Und wenn Frau Markwart, unsere Lehrerin, sich dann auch konzentriert, kann sie sogar meine Schrift lesen. Alle sind nett und niemand lacht über mich. Es ist okay. Ich bin froh, dass ich hingehe.
    »Kann ich danach vorbeikommen?«, fragt Josh grade hoffnungsvoll. »Ich könnte was zu essen mitbringen… vom Chinesen oder was du sonst magst.«
    »Nein, Chinesisch klingt gut«, sage ich. Denn eigentlich hab ich weder was gegen einen gemütlichen Abend noch wenn er über Nacht bleibt. Denn die Spätschicht morgen in seiner Videothek geht von acht bis eins. Bis er dann abgeschlossen hat und bei mir ist, muss ich schon fast wieder zum Großmarkt.
    »Was nimmst du?«, erkundigt er sich und klingt irgendwie erleichtert.
    »Keine Ahnung«, antworte ich ehrlich.
    »Ich würde bei Jin-Ling vorbeigehen, die sind ganz gut und es liegt auf dem Weg. Ich glaube, die haben ihre Karte auch im Netz. Kannst dir ja was aussuchen und mir eine SMS schreiben. Ich bin gleich in der Redaktionskonferenz, da kann ich vielleicht nicht rangehen.«
    »Mach ich, wenn ich Zeit hab«, verspreche ich. »Ansonsten bring mir einfach das, was du nimmst.«
    »Ich glaube, es ist Jin-Ling Hamburg.de, ist auf der Budapester Straße. Über Google findest du's bestimmt.«
    »Kein Problem«, lüge ich. Jin-Ling … Na super. Ich hab keine Ahnung, wie man das schreibt und noch weniger, wie ich das im Internet finden soll.
    »Kannst du mir den Link schicken?«, frage ich mutig. Schließlich habe ich seit meinem ersten Kurstag eine E-Mail-Adresse. Sie ist ein bisschen peinlich, weil ich Ben10 genommen hab. Aber ich wollte was Kurzes, mit dem ich zurechtkomme, und sie war beim Anbieter, den Frau Markwart mir empfohlen hat, weil sie das Menü dort übersichtlich findet und alle im Kurs beim selben Anbieter sind, noch frei.
    »Wenn du mir endlich mal deine höchstgeheime E-Mail-Adresse gibst«, kommt es prompt.
    »Ben«, sage ich.
    »Und weiter?«
    »Zehn.«
    »Zehn?« Er lacht.
    »Na ja, ist neu«, gebe ich verlegen zu.
    »Schon klar. Geschrieben oder in Zahlen?«
    »In Zahlen«, sage ich und nenne den Anbieter.
    »Okay, ich schick's dir gleich.« Zum Glück kommentiert er's nicht weiter.
    »Gut, ich schick dir eine zurück…« Ich schaffe das schon… Irgendwie…
    Durch die Ladentür erkenne ich eine Kundin, die sich zielstrebig nähert. Ich rutsche vom Tisch und stelle mich, das Handy immer noch am Ohr, hinter den Kassentresen. Einen Moment lang glaube ich, ich hätte mich getäuscht, als sie stoppt, interessiert die Auslage mustert und durch die Schaufensterscheibe ins Innere schaut, aber dann kommt sie zurück zur Tür und betritt den Laden.
    »Kundschaft«, murmle ich entschuldigend ins Klingeln der Türglocke. »Bis heute Abend dann.«
    »Bis heute Abend«, sagt er fröhlich. »Und vergiss die E-Mail nicht, Ben Ten.«
     
    ***
     
    Es ist viertel nach sechs, als ich endlich dazu komme, meinen Laptop hochzufahren. Es befindet sich tatsächlich eine E-Mail in meinem Posteingang. Zuerst bin ich nicht sicher, ob sie von Josh ist, da die Adresse, von der sie kommt, seinen Namen nicht enthält, aber als ich sie öffne, ist da tatsächlich ein Link, der mich zur Homepage eines Take-away- Chinesen führt. Darunter hat er mir eine Nachricht geschrieben.
    Kurz versuche ich, sie ohne Hilfe zu entziffern, aber sie ist zu kompliziert und nach Hey, Ben Ten kapituliere ich. Außerdem hat Frau Markwart gesagt, dass es in Ordnung ist, wenn ich zum Lesen erst mal weiterhin das Übersetzungsprogramm zur Hilfe nehme. Sie hat sogar gemeint, das sei eine gute Idee.
    Ich öffne es also über die Chronik und markiere mit der Tastatur, was er mir geschrieben hat. Das kann ich mittlerweile im Schlaf und ohne diese Funktion wäre ich echt aufgeschmissen. Keine Ahnung, wie Menschen wie ich das vor dem PC-Zeitalter gemacht haben. Das Programm, das Daniel mir irgendwann gezeigt und in den Favoriten gespeichert hat, erleichtert vieles.
    Ich füge den Text ins Fenster und drücke dann mit dem Mauszeiger auf das kleine Lautsprechersymbol.
    »Hey. Hoffe, du

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